Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941

Quellen-Datenbank

Seite 
 von 100
Dokument Nr. 11

1. Die russlanddeutschen Geistlichen in der internationalen Diplomatie

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1937),
Pos. Scat. 664 I P.O.,
Fasc. 62,
Fol. 31r-32r

Datum: 20. April 1931
Verfasser: Richard Meyer, Auswärtiges Amt
Empfänger: Päpstliche Kommission Pro Russia
Inhalt: Dem Heiligen Stuhl wird eine Mitteilung des Auswärtigen Amts weitergeleitet, wonach Litvinov im Jahr 1931 inhaftierten Geistlichen die Möglichkeit der Ausreise aus der UdSSR und die Einreise nach Deutschland anheim stellt. Litvinov erhielt weiter vom deutschen Botschafter von Dirksen genauere Angaben zu deutschen Geistlichen in der Sowjetunion und den Zustand ihrer Gemeinden.

Auswärtiges Amt
Berlin, den 20. April 1931
 
Sehr geehrter Herr Prälat!
 
Im Anschluß an mein Schreiben aus Moskau darf ich Ihnen in der Anlage Abschrift eines heute eingegangenen Briefes von Herrn von Dirksen mit der Bitte um streng vertrauliche Kenntnisnahme zuleiten. Hierzu darf ich bemerken, daß Litwinow einige Tage vor meiner Abreise in einem Gespräch über die Geistlichen mit Herrn von Dirksen die Äusserung fallen liess, daß es sich wohl ermöglichen lassen würde, einzelnen Geistlichen die Einreise nach Deutschland zu gestatten, falls sie dringenden Wert darauf legten, das Sowjetgebiet zu verlassen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren – und Herr von Dirksen teilt ihn auch –, daß die Sowjetregierung auf diese Weise Gelegenheit nehmen möchte, besonders prominente Geistliche, deren Inhaftierung für sie eine unerfreuliche politische Belastung darstellt, los zu werden. Auf diese Weise würde natürlich die Zahl der Geistlichen in Rußland stets vermindert werden, denn mit einem Ersatz kann unter gar keinen Umständen gerechnet werden.
Was die Unterstützung im einzelnen anbelangt, so hat sich ergeben, daß die Versorgung mit Kleidungsstücken, Schuhwerk und Nahrungsmitteln sehr schwierig ist. Am leichtesten ist noch die geldliche Unterstützung und ich möchte raten, den von Herrn von Dirksen vorgeschlagenen Weg zunächst einmal versuchsweise zu beschreiten. Wir können ja später immer noch andere Wege einschlagen, falls dieser nicht zum Ziele führt. Da mir die Adresse von Herrn Prälaten Glaser leider nicht bekannt ist, bin ich nicht in der Lage, die weiteren Fragen von Herrn von Dirksen zu beantworten. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Herrn Prälaten Glaser veranlassen würden, das notwendige Material mir baldmöglichst zuzuleiten.
 
[Handschriftlich:] Mit angelegentlichen Empfehlungen Ihr ergebener Richard Meyer
 

Empfohlene Zitierweise:
Dokument Nr. 11, in: Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922-1941. Quellen-Datenbank. Hrsg. von Katrin Boeckh und Emília Hrabovec. URL: http://www.konnetz.ios-regensburg.de/dokumenteview.php?ID=11, abgerufen am: 07.12.2024.
Seite 
 von 100
Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich
 

PDF: PDF
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos