Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941

Quellen-Datenbank

Seite 
 von 100
Dokument Nr. 13

1. Die russlanddeutschen Geistlichen in der internationalen Diplomatie

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 62247

Datum: 7. Mai 1931
Verfasser: Brüning, Reichskanzler
Empfänger: Kardinal Bertram, Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, Breslau
Inhalt: Reichskanzler Brüning legt im Mai 1931 Kardinal Bertram dar, dass man den in der Sowjetunion inhaftierten deutschen Geistlichen wegen ihrer sowjetischen Staatsbürgerschaft nur inoffiziell helfen könne. Die Deutsche Botschaft sei aber darüber mit dem sowjetischen Außenkommissariat in Kontakt.

Abschrift
Der Reichskanzler
Berlin, den 7. Mai 1931
 
Seiner Eminenz, dem hochwürdigsten Herrn Adolf Kardinal  B e r t r a m
Fürsterzbischof von Breslau Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, Breslau
 
Eurer Eminenz
 
beehre ich mich auf das Schreiben vom 14. April d. Js. [diesen Jahres], betreffend die Lage der gefangenen bzw. verbannten katholischen Priester deutscher Stammeszugehörigkeit in der Sowjetunion zu erwidern, daß die Deutsche Botschaft in Moskau und die ihr unterstellten Konsulate seit jeher weitgehend bemüht sind, sich für diese Geistlichen einzusetzen. Allerdings können unsere auf Erleichterung des Schicksals der Betroffenen gerichteten Schritte nur einen inoffiziellen Charakter tragen, da die Geistlichen nahezu ausschließlich Staatsangehörige der Sowjetunion sind. Derselben Schwierigkeit begegnen auch die Vertretungen anderer Länder, welche sich für die Personen einsetzen. Sollten dem Caritasverband oder sonstigen Stellen Fälle bekannt sein, in denen es den Vertretungen anderer Länder gelungen ist, wesentliches zu Gunsten der verfolgten Geistlichen zu erreichen, so würde ich für nähere Angaben hierüber dankbar sein, um hiervon gegenüber der Sowjetregierung entsprechenden Gebrauch machen zu können. Gerade jetzt wären derartige Angaben besonders zu begrüßen, da, wie ich streng vertraulich bemerken darf, der Herr Botschafter in Moskau mit dem Außenkommissariat in einem Meinungsaustausch über das Los der Geistlichen eingetreten ist. Der Herr Botschafter hat nachdrücklich darauf hingewiesen, welche unerfreulichen stimmungsmäßigen Rückwirkungen die Behandlung der Geistlichen durch die Sowjetregierung gleichmäßig in katholischen wie protestantischen Kreisen auslöste und wie sehr hierdurch die deutsch-russischen Beziehungen Gefahr laufen, in ungünstiger Weise belastet zu werden.
 
Mit verehrungsvollen Empfehlungen
 
bin ich Eurer Eminenz aufrichtig ergebener
 
Dr. Brüning

Empfohlene Zitierweise:
Dokument Nr. 13, in: Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922-1941. Quellen-Datenbank. Hrsg. von Katrin Boeckh und Emília Hrabovec. URL: http://www.konnetz.ios-regensburg.de/dokumenteview.php?ID=13, abgerufen am: 14.10.2024.
Seite 
 von 100
Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich
 

PDF: PDF
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos