Konfessionelle Netzwerke der Deutschen in Russland 1922–1941

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Dokument Nr. 51

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Archiv des Deutschen Caritasverbandes e. V. (ADCV),
R681,
Fasz. 01

Datum: nach September 1932
Verfasser: „Brüder in Not“
Inhalt: Logistik, wie Hilfslieferungen aus Deutschland die notleidenden „deutschstämmigen Brüder“ in der Sowjetunion erreichen: Geldüberweisungen über das sowjetische Torgsin-System, Paketsendungen über eine erprobte Firma mit Sitz in Berlin.
Vertrauliches Rundschreiben.
Nicht zur Veröffentlichung
 
 
L i e b e s g a b e n   n a c h    R u s s l a n d.
 
Die Nachrichten über die trostlose Notlage in der Sowietunion, besonders unter unseren deutschstämmigen Brüdern, werden von Tag zu Tag dringender. Eine Hungerkatastrophe in einzelnen Gebieten scheint nach dem Urteil aller Sachkundigen unvermeidlich.
Diese Tatsache zwingt uns, auf alle möglichen Hilfsmassnahmen zu sinnen. Wie die Verhältnisse heute liegen, ist  n u r  der Weg individueller Hilfe durch Geld- oder Paketsendungen an einzelne Empfänger möglich. Dank der Bemühungen der in Frage kommenden Stellen und Organisationen gibt es seit kurzem auf Grund von Abmachungen mit der russischen Seite sichere Möglichkeiten, solche Sendungen von Fall zu Fall nach unseren Weisungen von Berlin aus durchzuführen.
Die Geldüberweisung nach Russland gehen unter der Garantie einer sowjetrussischen Bankstelle an die staatlichen Torgsingeschäfte in den grösseren oder kleineren russischen Städten zu besonders ausbedungenen niedrigen Spesen (Ueberweisungen bis zu 200,-M. nur 2.-M Spesen). Die Empfänger erhalten von dem nächstliegenden Torgsingeschäft, an das die Spende geschickt wird, die Torgsinpreisliste mit der Aufforderung, sich nach dieser Liste für den übersandten Betrag die gewünschten Waren abzuholen oder schicken zu lassen. Das innerrussische Porto für diese Pakete ist festgelegt und beträgt für 10 kg. 1,50 Rubel (3,30 M.). Weil die Warenbestände in den Torgsin-Geschäften in den kleineren Städten oft unzureichend sind, besteht der Plan, die Pakete an die Empfänger in der Hauptsache aus Moskau und den grösseren Städten absenden zu lassen, sofern dies im einzelnen Falle praktisch ist oder von den Beteiligten gewünscht wird. Es sei hier noch bemerkt, dass das Torgsin-System sich in Russland immer weiter auszubreiten scheint.
Es sind weiter Paketsendungen aus dem Ausland zu günstigeren Bedingung als bisher möglich, und zwar durch eine Berliner Versandgesellschaft, deren Dienste von grösseren caritativen Organisationen vor allem der mennonitischen bereits erprobt sind; diese Gesellschaft führt auch die Torgsin-Ueberweisung aus und firmiert:
“Gesellschaft für den Paketversand nach Russland“
Inhaber Fast & Briliant, Berlin W. Wittenbergplatz 1.
 
Bekanntlich hatten die Mennoniten zur Ueberwachung ihrer recht grossen Paketversendung über die Firma Tietz bis zur Auflösung dieses Monopolvertrages mit den Russen (1. Sept. 1932) bei dieser Firma Herrn A. P. Fast Berlin W.30. Frankenstrasse 8, (Tel. Pallas 1595) als Vertrauensmann und technischen Sachbearbeiter bestimmt. Dieser Vertrauens- und Ueberwachungsposten ist bisher auch den anderen caritativen Organisationen zugute gekommen. In der erwähnten Gesellschaft wird Herr Fast in massgebender Position mitarbeiten, wodurch eine starke Garantie gegeben ist. Eine juristische oder moralische Bindung an die Treuhandgesellschaft besteht nicht, auch seitens der Mennoniten-Organisation nicht.
Da eine Konzentration aller caritativen Kräfte aus den verschiedensten Gründen geboten ist, empfehlen wir nach eingehender Prüfung aller bestehenden Möglichkeiten für Geld- und Paketsendung nach Russland diese Gesellschaft zu benutzen. (Der Vollständigkeit halber seien die anderen Möglichkeiten angeführt: Lebensmittelsendung durch die Firma R. Koschwitz & Co, Berlin-Weissensee; andere Waren durch die Firma N. Israel, Berlin, Spandauerstrasse; Medikamente durch die Simons Apotheke, Berlin, Spandauerstrasse).
Nachdem nunmehr dieser günstige und erprobte Weg vorhanden ist, ist es die unaufschiebbare Aufgabe der einzelnen Kirchen- und Hilfsorganisationen, durch geeignete Aufrufe in ihrer Presse, die ihnen nahestehenden Kreise für dieses so notwendige Hilfswerk zu mobilisieren. Aus naheliegenden Gründen müssen diese Aufrufe – falls nicht das ganze Werk gefährdet werden soll! – unbeschadet ihrer wirksamen Sprache sich jeder politischen Stellungnahme und Werturteile enthalten. Weiter ist es empfehlenswert, dass die Aufrufe nicht von einer Spitzenorganisation, sondern von den kirchlichen Stellen und Verbänden  e i n z e l n  herausgehen.
Einen Vorschlag, wie etwa ein solcher Aufruf gehalten werden sollte, erlauben wir uns beizufügen.
 
Berlin, den . . . . . . . .
 
REICHSSAMMLUNG „BRUEDER IN NOT“
 
(Unterschriften der Verbände und Mitglieder)

Auswahl
Dokument Nr. 52

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA),
R 62247

Datum: 6. Dezember 1932
Verfasser: Twardowski, Deutsche Botschaft Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Bericht der Deutschen Botschaft in Moskau an das Auswärtige Amt über die Verteilung von 3.000 Reichsmark zugunsten deutscher katholischer Geistlicher.
Deutsche Botschaft
Moskau, den 6. Dezember 1932
Auf den Erlaß VI W 10958 vom 31. Dezember 1931
 
Betr. Verwendung von Beträgen für das katholische Deutschtum in der Sowjetunion.
 
Geheim!
 
Der mit dem nebenzeichneten Erlaß überwiesene Betrag von RM 3000.- ist folgendermaßen verwandt worden:
1) Dem Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes wurden zur Verteilung besonders an die verschickten und verhafteten, aber auch an die noch im Dienst befindlichen deutschstämmigen katholischen Patres in der Zeit vom 27. Februar bis 5. Oktober 1932 insgesamt RM 2700.- übergeben. Über die Verwendung dieses Betrages im einzelnen liegen der Botschaft die Berichte des Internationales Roten Kreuzes und die Quittungen der Empfänger vor.
2) An das Konsulat Odessa wurden Rbl. 300.- = RM 300.- auf Anforderung übersandt.
 
In Vertretung
gez. Twardowski

Auswahl
Dokument Nr. 53

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 73,
Fol. 72r-87r

Datum: 14. Dezember 1932
Verfasser: Heinrich Wienken, Deutscher Caritasverband, Direktor
Empfänger: Michel d’Herbigny, Kommission Pro Russia
Inhalt: Die deutsche Regierung unterstützt kulturelle Anstrengungen für die Deutschen in der Sowjetunion. Darunter fallen auch Geldzahlungen für katholische Geistliche, für die Erhaltung der mit hohen Steuern belegten Kathedrale von Saratov. Eine seltene Kontaktaufnahme eines deutschen Priesters aus der Wolgarepublik mit der Deutschen Botschaft in Moskau erbrachte ebenfalls Hilfestellungen für verfolgte Geistliche. Deutsche Katholiken und Mennoniten warten in Charbin auf die Ausreise nach Südamerika. Internationaler Aufruf der Caritas zur Unterstützung der Hungerleidenden in der Sowjetunion.
Betreff: Pastoration der deutschen katholischen Arbeiter in Russland.
Deutscher Caritasverband
Hauptvertretung
Berlin, den 14. Dezember 1932
 
Seiner Exzellenz
dem Hochwürdigsten Herrn Michael d’Herbigny
Bischof von Ilion, Präsident der Päpstlichen Kommission für Russland
Rom – Vatikan
 
Betr.: Pastoration der deutschen katholischen Arbeiter in Russland.
 
E w .   E x z e l l e n z !
 
Im Anschluss an das diesseitige Schreiben vom 21. Januar 1932 gestatte ich mir, Ew. Exzellenz ehrerbietigst mitzuteilen, dass die Deutsche Botschaft in Moskau zu der Anregung, die seelsorgliche Betreuung der deutschen Arbeiter in Russland ermöglichen zu helfen, in einem Schreiben an das Auswärtige Amt, das ich in der Anlage zur vertraulichen Kenntnisnahme beilege, Stellung genommen hat. (Anlage I.)
Gemäss dem Inhalt dieses Schreibens sind die Aussichten, dass in nächster Zeit mit der Pastoration der deutschen Arbeiter in Russland begonnen werden kann, sehr gering. Aber je mehr deutsche Arbeiter nach Russland auswandern -- darunter Familien mit Kindern --, um dort Arbeit und Brot zu suchen, um so stärker empfindet die Deutsche Regierung die Notwendigkeit, dass in  k u l t u r e l l e r  Hinsicht für diese Leute durch Einrichtungen von Schulen, Büchereien usw. gesorgt werde. Die Sowjetregierung wird sich, davon ist man überzeugt, hierbei in irgendeiner Weise zu Konzessionen bereitfinden lassen. Es wird diesehalb schon immer wieder zwischen der Deutschen Regierung und der Sowjetregierung verhandelt, und es darf erwartet werden, dass in nicht all zu langer Zeit eine Lösung gefunden wird. Vor wenigen Monaten konnte bereits in Moskau die erste deutsche Schule für reichsdeutsche Kinder eröffnet werden.
Mit der Schaffung dieser kulturellen Einrichtungen wird dann von selbst die Zulassung katholischer Lehrkräfte und ebenso katholischer Geistlicher zur Erteilung des Religionsunterrichtes und der weiteren religiösen Betreuung akut werden. Zu gegebener Zeit wird die Deutsche Regierung, wie sie hofft, es erreichen, dass die Einreise deutscher katholischer Geistlicher nach Russland seitens der Sowjetregierung gewährt wird. Es darf noch einmal betont werden, dass es der deutschen Regierung wirklich ernst mit ihrer Absicht ist, mitzuhelfen, dass die katholischen deutschen Arbeiter in Russland nicht ohne Seelsorge bleiben.
Erfreulich ist es, wie in diesem Zusammenhang bemerkt werden darf, dass die deutschen amtlichen Stellen in den zwei letzten Jahren ein ausserordentlich lebhaftes Interesse für das Schicksal der armen deutschstämmigen Katholiken in Russland, vor allem der katholischen Priester, zeigen. Die Deutsche Botschaft unterstützt, wie ich vertraulich mitteilen darf, regelmässig die katholischen Geistlichen mit Liebesgaben: Geld, Kleidung, Nahrungsmittel. Im laufenden Jahre wird hierfür ein Betrag von 12.000 – Mark aufgewandt. U.a. wurden:
im Juni d. Js. [diesen Jahres]  an 13 Geistliche Rubelbeträge und
an 14 Geistliche Lebensmittelpakete,
im August ds. Js. [diesen Jahres] an 15 Geistliche Geldbeträge und
an 17 Geistliche Lebensmittelpakete und
im September d. Js. [diesen Jahres] an 2 Geistliche Geldbeträge und
an 17 Geistliche Lebensmittelpakete
zugeleitet. Interessant ist ein vertraulicher Bericht aus Moskau, der hierauf Bezug nimmt und den ich Ew. Exzellenz in der Anlage zur gütigen vertraulichen Kenntnisnahme beilege. Ein zweiter Bericht folgte im November d. Js. [diesen Jahres]. Er wird auch in der Anlage zur gütigen Kenntnisnahme beigelegt. (Anlagen II. und III.)
Vor einigen Tagen erhielten wird sodann zur Kenntnisnahme einen Bericht über die katholische Gemeinde in Taschkent, der als Anlage IV beigefügt wird. Selbstverständlich werden wir dafür Sorge tragen, dass der in diesem Schreiben erwähnte katholische Geistliche Jarmolowitsch durch uns Liebesgaben zugeschickt erhält. (Anlage IV.)
Was die Erhaltung der Kathedrale in Saratow, über die im Bericht III die Rede ist, betrifft, so ist mit dem Auswärtigen Amt vereinbart worden, dass der Betrag von 5.000.- Rubel = 5.000.- Rmark gezahlt wird. Das Auswärtige Amt wird 3.000.- Mark zahlen, der Restbetrag wird anderweitig aufgebracht.
Da, wie uns bekannt ist, die Hungersnot in Russland zur Zeit sehr bedrohliche Formen angenommen hat, so sind, in Vereinbarung mit dem Auswärtigen Amt, in beschränktem Umfange Hilfsaktionen zu Gunsten der Hungernden in Russland, besonders der Deutschstämmigen eingeleitet worden. In diesen Tagen haben wir seitens des Deutschen Caritasverbandes beigefügten Aufruf an mehr als 80 Sonntagsblätter zur Veröffentlichung geschickt. Aus besonderen Gründen kann der Aufruf von politischen Tageszeitungen nicht veröffentlich werden, weil dann befürchtet werden muss, dass seitens der Sowjetbotschaft in Berlin die ganze Aktion gefährdet wird. Auch haben wir im Auslande, in den Vereinigten Staaten und Kanada um Einleitung einer Hilfsaktion gebeten.  – (Anlage V.)
Leider hat die Ueberführung der deutschrussischen Flüchtlinge, die sich immer noch in Harbin befinden, nach Süd-Amerika immer noch nicht stattfinden können. Wir schrieben Ew. Exzellenz bereits über diese Angelegenheit im Februar ds. Js. [diesen Jahres]. Da es uns in Deutschland unmöglich ist, die für die Ueberführung der 48 Katholiken und deren Ansiedlung in Süd-Amerika benötigte Geldsumme – etwa 37.000.- Mark – aufzubringen, so hatten wir gehofft, dass die deutschen Katholiken in den Vereinigten Staaten uns helfen würden. In einem Schreiben vom September ds. Js. [diesen Jahres] war auch eine Hilfe in ziemlich sichere Aussicht gestellt. Leider aber ist bis heute noch keine endgültige Zusage erfolgt. Vor wenigen Tagen haben wir erneut wieder in St. Louis nach dem Stand der Angelegenheit Erkundigungen eingezogen. Im vorigen Monat besuchte uns ein Herr Wiebe, der drei Jahre lang die Flüchtlingslager in Harbin geleitet hat, und berichtete über die Lage der dortigen Flüchtlinge. Er war besonders von der katholischen Gruppe beauftragt worden, uns mitzuteilen, dass man mit grosser Sehnsucht auf den Abtransport von Harbin wartet. Da die Katholiken immer noch in Unsicherheit sind, ob ihnen tatsächlich geholfen wird, sind sie durch das lange Warten ganz verzweifelt. Infolge der riesigen Ueberschwemmungen, die im Sommer in Harbin und Umgegend waren, sind die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr schlecht geworden. Es herrscht grosser Mangel an Kleidung, und auch die Verpflegung lässt sehr zu wünschen übrig. Wie ich Ew. Exzellenz bereits mitteilte, ist in Süd-Amerika alles für die Aufnahme der Flüchtlinge vorbereitet. Auch sind die Verhandlungen mit den Schiffahrtsgesellschaften eingeleitet. Es braucht demnach nur das Geld zur Verfügung stehen, um sofort mit dem Transport der Leute beginnen zu können. Allerdings ist daran gedacht, dass die katholische Gruppe zusammen mit der mennonitischen Gruppe die Ueberfahrt nach Süd-Amerika antritt, weil dadurch die Transportkosten wesentlich verringert werden. Hoffentlich wird nun aus Amerika die erbeten Hilfe kommen. Wir werden uns erlauben. Ew. Exzellenz dann später weitere Mitteilung zu geben.
Als Anlage IV erlauben wir uns noch einen Bericht über die Lage der römisch- katholischen Kirche in der Autonomen Republik der Wolgadeutschen zu überreichen, der sicherlich das Interesse Ew. Exzellenz finden wird. (Anlage VI.)
In ehrfurchtsvoller Ergebenheit!
gez. Heinrich Wienken
Direktor.
 
 
6 Anlagen
 
Anlage I.
A b s c h r i f t .
 
V E R T R A U L I C H !
 
Mit verbindlichem Dank bestätige ich Ihre freundlichen Zeilen vom 15.d.M. [dieses Monats] und freue mich, Ihnen mit der fortlaufenden Uebermittlung der bei der Botschaft über die Lage der deutschen katholischen Geistlichen in der UdSSR eingehenden Nachrichten gedient zu haben.
Was die von Ihnen in Verbindung mit dem Schreiben des Deutschen Caritasverbandes aufgeworfene Frage bezüglich der Entsendung eines reichsdeutschen katholischen Geistlichen nach der UdSSR betrifft, so möchte ich Ihnen vor allem mitteilen, dass dieser Frage der Herr Botschafter persönlich das lebhafteste Interesse entgegenbringt. Er ist in letzter Zeit wiederholt auf diesen Punkt zurückgekommen und hat dabei ausdrücklich betont, dass ihm an einer positiven Lösung ausserordentlich gelegen sei, was auch darin zum Ausdruck gekommen ist, dass er bei Herrn Krestinski diesen unseren Wunsch schon vor geraumer Zeit vertreten hat. Der Herr Botschafter hat ferner gelegentlich der Reise des Legationssekretärs P. nach Swerdlowsk Anfang Dezember v.J. [vorherigen Jahres] diesen beauftragt, die Sachlage in Swerdlowsk zu klären und die dortigen reichsdeutschen Ingenieure und Techniker, die seinerzeit eine Petition an die Botschaft wegen Erhaltung der katholischen Kirche in Swerdlowsk gerichtet hatten, näher zu befragen. Dabei hat Herr Pfeiffer leider die Feststellung machen müssen, daß das tatsächliche Interesse der wenigen katholischen Ingenieure und Techniker an der Sache ausserordentlich gering ist. Sie erklärten ihm einstimmig, dass sie von sich aus niemals mit einem solchen Antrag hervorgetreten wären, wenn sie nicht zufällig von einigen ortsansässigen Katholiken dazu bewogen worden wären. Jedenfalls hätten sie dabei nicht aus einem eigenen inneren Bedürfnis heraus gehandelt. Aehnliche Beobachtungen sind auch anderen Stellen der UdSSR bei hier eingewanderten oder vorübergehend anwesenden reichsdeutschen Katholiken gemacht worden.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Zurückhaltung nicht zuletzt durch den kirchenfeindlichen Kurs der Sowjetregierung hervorgerufen ist, der bei den meisten die nicht unberechtigte Befürchtung erweckt, dass sie sich durch eine offene Bekundung ihrer religiösen Bedürfnisse bei ihrem Arbeitgeber in ein unliebsames Licht bringen könnten. Aber auch abgesehen hiervon würde die praktische Verwirklichung Ihres Gedankens, die hiesigen Reichsdeutschen durch einen oder mehrere aus Deutschland zu entsendende reichsdeutsche katholische Seelsorger zu betreuen, kaum zu überwindenden Schwierigkeiten begegnen. Ich fürchte vor allem, dass die Sowjetregierung, der bei der Beantragung des Sichtvermerks unbedingt reiner Wein eingeschenkt werden müsste, die Erteilung der Einreisegenehmigung ablehnen, zum mindesten aber zum Gegenstand langwieriger Verhandlungen machen würde. Sollte es trotzdem gelingen, dieses Hindernis zu überwinden, dann entsteht die Frage, wo die Gottesdienste stattfinden sollen. Die Reichsdeutschen sind auf dem gewaltigen Territorium der UdSSR zerstreut und als Ingenieure und Techniker zum Teil in ganz unwirtschaftliche Gegenden des Ostens verschlagen, wo fast nirgend Gotteshäuser zur Verfügung stehen, in denen die geistlichen Handlungen vorgenommen werden könnten. Gleichzeitig muss aber mit Sicherheit damit gerechnet werden, dass sich wohl nirgends so mutige und glaubenstreue Katholiken finden werden, die es wagen würden, ihre Privaträume, soweit sie infolge ihrer Beschränkungen hierfür überhaupt in Frage kommen, für kirchliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Bei den ungeheueren Hindernissen und Misshelligkeiten bei der Fortbewegung in diesem Lande, dem tagelangen Warten auf den Erhalt von Fahrkarten, den Schwierigkeiten in der Lebensmittelversorgung u.a.m. ist zu fürchten, dass der ideelle Nutzeffekt der Aktion in keinem Verhältnis stehen wird zu dem Aufwand der zu seiner Durchführung erforderlichen materiellen Mittel. Dazu kommt, dass der Möglichkeit einer religiösen Einwirkung auf die reichsdeutsche katholisch[e] Jugend in der UdSSR, - soweit eine solche hier überhaupt vorhanden ist, - durch das Verbot, Religionsunterricht an Minderjährige zu erteilen, sehr enge und harte Schranken gesetzt sind.
Es bleibt schliesslich die Frage, ob es möglich und zweckmässig erscheint, bei der Sowjetregierung die Genehmigung zur Stationierung eines katholischen Geistlichen bei der Deutschen Botschaft in Moskau zu beantragen. Zu dieser Frage hat sich meines Wissens Herr Pater Schlund nach seiner Rückkehr nach Deutschland dahin geäussert, dass er die Betätigungsmöglichkeiten für den Geistlichen angesichts des hier herrschenden Ueberwachungsdienstes für verschwindend gering halte.
Es war meine Pflicht, Ihnen, sehr verehrter Herr T., die bestehenden Schwierigkeiten in aller Offenheit darzulegen. Ich bitte Sie aber glauben zu wollen, dass wir keine Mühe scheuen würden, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wenn wir uns auch nur einen geringen Erfolg davon versprächen.
 
Unterschrift.
 
 
 
Anlage II.
Vertraulich!
 
Am 15. d.M. [dieses Monats] hat die Botschaft unter Tgb. Nr. E.118/32 über die Lage der römisch-katholischen Kirche in der Autonomen Republik der Wolgadeutschen berichtet. Im Anschluss daran möchte ich Ihnen heute noch einige Einzelheiten übermitteln, die sich für die Verwendung in einem Bericht nicht besonders eignen, die sich aber vielleicht durch gesprächsweise gegenüber den an diesen Fragen interessierten Kreisen verwerten liessen.
Einer der 4 Geistlichen, die zurzeit noch in der Wolga-Republik tätig sind, nämlich Pater H., war persönlich auf der Botschaft. Von ihm stammen zum grössten Teil die in dem Bericht enthaltenen Aufgaben. Pater H. war nach Moskau gefahren, um hier mit Bischof Neveu Fühlung zu nehmen. Insbesondere wollte er den Rat des Bischofs Neveu wegen der Erlangung des päpstlichen Dispens für den verheirateten Model einholen, der möglichst bald zum Priester geweiht werden soll. Bischof Neveu war jedoch in diesen Tagen krank und deshalb nicht in der Kirche anzutreffen. Auf der französischen Kirche war seine Adresse auch nicht zu erfahren.
Pater H. fasste sich dann ein Herz und kam auf die Deutsche Botschaft, wo er Gelegenheit fand, sich mit Herrn Leg.-Sekretär Pfeiffer gründlich auszusprechen. Das ist das erste Mal seit längerer Zeit, dass ein deutschstämmiger Geistlicher trotz des damit verbundenen Risikos den Weg zur Botschaft gefunden hat.
 Herr Pfeiffer war auch in der Lage, Pater H. die Adresse des Bischofs Neveu zu geben. Was er im einzelnen mit diesem vereinbart hat, hoffe ich in nächster Zeit zu erfahren.
Für Pater H. war es eine grosse Erleichterung, sich einmal offen aussprechen zu können. Die Geistlichen in der Wolgarepublik leben in einer so starken Isolierung, wie man sich das sonst bei der katholischen Kirche kaum vorstellen kann. Sie haben keine Fühlung mit ihren geistlichen Ober[e]n und wissen daher auch nicht, wie sehr man um ihr Los besorgt ist. Es war für Pater H. eine Ueberraschung, aber auch eine sehr grosse Freude zu hören, dass die ganze katholische Welt mit lebhafter Anteilnahme das Schicksal der Kirche und der Geistlichen in der Sowjetunion verfolgt.
Aus den über das Auswärtige Amt zur Verfügung gestellten Mitteln konnte Pater H. ein Betrag von Rbl. 200.- übergeben werden. Das bedeutet für ihn und die anderen katholischen Geistlichen der Wolgarepublik eine sehr wesentliche Förderung.
Um Pater H. nicht der Gefahr auszusetzen, in der Nähe der Botschaft abgefangen und verhört zu werden, brachte ihn Herr Pfeiffer mit einem Auto fort und setzte ihn in einer belebten Strasse ab. Pater H. war sichtbar gerührt und äusserte im Auto: „Das ist eine der glücklichsten Stunden meines Lebens“. Dabei ist er nach Pfeiffers Beschreibung, nicht etwa sentimentaler Salongeistlicher, sondern ein ziemlich robuster Bauernpfarrer.
Ich hoffe, dass sich nunmehr von Zeit zu Zeit wenigstens die Möglichkeit bietet, auch über die Geistlichen im Wolga-Gebiet etwas zu erfahren. Ich werde nicht verfehlen, Sie immer auf dem Laufenden zu halten, sei es durch Berichte oder durch Privatbriefe.
 
 
 
Anlage III.
 
Abschrift.
 V E R T R A U L I C H .
 
Der deutsche katholische Geistliche H. aus dem Wolgagebiet war Ende September wieder in Moskau. Es ist gelungen, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Pater H. sprach zunächst in aufrichtiger Bewegung Dank aus für die Hilfe, die ihm und seinen Mitbrüdern zuteil geworden ist. Sowohl die im Wolgagebiet noch tätigen Geistlichen als auch die verschickten Priester, deren Adresse er seinerzeit habe angeben können, hätten Lebensmittel und Geld erhalten. Von den Verschickten habe der eine oder andere bisher noch nicht antworten können, da er selten Postgelegenheit habe. Jedoch stehe er persönlich mit ihnen in einer wenn auch losen und unregelmässigen Verbindung. Pater H. versicherte, dass diese Hilfe allen Geistlichen wieder neuen Mut gegeben habe, dass sie von der ganzen Welt vergessen seien. Er war auch in der Lage, mehrere bisher unbekannte Adressen von verschickten Geistlichen anzugeben, sodass es nunmehr möglich sein wird, auch diese zu unterstützen. Im allgemeinen [Allgemeinen] soll die Lage der Verschickten zur Zeit nicht allzu trostlos sein; sie werden, soweit sie in Lagern untergebracht sind, zum grössten Teil in der Kanzlei verwendet.
Von grosser Wichtigkeit erscheint, was Pater H. von der Kirche in Saratow erzählte. Die Gemeinde der grossen katholischen Kirche in Saratow, die die Kathedralkirche der Diöcese Tiraspol ist, konnte seit zwei Jahren die Steuern nicht mehr entrichten. Vor einigen Monaten erging deshalb die Weisung zur Schliessung der Kirche. Die Kirchengemeinde legte Einspruch ein und erlange einen Beschluss, wonach bis zur endgültigen Entscheidung über die Steuerbeschwerde die Kirche offen bleiben soll. Es besteht als die Gefahr, dass die Kirche jederzeit dem Gottesdienst entzogen werden kann. Diese Gefahr kann durch Zahlung der fälligen Beträge abgewendet werden. Es handelt sich um eine Summe von 5 000 Rubeln; dabei sind einbegriffen die fälligen Steuern, die Steuerstrafe und die Kosten für die Unterhaltung. Wird dieser Betrag aufgebracht so kann die Kirche für einige Zeit als gesichert gelten.
Pater H. hob nachdrücklich hervor, dass die Schliessung gerade im gegenwärtigen Augenblick ein schwerer Schlag sein würde. In der drückenden Not der letzten Monate ist das religiöse Leben zu einer noch vor kurzem kaum denkbaren Blüte erwacht. Die Bevölkerung hat sogar ihre Angst und Scheu gegenüber der Partei verloren. Sie stützt sich auf die gesetzlichen Bestimmungen, die formell die Freiheit der Kirche gewähren, und verlangt, dass man den Geistlichen und der Kirche die Möglichkeit zur Betätigung gibt, Tatsächlich werden auch den Geistlichen in der letzten Zeit nicht mehr so grosse Hindernisse in den Weg gelegt. Man gestattet ihnen z.B. stillschweigend, obwohl das den geltenden Bestimmungen nicht entspricht, geistliche Handlungen auch ausserhalb ihres Bezirks vorzunehmen. Das ist besonders wichtig, weil ja in dem grossen Wolgagebiet nur noch ganz wenige Geistliche tätig sind. Die wiedererwachende religiöse Bewegung würde natürlich stark gehemmt, wenn nun die Kathedralkirche geschlossen werden würde.
 
 
 
Anlage IV.
Abschrift
V E R T R A U L I C H .
 
In Taschkent wurde von ungarischen Kriegsgefangenen der Bau einer grossen katholischen Kirche begonnen. Der Bau konnte aber nicht ganz zu Ende geführt werden. Die Bauweise war so solide, dass es bisher nicht gelang, die Mauern niederzureissen. Die Kirche steht mit ihrer sehr eindrucksvollen Fassade noch jetzt, ist aber nicht in Benutzung. Der katholische Gottesdienst findet in einem Betsaal statt. Es besteht eine katholische Gemeinde von etwa 2000 Seelen. Infolge des Zustroms aus dem Wolgagebiet bilden die Deutschen jetzt den hauptsächlichsten Bestand der Gemeinde. Es ist ein katholischer Priester für ganz Mittel-Asien vorhanden. Er ist Weissrusse von Geburt, 40 Jahre alt und ist am grossen Seminar in Leningrad vor dem Kriege ausgebildet worden. Nach seinen Angaben sind die deutschen Mitglieder die eifrigsten. Der Geistliche lernt bei der Frau des evangelischen Pastors Deutsch, um auch in deutscher Sprache predigen zu können. Die Adresse des Geistlichen lautet:
Anton Jarmolowitsch
2. Turch Jangischachar H. 4, 63.
Er ist völlig abgeschnitten von der Verbindung mit der katholischen Hierarchie und bezieht von keiner Seite Unterstützung. Bis vor kurzem war er 7 Monate in Haft wegen angeblicher „Hooliganstwo“ [huliganstvo, russ. Rowdytum, ein strafrechtlich relevanter Tatbestand in der Sowjetunion]. Er bezeichnet das religiöse Leben als sehr lebendig und gut. Es würde für ihn eine grosse Erleichterung bedeuten, wenn er durch Torgsin eine Unterstützung erhalten könnte.
 
 
 
Anlage V.
 
A U F R U F !
LIEBESGABEN für VERWANDTE und FREUNDE in SOWJETRUSSLAND.
 
Aus zahlreichen Nachrichten, die täglich eintreffen, sehen wir, dass die Notlage unserer Brüder in der Sowjetunion sich von Tag zu Tag steigert. Gross ist die Not in Deutschland, in Europa und Amerika – vielmals grösser ist sie im Osten.
Auf Grund von Abmachungen mit den Sowjetbehörden bieten sich aber für diejenigen, die Verwandte und Freunde in der Sowjetunion haben, durch unsere Vermittlung sichere Wege, an ihre Angehörigen und Bekannten in der Sowjetunion Pakete aus dem Ausland oder über die staatliche russischen Torgsingeschäfte Geld oder Waren zu senden.
Erprobte Typenpakete mit Lebensmitteln und anderen Waren oder nach Wunsch auch Einzelzusammenstellungen können zum Versand gebracht werden. Preislisten und Vorschläge stehen auf Wunsch gern zur Verfügung. Der Versand selbstgepackter Pakete muss bis auf weiteres als untunlich bezeichnet werden. Wir dürfen deshalb darum bitten, von der Zusendung solcher Gaben freundlichst Abstand zu nehmen
Barüberweisungen für bestimmte Personen können ebenfalls durch unsere Vermittlung an die staatlichen Torgsingeschäfte in der Sowjetunion in jeder Höhe getätigt werden. Die Torgsingeschäfte teilen den Bedachten die überwiesene Summe mit und führen soweit möglich, ihre Warenbestellungen aus.
Bei den deutschen Vertrauensstellen liegen viele Bittgesuche von notleidenden Personen vor, die in Deutschland keine Angehörigen haben, ebenso solche von mittellosen deutschen Bittstellern um Hilfeleistungen für ihre Angehörigen in der Sowjetunion.
Wer Verwandte und Freunde in der Sowjetunion hat, darf keinen Tag mehr säumen! Deshalb sendet Geld und Bestellungen!
Wer keine Verwandten oder Freunde in Sowjetrussland zu bedenken hat, der möge an die denken, denen niemand hilft und für sie Geldspenden zur Verfügung stellen! Jedes Scherflein ist willkommen und bringt Segen!
 
Berlin, N.24.
DEUTSCHER CARITASVERBAND
Hauptvertretung Berlin.
Oranienburgerstrasse 13/14
d.7. XII. 1932
 
 
 
Anlage VI.
Abschrift.
 
S T R E N G   V E R T R A U L I C H !
 
Die Lage der römisch-katholischen Kirche in der Autonomen Republik der Wolgadeutschen.
 
Das europäische Russland bildet kirchenrechtlich noch heute einen Teil der Diöcese Tiraspol. Zu dieser Diöcese gehören in der Sowjetunion 4 Apostolische Administraturen: Krim (mit dem Sitz in Odessa), Kaukasus (mit dem Sitz in Piatigorsk), Saratow und Moskau.
Die Autonome Republik der Wolgadeutschen untersteht der Apostolischen Administratur in Saratow. In Saratow war früher ein kleines und ein grosses Seminar, in dem der Nachwuchs für den Klerus ausgebildet wurde. Die Stelle des Administrators ist seit der Verhaftung des Pastors Baumtrog verwaist. Die Seminare sind aufgelöst.
Die Seelenzahl in den katholischen Gemeinden betrug noch vor 2 Jahren rund 55 000. Zurzeit sind davon noch etwa 20% vorhanden. Diese Abnahme ist zurückzuführen auf die allgemeine Entvölkerung des Landes. Auf dem flachen Lande herrscht der Hunger und zwar in den Kollektivwirtschaften noch stärker als bei den Einzelbauern. Es hat daher eine Abwanderung hauptsächlich nach den Städten, nach Baku, Taschkent, Pokrowsk, Pensa, Samara u.s.w eingesetzt. Die Bauern, die noch ein Pferd hatten, verdienen sich in der Stadt durch Fahrten ihren Unterhalt.
 
Von den deutschstämmigen katholischen Priestern aus der Wolgarepublik sind weitaus die meisten verhaftet und verschickt. Zehn deutschstämmige Priester sind auf die Solowezki-Inseln verbannt, dreizehn andere sind verschickt.
Zurzeit sind in der Wolga-Republik noch vier deutschstämmige katholische Geistliche tätig, nämlich:
Pater BADER in Louis (Kanton Marienthal), 36 Jahre alt.
Pater HERMANN in Saratow, 48 Jahre alt.
Pater DIETRICH in Preuss (Kanton Seelmann), 33 Jahre alt.
Pater BRUNGART, Michael, in Hildmann, 58 Jahre alt.
Ausserdem leben in der Wolga-Republik noch:
Pater SCHNEIDER in Leichtling, 80 Jahre alt,
Pater BACH, Peter, in Neu-Obermonjou, 78 Jahre alt.
Wegen ihres hohen Alters können sie kaum mehr eine geistliche Tätigkeit ausüben.
Hervorzuheben ist, dass diese Geistlichen alle aus dem Seminar in Saratow hervorgegangen sind. Die Priester, die ihre Ausbildung ausserhalb Russlands empfangen haben, sind alle verhaftet oder verschickt.
In Saratow besteht auch eine polnische Gemeinde, jedoch ohne Geistlichen. Sie wird durch Pater Hermann versorgt. Ausserdem lebt dort ein russischer römisch- katholischer Geistlicher, namens Anissimow, der erst kürzlich 6 Monate in Haft war.
Geistlicher Nachwuchs kann unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht herangebildet werden. Für das geistliche Amt ist zur Zeit ein einziger Kandidat vorhanden, er heisst  M O D E L , Alexander, ist 36 Jahre alt, und hat früher das kleine Seminar in Saratow und von dem grossen Seminar zwei Kurse absolviert, hat aber die Weihen nicht empfangen, sondern sich später verheiratet. Zur Zeit ist er in einem Kollektiv in Basa, Kanton Marxstadt, tätig. Er hat seine Studien privat fortgesetzt und will sich jetzt zum Priester weihen lassen. Seine Frau ist damit einverstanden. Es muss jedoch zunächst die kirchliche Dispens vom Band der Ehe von Rom eingeholt werden. Bisher war es aber auch nicht möglich, mit Rom in Verbindung zu treten.
Leben und Arbeit erfordern von den katholischen Priestern der Wolga-Republik grosse Charakterstärke. Sie sind ganz auf sich allein gestellt. Sie haben keinen Administrator, niemanden, der ihnen Weisungen gibt und niemanden, von dem sie Entscheidungen einholen können. Von der Verbindung mit der kirchlichen Hierarchie sind sie vollkommen abgeschnitten. Sie können sich mit niemanden über die Entwicklung und über ihre Sorgen aussprechen. Jeder von ihnen war schon kürzere oder längere Zeit verhaftet. Aber sie halten aus.
Der Ausübung des geistlichen Amtes stehen in der Wolga-Republik die gleichen Schwierigkeiten wie anderwärts entgegen. Die 4 Geistlichen müssen, um einigermassen das kirchliche Leben aufrechtzuerhalten, im Fuhrwerk von Gemeinde zu Gemeinde fahren. Auf dem Lande ist es wegen der fast völligen Kollektivierung schwierig, ein Fuhrwerk zu bekommen. Wer den Geistlichen fährt, setzt sich leicht Unannehmlichkeiten aus. In der Stadt ist es verhältnismässig leichter, ein Fuhrwerk auch zu Fahrten über Land zu mieten.
Das Einkommen der Geistlichen ist völlig ungewiss. Sie leben von den Almosen der Gemeinde. Im letzten Jahr ist aber die Lage aller Bewohner so schlecht geworden, dass niemand mehr nennenswert zum Unterhalt der Priester beitragen kann.
Die steuerliche Belastung der Kirche und der Geistlichen ist so hoch, dass die nötigen Beträge nicht aufgebracht werden können. In Saratow hat die Gemeinde seit 2 Jahren keine Steuer mehr bezahlt. Trotzdem ist die Kirche nicht weggenommen worden.
Ueberhaupt ist im letzten Jahr in dieser Frage eine etwas nachsichtigere Behandlung festzustellen. Sie beruht wohl darauf, dass man der Kirche keine besondere Widerstandskraft mehr zutraut.
Das religiöse Leben steht trotz aller Schwierigkeiten in Blüte. Es ist sogar vielfach besser als früher. In den einzelnen Gemeinden sind nur ganz wenige Mitglieder aus der Kirche ausgetreten und betätigen sich in antireligiösem Sinne.
Eine religiöse Erziehung der Jugend durch den Geistlichen ist auch in der Wolga-Republik unmöglich. Da der Katechetenunterricht an Minderjährigen verboten ist, kann eine gewisse religiöse Erziehung nur durch das Elternhaus und durch die Predigt vermittelt werden. Trotzdem sind nur ganz wenige Jugendliche beim kommunistischen Jugendverband.
Die vorstehenden Mitteilungen sind von zuverlässiger Seite gemacht worden. Um ihre streng vertrauliche Behandlung darf gebeten werden.
 
1932

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Dokument Nr. 54

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA),
R 61670

Datum: 13. Mai 1933
Verfasser: Lamm, Deutsches Generalkonsulat in Polen, Posen
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Das Deutsche Generalkonsulat in Polen 1933 erbittet vom Auswärtigen Amt die Einreiseerlaubnis nach Deutschland für zwei evangelische deutsche Kantoren, die von Sowjetrussland nach Polen geflohen waren, um sie vor einer Abschiebung in die Sowjetunion zu bewahren.
Deutsches Generalkonsulat Polen.
 
Posen, den 13. Mai 1933.
2. Durchschläge.
3. Anlagen.
 
Unter Bezugnahme auf den an die Deutsche Gesandtschaft in Warschau gerichteten Erlass des Auswärtigen Amts vom 28. Januar d Js.  [diesen Jahres] – Nr. VI A 165 – und den Bericht des Generalkonsulats an die Deutsche Gesandtschaft in Warschau vom 14. Februar d. Js. [diesen Jahres] – J. Nr. 343/33 - , der in Abschrift beigefügt ist.
Betrifft: Zwei aus Russland geflohene evangelische Kantoren.
 
Die polnischen Behörden haben nunmehr den beiden aus Russland geflohenen evangelischen Kantoren Friedrich und Ruben  N e u m a n n  eine Ausweisungsverfügung zugestellt, nachdem sie zunächst 10 Tage wegen unerlaubten Aufenthalts in Polen in Haft genommen waren. Die hiesige Burgstarostei hat den Leiter des Verbandes für Innere Mission, der sich der Angelegenheit der Gebrüder Neumann energisch angenommen hat, erklärt, dass er angesichts der Deutschstämmigkeit der beiden Kantoren keinen Anlass habe, ihnen Aufenthaltsgenehmigungen zu erteilen; sie müssten wieder nach Russland abgeschoben werden.
Da eine solche Abschiebung für die Genannten den sicheren Tod bedeuten würde, ist der Verband für Innere Mission auf dem Generalkonsulat mit der dringenden Bitte vorstellig geworden, für die Gebrüder Neumann die Einreiseerlaubnis nach Deutschland erwirken zu wollen. Es ist dafür gesorgt, dass die beiden Kantoren dort der Armenpflege nicht zur Last fallen würden. Wie aus dem beigefügten Schreiben des Missionsbundes „Licht im Osten“ hervorgeht, erklärt sich dieser bereit, für sie zunächst für ein Jahr Aufenthalt und Unterhalt zu gewähren.
Da die Gebrüder Neumann einwandfrei deutschstämmig sind, ausserdem das hiesige Konsistorium wie auch der Landesverband für Innere Mission jede Gewähr für ihre persönliche und politische Zuverlässigkeit übernehmen, bitte ich angesichts der besonderen Lage des Falles, mich zur Erteilung der Einreisegenehmigung der Gebrüder Neumann nach Deutschland zwecks Übersiedlung nach Wernigerode a/H. ermächtigen zu wollen.
Ein Schreiben des Landesverbandes für Innere Mission über die Einzelheiten des Falles Neumann ist beigefügt.
Da die politischen Behörden für die nächsten Tage den zwangsweisen Rücktransport nach Russland ins Auge gefasst haben, bitte ich um telegraphische Weisung.
Die Gesandtschaft in Warschau erhält Abschrift.
 
I.V.
 
gez. Lamm

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Dokument Nr. 55

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Archiv des Deutschen Caritasverbandes e. V. (ADCV),
R 681,
Fasz. 01

Datum: 26. August 1933
Verfasser: Rektor der Caritas in Vertretung für den Direktor, Prälat Wienken
Empfänger: Erzbischof Bertram
Inhalt: Die Bildung des Reichsausschusses „Brüder in Not“ aus der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Organisationen Caritasverband, Innere Mission und Weltorganisation der Mennoniten durch Einbeziehung einiger Ministerien und anderer Organisationen wie dem Verein für das Deutsche Volkstum im Ausland (VDA) ab 1933.
26. August 33.
 
Sr. Eminenz
dem hochwürdigsten Herrn Kardinal
Dr. Adolf  B e r t r a m
Erzbischof von Breslau.
z.Z. Fulda
 
 
Ew. Eminenz
 
erlaubt sich der Unterzeichnete als Vertreter von Herrn Prälaten Wienken, der sich z.Z. auf ärztlichen Rat hin einer Kur unterzieht, zur Beantwortung des Briefes vom 25. August 1933 Folgendes gehorsamst darzulegen:
Etwa seit dem Herbst vorigen Jahres wurden vor allem von den drei grossen kirchlichen Organisationen Caritasverband, Innere Mission und Weltorganisation der Mennoniten in grösseren Umfange Pakete an hungernde Glaubens- und Volksgenossen in Rußland geschickt. Nach dem politischen Umbruch in Deutschland wurde im Frühjahr 1933 die Arbeitsgemeinschaft der genannten Verbände durch den Hinzutritt der Vertreter einiger Ministerien und anderer Organisationen (z.B: V.D.A.) mit  b e r a t e n d e r   Stimme erweitert und erhielt den bewährten Namen: Reichsausschuß „Brüder in Not“. Dieser Reichsausschuß ist also eine rein caritative Einrichtung. Die Beteiligung der verschiedenen Ministerien soll aus vornehmlich außenpolitischen Gründen der Öffentlichkeit überhaupt nicht bekannt werden.
Ziel der Arbeit des Reichsausschusses ist, den notleidenden Deutschen, resp. Deutschstämmigen im Auslande, zu Hilfe zu kommen; bis auf geringe Teile der eingehenden Spenden werden fast alle für die schlimmste Not, die der Hungernden in Rußland, verwendet. Seit Beginn der Sammlungsaktion des Reichsausschusses „Brüder in Not“ im Juni 1933 sind – soweit bei der federführenden Stelle, dem Deutschen Roten Kreuz, bekannt – bis zum 25. August etwa 650 000,-M eingekommen. (Eine Sammlung von Naturalien und Kleidungsstücken wäre zwecklos, da Sendungen dieser Art von Rußland abgelehnt werden.) Es ist bestimmt anzunehmen, daß die tatsächlichen Ergebnisse noch höher sind, jedoch noch nicht gemeldet wurden.
Alle Spenden sollen möglichst auf das gemeinsame Konto überwiesen werden (Reichsausschuß „Brüder in Not“, Berlin, 85 000.), doch dürfen laut Vereinbarung auch die drei oben genannten kirchlichen Organisationen ihre besonderen Konten angeben. (Für die Katholiken: Deutscher Caritasverband, Hauptvertretung Berlin, Berlin 106 784). An sich ist es gleich, auf welches Konto Einzahlungen erfolgen, da alle einlaufenden Gelder untereinander verrechnet werden.
Für die Verteilung der Sammelerträge gilt folgende Regelung: Schätzungsweise leben noch etwa eine Million Deutschstämmige in Rußland, davon sind über 60% evangelisch, 15-20% katholisch, 15% Mennoniten, der Rest Baptisten, Pfingstbrüder usw. Nach Abzug der geringen Aufwendungen für die notleidenden Deutschen in der Tschechoslowakei werden alle einlaufenden Gelder so verteilt, daß das Evangelische Hilfswerk „Brüder in Not“ 60% erhält, der Caritasverband für die Katholiken 20%, die Mennoniten 15%. Die restlichen 5% verteilt das Deutsche Rote Kreuz unter Angehörigen der übrigen Bekenntnisse. Sollte ein Verband durch sein Sonderkonto mehr Geld erhalten, als ihm prozentmässig von dem Gesamteingängen zusteht, wird ihn selbstverständlich nicht zugemutet, dass er den Überschuss etwa auf das gemeinsame Konto abführt. Gerade aus dieser Regelung der Verteilung des Spendenertrages ergibt sich deutlich der rein caritative Charakter des Reichsausschusses „Brüder in Not“.
Bezüglich eines von Ew. Eminenz erwogenen Kollekten-Aufrufes der hochwürdigsten Herren Bischöfe darf ich mir wohl erlauben, zunächst einige Gründe anzuführen, die dagegen sprechen würden:
Bisher ist bei uns nur ein verhältnismässig geringer Teil der Anschriften der deutschstämmigen Katholiken in [der] Sowjetunion bekannt. Die Not im eigenen Lande ist gross, auch sind zu ihrer Behebung die meisten in Arbeit Stehenden mit Abgaben und Spenden reichlich belastet. Ferner besteht durchaus die Möglichkeit, dass eines Tages alle Hilfswege durch die Russen gesperrt werden. Schon seit Wochen wird durch die Zeitungen und Radiosender in Russland gegen die Sammlungsaktion in Deutschland protestiert. Des öfteren kommt es vor, dass die Annahme von Geldsendungen –  z w e i f e l l o s  unter dem Druck der Sowjetbehörden – verweigert wird. Doch dürften diese und andere Gründe reichlich aufgewogen werden durch folgende: Der Not im eigenen Lande steht die äusserste – leibliche und seelische – Not der Menschen in der UdSSR gegenüber. Selbst nach den vorsichtigsten Urteilen wirklicher Kenner der Lage sind seit dem Herbst vorigen Jahres mehrere Millionen Menschen in den Sowjetrepubliken verhungert. Im Reichsausschuss „Brüder in Not“, dem vertraulich die Berichte der diplomatischen Vertretungen Deutschlands in Rußland zugeleitet werden, ist man der wohlbegründeten, festen Meinung, daß die Hungerkatastrophe in den betroffenen Gebieten keineswegs geringer sein wird. Je stärker der Druck der öffentlichen Meinung – in Deutschland und in der ganzen Welt – wird, umso weniger ist eine Verhinderung jeglicher Hilfe für die Hungernden durch die Sowjetbehörden zu erwarten. Eine allzu starke Zurückhaltung gegenüber der Not der Glaubensbrüder dürfte auch den deutschen Katholiken auf die Dauer nicht zum Vorteil gereichen. Mit der Bitte um vertrauliche Behandlung kann ich mitteilen, daß seit dem Dezember 1932 bis heute auf das Konto des Caritasverbandes nur etwa 7000,-M eingezahlt worden sind. Gerade in den letzten Wochen liefen allerdings sowohl Spenden als auch Anschriften in größerem Umfange ein.
Nach diesen kurzen Darlegungen glaube ich Ew. Eminenz versichern zu dürfen, daß ein Aufruf des hochwürdigsten Episkopates vom Deutschen Caritasverband, aber auch von weiten Kreisen der katholischen Bevölkerung dankbar begrüßt würde.
Zugleich erlaube ich mir, Ew. Eminenz einen Artikel „Brüder in Not“ aus der August-Nummer der „Caritas“ in der Anlage zu übersenden.
 
In ehrfurchtsvoller Ergebenheit
Ew. Eminenz
ganz gehorsamster
 
Caritasrektor.

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Dokument Nr. 56

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA),
Botschaft Moskau 373

Datum: 29. Dezember 1933
Verfasser: Henke, Deutsches Konsulat Kiev
Empfänger: Deutsche Botschaft Moskau
Inhalt: Die Verhaftung eines Sohns des evangelischen Geistlichen Göhring in Kiev 1933 und Spekulationen des dortigen Deutschen Konsulats über die Gründe dafür (unter anderem wird eine Beteiligung des Betroffenen am Engagement von „Brüder in Not“ genannt).
Kiew, den 29. Dezember 1933.
 
Inhalt: Verhaftung des deutschstämmigen Richard Göhring, Sohn des Pastors der evangelischen Gemeinde in Kiew.
 
Mit sicherer Gelegenheit
 
In der Nacht vom 25. zum 26. Dezember d.J. [diesen Jahres] ist der bei seinen Eltern wohnhafte Sohn des hiesigen evangelischen Pastors Göhring von der G.P.U. verhaftet worden. Gleichzeitig wurde eine Haussuchung durchgeführt, die anscheinend kein Ergebnis gezeitigt hat. Angeblich wollten die Beamten der G.P.U. auch den Pastor selbst festnehmen, konnten diese Absicht aber nicht ausführen, da er sich auf einer Dienstreise in den deutschen Kolonien in Wolhynien befand. Wie ich erfahre, hat sich die G.P.U. auch lebhaft für etwa in der Wohnung des Pastors vorhandene Valutabestände interessiert. Der verhaftete Richard Göhring war seit August d.J. [diesen Jahres] als ständiger Hauslehrer in meiner Familie tätig. Seine Anstellung erfolgte nach vorheriger Fühlungnahme mit dem Agenten des Aussenkommissariats, der mir versicherte, dass Göhring aus seiner Beschäftigung im Konsulat kein Nachteil erwachsen würde. Ausserdem hat er zeitweilig bei der Zusammenstellung der Listen der notleidenden Deutschstämmigen – und zwar durch Auszug von Namen und Adressen aus den mit der Sowjetpost eingehenden Bittbriefen – geholfen. Es handelte sich dabei um eine rein technische Arbeit, für die er sich als Kenner des wolhynischen Deutschtums während des grössten Ansturms der Gesuche zur Verfügung gestellt hat.
Eine Tätigkeit des Herrn Göhring beim Konsulat ausserhalb seiner Funktion als Hauslehrer liess unter den hiesigen Verhältnissen für alle Fälle eine Legitimierung gegenüber den Sowjetbehörden zweckmässig erscheinen. Sie erfolgte nach reiflicher Ueberlegung und mit seinem Einverständnis in der Form, dass er in den dem Agenten des Aussenkommissariats monatlich übersandten Aufstellungen der hier beschäftigten Arbeitskräfte nicht nur als ständiger Lehrer, sondern auch als vorübergehender Hilfsarbeiter im Kanzleidienst erwähnt wurde. Diese offiziellen Beziehungen zum Konsulat gaben mir die Möglichkeit, den Agenten des Aussenkommissariats am 27. Dezember d.J. [diesen Jahres] um Auskunft zu ersuchen, ob:
1) seine Verhaftung im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit im Konsulat bezw. in meinem Hause stünde,
2) wie lange die Festnahme voraussichtlich dauern würde, da ich danach entsprechende dienstliche und persönliche Dispositionen treffen müsste.
Der Agent hat mir nach 24 Stunden – wie zu erwarten – mitgeteilt, dass die Verhaftung nicht das Geringste mit der Arbeit des Göhring im Konsulat zu tun hätte, er vielmehr im Verdacht stünde, ein „ernstes Verbrechen“ begangen zu haben. Ueber weitere Einzelheiten äusserte sich Herr Schenschew nicht.
Die allgemeinen Gründe für die Verhaftung dürften meines Erachtens in der seit der Novembertagung des Plenums des Zentralkomitees und der Zentral-Kontrollkommission der Ukrainischen Kommunistischen Partei verschärften Einstellung gegen das Deutschtum in der Ukraine zu suchen sein, der Persönlichkeiten aus den Kreisen der Intelligenz als erstes zum Opfer fallen. Inwieweit auch die Tätigkeit des Göhring beim Konsulat Anlass zu der Massnahme gegeben hat, kann heute noch nicht festgestellt werden. Dass sie ihn in den Augen der Sowjetbehörden belastet, steht ausser Zweifel. Ueber dieses Risiko war er sich – ebenso wie alle anderen Sowjetbürger, die im Interesse ihrer Volksgenossen irgendwie an der Hilfsaktion „Brüder in Not“ mitwirken – von Anfang an durchaus klar.
Es ist ferner möglich, dass die Festnahme des jungen Göhring in Zusammenhang mit den Verhaftungen der Mitglieder der Familie Schultz (zu vergl. Bericht vom 30. November d.J. [diesen Jahres] VI.c.2) steht, mit denen er persönlichen Verkehr gepflogen hat. Auch andere Bekannte der Brüder Schultz befinden sich jetzt in Gewahrsam der G.P.U.
Schliesslich wird von Persönlichkeiten, die mit der Praxis der G.P.U. vertraut sind, auch die Ansicht geäussert, dass sich Göhring durch Gründung und Leitung eines Kirchenchors, der zum ersten Mal am Heiligen Abend bei überfüllter Kirche in Erscheinung trat, das Missfallen der G.P.U. zugezogen hat. Ueberhaupt ist anzunehmen, dass der Aufschwung, den die hiesige evangelische Gemeinde in den letzten Monaten unter ihrem Pastor genommen hat, von den Sowjet- und Parteistellen mit feindseligen Augen betrachtet wird. Hinzu kommt, dass Pastor Göhring in seinen Predigten einen bewunderungswerten Bekennermut – nicht nur zu dem Evangelium, sondern auch zu seinem Deutschtum – zeigt, der hier leicht als konterrevolutionär ausgelegt werden kann. Unter diesen Umständen muss man auch auf eine nachträgliche Verhaftung des Pastors gefasst sein.
Es ist natürlich sicher, dass die G.P.U. versuchen wird, von Göhring Einzelheiten über die Arbeit des Konsulats zu erfahren. Sie dürfte damit aber kein Glück haben, da Göhring darüber keine Angaben machen kann, ganz abgesehen davon, dass er es selbst peinlich vermieden hat, sich irgendwie für Konsulatsfragen zu interessieren. Auch eine etwa unter Druck der G.P.U.-Methoden mögliche Kompromittierung der deutschstämmigen Hilfsbedürftigen kommt nicht in Frage, da Göhring unmöglich die Tausenden von Namen behalten konnte, die im Übrigen den Sowjetbehörden durch den Eingang der Überweisungen aus Deutschland ohnehin bekannt werden, soweit sie darüber nicht schon durch das Spitzelsystem in den Kolonien unterrichtet sind. Ueber die Persönlichkeit des jungen Göhring ist zu sagen, dass er in Deutschland Theologie studiert hat, in der Absicht, sich hier als Geistlicher zu betätigen. Er ist ein charaktervoller, verantwortungsbewusster Mann, woran auch die Tatsache nichts ändert, dass er einer der loyalsten Sowjetbürger ist, die ich hier kennen gelernt habe. Er hat immer versucht, das hiesige System, unter dem er als rechtloser Pfarrerssohn besonders zu leiden hat, zu verstehen und – wenigstens Ausländern gegenüber – zu verteidigen. Jedenfalls haben weder meine Mitarbeiter noch ich jemals eine antisowjetische Aeusserung aus seinem Munde gehört. Von seiner Unschuld bin ich fest überzeugt. Ein Durchlag für das Auswärtige Amt wird beigefügt. Das Generalkonsulat in Charkow erhält mit sicherer Gelegenheit unmittelbar Abschrift dieses Berichts.
 
gez. Henke

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Dokument Nr. 57

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
Botschaft Moskau 373

Datum: 14. Februar 1934
Verfasser: Deutsches Generalkonsulat Charkov
Empfänger: Deutsche Botschaft Moskau
Inhalt: Das Deutsche Generalkonsulat in Charkov erbittet vom Gustav-Adolf-Verein eine Überweisung für die Unterstützung evangelischer Pfarrer.
Deutsches Generalkonsulat, Charkow, den 14. Februar 1934
 
An die Deutsche Botschaft in Moskau
 
Geheim
 
 
Für die evangelischen Pfarrer, die dringend für die jetzt fälligen Steuern und sonstigen Ausgaben Beihilfen bedürfen, habe ich dem Centralvorstand des Gustav-Adolf-Vereins um Überweisung von 1500.- RM gebeten. Welche Pfarrer im einzelnen und mit welchen Beträgen bedacht werden, läßt sich jetzt noch nicht übersehen, weiterer Bericht hierüber darf daher vorbehalten bleiben.
 
[Unterschrift nicht lesbar]
 
 

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Dokument Nr. 58

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
Botschaft Moskau 373

Datum: 4. April 1934
Verfasser: Nadolny, Deutsche Botschaft Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Die Deutsche Botschaft plädiert dafür, die kirchlichen Organisationen in der Sowjetunion und die „kulturellen deutschen Güter“ nicht aufzugeben und bittet um Unterstützungszahlungen für die katholischen und evangelischen Deutschen, um eine endgültige Vernichtung der Kirchen zu verhindern.
Deutsche Botschaft, Moskau, den 4. April 1934
An das Auswärtige Amt, Berlin.
 
Gleichzeitig mit den nachfolgenden Anforderungen von Mitteln für die deutsch-evangelische und deutsch-katholische Kirche in der Sowjetunion legt die Botschaft dem Auswärtigen Amt einen Bericht über die kulturpolitischen Anforderungen für das neue Rechnungsjahr vor, in dem auch das Gebiet der Kunst entsprechend dem seinerzeit übermittelten Berichtsschema behandelt worden ist. Mit Rücksicht darauf, dass die künstlerischen Angelegenheiten vom Reichsministerium für Aufklärung und Propaganda bearbeitet werden, geht der Bericht dem Auswärtigen Amt in 5 Exemplaren zu, wovon ich bitte, 2 Exemplare dem Propagandaministerium weiterzuleiten. Eine Teilung des Berichts empfahl sich nicht, da eine Anforderung von Mitteln für künstlerische Zwecke lediglich im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Deutschen Kunstgesellschaft gemacht worden ist.
Bevor ich die materiellen Wünsche ausspreche, deren Befriedigung ich zur Stützung der kirchlichen Interessen für erforderlich erachte, erscheint es mir notwendig, mit kurzen Worten die augenblickliche Lage der Kirche auf dem Gebiete der Sowjetunion zu umreissen:
Wenn die Botschaft in einem umfassenden Bericht vom 26.11.1932 E/603 sagen konnte, dass die Gewaltmassnahmen gegen die Kirche durch ein der Form nach milderes System abgelöst seien, nachdem die Kirche nicht mehr als unmittelbar staatsgefährliches Element in Betracht käme, so lässt sich diese Auffassung jetzt nicht mehr aufrechterhalten. Seit dem Herbst 1933 ist eine grössere Anzahl von Verhaftungen erfolgt, deren Höhepunkt die Festnahme des Propstes Birth in Charkow Mitte Januar d.J. [diesen Jahres] bildet. Propst Birth war neben den beiden Bischöfen in Moskau und Leningrad die Hauptstütze der evangelisch-lutherischen Kirche in der Union. Die Verhaftungen, die nicht allein in deutsch-stämmigen Kreisen, sondern auch in der polnischen und der russisch-orthodoxen Kirche vorgenommen wurden, zeigen nicht nur den unentwegten Entschluss der Sowjetregierung, die Kirche auszurotten, sondern auch das Bestreben, dies möglichst schnell zu erreichen. Soweit die Verhaftungen nicht damit zusammenhängen, dass den Betreffenden unerlaubter Verkehr mit dem Auslande zum Vorwurf gemacht werden konnte, passen sie in dem zweifellos vorhandenen Plan hinein, die Kirche und ihre Organisationen in einer bestimmten Zeit endgültig zu vernichten.
Die Stellung des Bischofs Malmgren in Leningrad scheint noch gesichert zu sein, zumal Botschafter Chintschuk wiederholt beruhigende Erklärungen hierüber abgegeben hat. Trotzdem trägt sich der Bischof ernstlich mit der Absicht, das Predigerseminar und damit seine eigene Stellung in Leningrad aufzugeben. Ich habe den Generalkonsul Sommer gebeten, auf Herrn Malmgren einzuwirken, um ihn zu veranlassen, die Schliessung des Seminars noch möglichst hinauszuschieben. Dabei scheint meine in dieser Angelegenheit erfolgte vorsichtige Fühlungnahme mit dem amerikanischen Botschafter Bullitt auf den Bischof nicht ohne Eindruck geblieben zu sein. Überhaupt ist die Frage, ob Bischof Malmgren aushält, [ist] naturgemäss engstens damit verbunden, ob es gelingt, die finanziellen Unterstützungen aufrechtzuerhalten und noch mehr als bisher diejenigen Staaten, deren kirchliche Organisationen mit ihm in Verbindung stehen, für die Aufrechterhaltung der Kirche in der Sowjetunion zu interessieren. Ähnliches gilt auch für die Persönlichkeit des Bischofs Meyer, obwohl dieser die Absicht, seine Stellung aufzugeben, noch nicht geäussert hat. Seine Gesundheit ist aber, besonders in der letzten Zeit seit der Verhaftung seines Sohnes, so zerrüttet, dass mit seinem völligen Ausscheiden als Präsident des Oberkirchenrats in Moskau jederzeit gerechnet werden muss.
Wenn die beiden Bischöfe ausfallen bezw. auswandern, wird die Möglichkeit der Erhaltung der evangelisch-lutherischen Kirche noch problematischer. Die Organisation wird dann in der bisherigen Form kaum aufrechterhalten werden können. Eine Ausnahme hiervon werden lediglich die grösseren Gemeinden in den grossen Städten bilden. Aber auch hierin machen sich neuerdings bedenkliche Anzeichen bemerkbar. So ist kürzlich der Vorsitzende des Kirchenrates der St. Petri-Pauli-Kirche in Moskau,  H e l m s , verhaftet worden. Ferner wurden in den letzten Monaten in der Provinz mehrere Küster verhaftet.
Bei der römisch-katholischen Kirche ist durch die Verhaftung von polnischen und deutschstämmigen Geistlichen das religiöse Leben ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen.
Bei alledem wird aber nach aussen insofern der Schein gewahrt, als die bisher in Haft befindlichen Pastoren und Patres nach Abbüssung ihrer Strafe, teilweise sogar unter Anrechnung geleisteter Mehrarbeit, wieder in Freiheit gelassen werden. Allerdings dürfen sie fast niemals in ihre alten Kirchspiele zurückkehren, wozu die Bestimmungen des Passgesetzes eine Handhabe bieten. So bekommt Propst Wacker, der als Hauptlehrkraft am Leningrader Seminar beschäftigt war, neuerdings nicht die Erlaubnis, dort zu wohnen, sondern muss ausserhalb der 100-km-Zone bleiben, während seine Frau in Leningrad sich aufhalten darf.
In dieser Lage, die durch eine fortdauernde Verschlechterung der materiellen Lebensbedingungen der noch amtierenden Geistlichen ihre charakteristische Prägung erhält, ist das Problem der Unterstützungen naturgemäss von besonderer Bedeutung. Diese Unterstützungen müssen noch systematischer als bisher verteilt werden, wobei zwischen amtierenden Geistlichen und solchen, die nicht mehr im Amte bezw. verhaftet und verschickt sind, sorgsam zu unterscheiden ist. Für noch amtierende Pastoren wird eine regelmässige Zahlung in Aussicht genommen werden müssen. Da aber zur Begleichung der Steuerforderungen auch Rubelbeträge erforderlich sind, so werden der Botschaft und den konsularischen Vertretungen auch Beträge zur freien Verfügung überlassen werden müssen.
Das System der Torgsinsendungen durch Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes hat sich weiter bewährt. Auf diese Weise ist die Botschaft auch in der Lage, Angaben über den Aufenthaltsort der Geistlichen nachzuprüfen bezw. festzustellen, ob sie noch am Leben sind.
Wesentlich erscheint mir, dass die Gelder des Gustav Adolf-Vereins bezw. des Caritas-Verbandes lediglich auf dem Wege über die Botschaft bezw. über die zuständige konsularische Vertretung weitergeleitet werden, da ein unmittelbarer Schriftverkehr mit dem Auslande für die einzelnen Gemeinden Gefahren mit sich bringt.
Unter Berücksichtigung der konsularischen Anforderungen würde sich der für die Pflege des evangelischen Deutschtums im Jahre 1934 erforderliche Betrag auf RM 13 500.- errechnen. Die Verteilung ergibt sich wie folgt:
 
Moskau RM 5 000.
Leningrad erhält unmittelbar Unterstützungen
CharkowRM1 500
Tiflis "  3 000
Odessa "  1 500
Kiew "  1 500
Wladiwostok "  1 500
Hiermit ist zu bemerken, dass der für Moskau und Tiflis im vergangenen Jahre angeforderte Betrag nicht überwiesen worden ist. Kiew hat von dem obenangeforderten Betrag bereits 900.- RM erhalten, so dass nur noch 600.- RM erforderlich sind. Die Zahlung nach Wladiwostok ist mit Rücksicht auf die Notlage der dortigen Kirche besonders dringend, so dass gebeten wird, jedenfalls einen Teilbetrag sofort dorthin zu überweisen.
Für die deutsch-katholische Kirche möchte ich unter Berücksichtigung der überaus bedrängten und gänzlich isolierten Lage auch der amtierenden Geistlichkeit einen Betrag von RM 6 000.- zur Verfügung der Botschaft und "1 500.-" des Konsulats in Odessa erbitten. Indem ich die Bewilligung dieser Beträge dringend befürworte, möchte ich nochmals auf den ausserordentlichen Ernst der Lage hinweisen, in der sich die deutschstämmige Kirche in der Sowjetunion heute befindet.
Es scheint, dass diese Lage hoffnungslos ist. Aber die Verantwortung, die auf uns fiele, wenn wir die kirchlichen Organisationen und damit einen Teil der kulturellen deutschen Güter hier ohne Kampf preisgäben, ist so gross, dass ihr gegenüber alle sonstigen Erwägungen zurücktreten müssen.
 
gez. Nadolny

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Dokument Nr. 59

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA),
Botschaft Moskau 373

Datum: 22. August 1934
Verfasser: Roediger, Auswärtiges Amt
Empfänger: Deutsche Botschaft in Moskau
Inhalt: Da „Brüder in Not“ nicht mehr in der Sowjetunion wirken darf, ist die Deutsche Botschaft Moskau auf der Suche nach anderen Wegen für die Versendung von Hilfslieferungen an Betroffene. Bei individuellen Lieferungen bestehe für die Empfänger die Gefahr von Verfolgung.
Auswärtiges Amt
Berlin, den 22. August 1934
An die Deutsche Botschaft in Moskau
 
Geheim.
 
Nachdem die Maßnahmen der Sowjetregierung die Fortsetzung des Hilfswerks „Brüder in Not“ und die bisherige Tätigkeit der Gesellschaft Fast & Co. unmöglich gemacht haben, ist von den beteiligten Verbänden erörtert worden, in welcher Weise künftig noch eine Hilfsaktion möglich sei. Es besteht darüber Klarheit, daß einstweilen nur der Weg der Einzelsendung durch Vermittlung des Torgsin offen steht und daß alles vermieden werden muss, was den Anschein eines zentral organisierten Hilfswerks erweckt. Es wird sich in der nächsten Zeit darum handeln, Erfahrungen zu sammeln, inwieweit die Einzelsendungen den Empfänger erreichen und ob sie ihm politisch schaden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß das hiesige Intourist-Büro noch in den letzten Tagen, an zahlreiche früher mit dem Hilfswerk befaßte Persönlichkeiten Torgsin-Reklameprospekte versandt hat, in denen dafür geworben wird, dieser „vorzüglich arbeitenden Organisation“ Aufträge anzuvertrauen. In der gleichen Richtung geht ein Schreiben des hiesigen Vertreters der Staatsbank der UdSSR an das Reichsbankdirektorium, in dem, nach Ablehnung der Organisation „Brüder in Not“ und Fast & Co. ausdrücklich erklärt wird, daß: „An Sie gegebenenfalls eingehende Überweisungs-Aufträge seitens einzelner Auftraggeber können von Ihnen selbstverständlich entgegengenommen werden.“
Die an dem bisherigen Hilfswerk beteiligten Kreise haben Verständnis dafür gezeigt, daß bei der weiteren Bearbeitung der Angelegenheit nach Möglichkeit alle politischen Störungsmomente ausgeschaltet werden müssen. Es ist weiterhin beabsichtigt, die Versuche von Einzelsendungen auf dem Bankwege zunächst in kleinem Rahmen zu halten, um erst einmal Erfahrungen zu sammeln und die vorhandenen Mittel für die erst später zu erwartende Verschärfung der Notlage tunlichst zu schonen.
Die beteiligten Kreise haben das Auswärtige Amt um eine Äußerung gebeten, in welchem Rahmen auf Grund der neuen Verhältnisse die bisherige wertvolle Mitwirkung der Botschaft und der Konsulate fortgesetzt werden kann. Es wurde hierzu bemerkt, daß diese Mitarbeit fast unersetzlich sei, daß aber auf der anderen Seite Fälle bekannt geworden seien, in denen sich notleidende Deutsche durch ihre Verbindung mit dem Konsulat Verfolgungen ausgesetzt hätten.
Für einen Bericht über die dortige Auffassung wäre ich dankbar.
 
Im Auftrag
[Unterschrift] Roediger

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Dokument Nr. 60

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 15. Januar 1935 (mit Bezug auf Schreiben vom 4. Februar 1935, 5. Februar 1935 und 21. Mai 1935 )
Verfasser: Roth, Deutsches Konsulat, Odessa
Empfänger: Deutsche Botschaft in Moskau
Inhalt: Das deutsche Konsulat in Odessa berichtet der Deutschen Botschaft in Moskau im Januar 1935 über das in einem Schauprozess über den Deutschen Röhrich aus Strassburg verhängte Todesurteil. In der Anlage ein Artikel in einer sowjetischen Zeitung darüber.
Abschrift
Deutsches Konsulat Odessa, den 15. Januar 1935
An die Deutsche Botschaft M o s k a u
 
Betr.: Repressalien wegen des Empfangs von Überweisungen aus Deutschland
 
Aus der Kolonie Strassburg, Rayon Selz, Gebiet Odessa, ist inzwischen ein weiteres Todesurteil gegen einen Kolonisten bekannt geworden, der für andere Personen Bittbriefe an das Hilfswerk „Brüder in Not“ geschrieben hat. Es handelt sich um den Kolonisten Michael Röhrich, der mit seiner Frau und seiner ältesten Tochter von 17 Jahren Anfang Januar in Strassburg vor ein sogenanntes Schaugericht gestellt und nach dreitägiger Verhandlung verurteilt worden ist. Er selbst wurde zum Tode verurteilt, die Frau zu 7 ½ Jahren Gefängnis, die Tochter wurde freigesprochen. Alle drei waren Mitglieder des örtlichen Kollektivs. Die Verurteilten sind nach Odessa gebracht worden, das Urteil ist noch nicht vollstreckt. Röhrich hat, einschliesslich der erwähnten Tochter, 7 Kinder.
Über die Tendenz des Schaugerichts unterrichtet das hierbei verbreitete in der Anlage beigefügte Flugblatt.
Röhrich und seine Frau haben auch auf dem hiesigen Konsulat Bittbriefe abgegeben, sind aber persönlich hier nicht bekannt. Das Konsulat ist in diese Verhandlungen auch nicht hineingezogen worden.
Angaben in dieser Angelegenheit sind dem Konsulat u. a. durch den in Strassburg ansässigen reichsdeutschen Graf gemacht worden. Graf wird, da er sich in kümmerlichen Verhältnissen befindet, vom Konsulat gelegentlich durch Torgsinüberweisungen unterstützt. In den Tagen der Gerichtsverhandlung gegen Röhrich ist Graf von mehreren Sowjetfunktionären, darunter dem die Anklage gegen Röhrich vertretenden Prokuror aus Selz, wegen der Unterstützung durch das Konsulat zur Rede gesetzt und ihm nahegelegt worden, hierauf zu verzichten. Es wurde ihm sogar eine zur Veröffentlichung bestimmte entsprechende Erklärung zur Unterschrift vorgelegt und ihm versprochen, ihm sofort 1 Pud Weizen und späterhin Steuererleichterungen zu geben. Graf hat jedoch alle diese Vorschläge abgelehnt. Doch bitte ich, von den Graf betreffenden Angaben des vorstehenden Berichts keinen Gebrauch zu machen.
 
gez.: R o t h.
 
 
[Anlage:]
S o n d e r a u f g a b e  der „Kollektivwirtschaft“  
Nr. 2
5. Januar 1935
 
Keine Verschonung den Feinden und Verrätern des sozialistischen Vaterlandes.
 
Der Prozess der Errichtung einer sozialistischen klassenlosen Gesellschaft geht in unserem Lande mit gigantischen Schritten vorwärts. Die kapitalistischen Elemente in unserer Volkswirtschaft sind schon fast gänzlich verdrängt. Sie spielen absolut keine Rolle mehr. Der Sozialismus siegt!
Die absterbenden Klassen aber, ihre Nachläufer und kontrarevolutionäre Elemente, welche noch nicht gänzlich vernichtet sind, suchen in ihren letzten Atemzügen noch Widerstand zu leisten – den Sozialistischen Aufbau zu untergraben.
Im Kampfe gegen die Diktatur des Proletariats – den Sozialismus, vereinigten sich die inneren klassenfeindlichen Elemente mit der äusseren Konterrevolution und Intervention, von welchen der deutsche Faschismus die Hauptrolle spielt.
Der Hitlerfaschismus bereitet sich energisch zu einem neuen Krieg vor, wobei man in erster Linie eine Intervention gegen die Sowjetukraine im Ziele hat.
Um seine Position zu stärken und eine Vorbereitungsarbeit zu leisten, sucht der Hitlerfaschismus in der Ukraine seine Agenten zu finden. Diese Agenten sucht er durch seine gültigen Hitlermarken zu kaufen. Diese Marken werden dem deutschen Proletariat abgezwackt, welches hungert und in den Konzentrationslagern des Faschismus schmachtet.
Heute gibt es in dem Hitlerdeutschland zirka 10 Millionen Arbeitslose.
Die Hitleragenten, welche sich in verschiedenen Anstalten und Kollektiven auch unseres Rayons verkrochen haben, schreiben Lügenbriefe über „Hungersnot“ und dergleichen bei uns. Sie verläumden [verleumden] dadurch unser sozialistisches Vaterland und sind somit Feinde aller Werktätigen.
Jeder, der eine Hitlermark annimmt, ist unser Feind – ist ein Hitleragent.
Ein solcher Hitleragent ist Röhrich Michael aus Strassburg. Dieser Feind der werktätigen Klasse, Verräter des sozialistischen Vaterlandes, schrieb im Jahre 1934 für 150-200 Mann über 500 Lügenbriefe an verschiedene faschistische Organisationen nach Deutschland, Polen u.a., in welchen er um „Hilfe“ bat.
Für jeden solchen Brief nahm Röhrich von 50 Kop. bis zu 1.50 Kop. Ausser ihm selbst schrieb solche Briefe seine Frau und seine Tochter Maria.
In diesen Briefen wurde die Sowjetunion aufs schärfste verleumdet und verschiedene Lügen über Hungersnot und Elend erdichtet.
Röhrich Michael mit seiner ganzen Familie ist ein zersetztes Element, welcher das Kollektiv zu untergraben bestrebt war, Kollektiveigentum gestohlen hat usw.
So hat Röhrich im Kollektiv „Neue Wirtschaft“ im Laufe des Jahres 1934 über 50 Pud Getreide gestohlen. Mit Röhrich Michael zusammen bei der Untergrabung des Kollektivs Anteilnehmer am Getreidediebstahl war der Brigadier der 1. Brigade Fischer Franz, Fischer Josef, Weimer H., Gehilfe des Brigadiers und Klein Jakob, Fuhrmann. Diese Bande mit Röhrich M. an der Spitze arbeitet systematisch an der Untergrabung des Kollektivs und führte konterrevolutionäre faschistische Agitation unter den Kollektivisten.
Heute verhandelt das Ausfahrtskollegium des Gebietsgerichtes die Angelegenheit dieser Feinde und Verräter des sozialistischen Vaterlandes.
Die proletarische Sowjetöffentlichkeit verlangt für diese Bande höchstes Ausmass des sozialen Schutzes.
Vernichten wir alle klassenfeindliche und konterrevolutionäre Elemente, welche unseren sozialistischen Aufbau zu untergraben suchen.
Heraus aus unseren Kollektiven und Anstalten mit allen klassenfeindlichen Elementen und Hitleragenten!
Es lebe die Diktatur des Proletariats und der Sieg des Sozialismus auf der ganzen Welt!
 
Ravlit Nr. 4. Auflage 300 Exp. Druckerei „Kollektivwirtschaft“ Selz
Redakteur W. Brandt.
 

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Dokument Nr. 61

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 17. Januar 1935
Verfasser: Minder
Inhalt: Zeitungsbericht vom Januar 1935 der Deutschen Zentralzeitung in Moskau über deutsche Hilfsmaßnahmen in der Sowjetunion, die als „Blutgeld“ von den Kollektivbauern entrüstet zurückgewiesen würden.
Deutsche Zentralzeitung, Moskau.
17.1.1935
Nr. 15
 
Protestwelle gegen die Provokationen.
Einmütig wird das Blutgeld zurückgewiesen.
 
Seit Jahr und Tag schicken deutsche Faschisten, die nur mit blutigsten Terror und abgefeimdester [abgefeimtester] Demagogie die hungernden Massen „beruhigen“ können, Gelder in die deutschen Sowjetdörfern. Sie schreien heuchlerisch über „Brüder in Not“, um damit das Murren der Hungernden im eigenen Land zu übertönen.
Aber das Echo, das ihnen auf ihre Geldsendungen entgegenschallt, ist anders als sie es erwartet haben. Es zeigt, dass die Kollektivisten die wahren Absichten der Faschisten erkennen, dass sie sich nicht kaufen lassen.
Immer und immer wieder schreiben Kollektivisten, Frauen und Männer, ja auch Schulkinder, dass sie das von den Faschisten erhaltene Geld mit Entrüstung zurückweisen, es der MOPR zur Unterstützung der Opfer des faschistischen Terrors überweisen.
In den Kollektivwirtschaften im Arbeitsbereich der MTS Landau (Rayon Karl Liebknecht, Odessaergebiet), wurde der MOPR ebenfalls Geld überwiesen. Die Kollektivisten fordern energisch die Einstellung dieser faschistischen Provokation.
Das Kollektiv „Ernst Thälmann“ im selben Rayon hat sich in einem Schreiben an die MOPR bereit erklärt, 15-20 Waisenkinder von Opfern des faschistischen Terrors aufzunehmen und zu erziehen.
Oft genug haben die Kulaken und Pfaffen die Unwissenheit mancher Kollektivisten ausgenützt und ihnen ihr Einverständnis abgenötigt, um einen „Hungerbrief“ nach Deutschland zu schreiben, und oft genug haben sie Adressen der Kollektivisten den faschistischen Organisationen mitgeteilt, um sie zu bestechen, sie von der Arbeit abzuhalten, die Arbeitsdisziplin des Kollektivs zu sprengen. Mit Entrüstung haben alle diese Kollektivisten das Geld zurückgewiesen, wenn sie über seine Herkunft und seinen Zweck unterrichtet wurden.
So schreibt die Kollektivistin Ida Schmidt aus dem Kollektiv „Kossarew“ (MTS Kurmansk) in der Krim:
In folge meiner Urkenntnis geriet ich unter den Einfluss eines dieser sowjetfeindlichen Agitatoren. Man schrieb in meinem Namen nach Deutschland und jetzt vor kurzem habe ich 8 Mark geschickt erhalten. Diese Hilfe brauche ich durchaus nicht, da ich genügend Brot habe, eine Kuh und was ich sonst alles zum Leben brauche. Wenn notwendig können wir auch unsere Genossen in den kapitalistischen Ländern unterstützen.
Vor wenigen Wochen konnte im Rayon Karl Liebknecht ein Subjekt entlarvt werden, das sich ausschliesslich mit der Organisierung der faschistischen Agitation befasste und Adressen von Kollektivsten nach Deutschland schickte, die ein begütertes Leben führen und für den Faschismus nur ehrlichen Hass übrig haben.
Die Kollektivisten vom Kollektiv „Krupskaja“ in Grünfeld im selben Rayon schreiben:
„Wir als ehemals landlose oder arme Bauern, die dank der siegreichen Oktoberrevolution Freiheit, Land und Maschinen erhielten, wollen mit dem blutbefleckten Faschismus nichts gemeinsam haben. Die faschistischen Blutgelder, die einige Genossen aus unserem Kollektiv erhalten haben, übergeben wir der MOPR zur Unterstützung der Opfer des Faschismus.
Wir verlangen die Einstellung dieser faschistischen Provokation und erklären mit aller Entschiedenheit: Wir brauchen diese faschistische „Hilfe“ nicht.
„Wir brauchen keine faschistische „Hilfe“! Wir protestieren gegen diese Provokation!“ Das kehrt in allen Briefen wieder, das ist die Antwort welche die Faschisten wahrscheinlich nicht erwartet haben.
Umsonst bemühen sie sich, die Front der deutschen Kollektivbauern, die im Bunde mit allen den anderen befreiten Nationen ihre nationale Kultur entfalten können, zu zersetzen. Das Bestechungsgeld kehrt wieder zurück. Allerdings nicht in die Kassen der Faschisten, sondern in die Kasse der illegalen roten Hilfe in Deutschland zur Linderung der den gefangenen Revolutionären und ihren Angehörigen zugefügten Wunden.
 
Minder.
 

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Dokument Nr. 62

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 17. Januar 1935
Inhalt: In der Deutschen Zentralzeitung vom Januar 1935 abgedruckter Brief eines Kolchos-Bauern: „Brüder in Not“ beabsichtige unter dem Deckmantel der Hilfe für notleidende Bevölkerung in Wirklichkeit antisowjetische Agitation, die sowjetischen Kolchos-Bauern erfreuten sich jedoch steigenden Wohlstandes. Die gespendeten Gelder aus Deutschland sollten an die MOPR, die sowjetische „Internationale Organisation zur Hilfe für die Kämpfer der Revolution“, überwiesen werden.
Moskau
Deutsche Zentralzeitung.
17. Januar 1935 Nr. 15
 
„D a s   F a s c h i s t e n g e l d   b e k o m m t   u n s e r e   M O P R“
 
Brief der Kollektivisten des Artels „Karl Liebknecht“, Rayon Wannowka.
 
Unter der demagogischen Losung „Brüder in Not“ werden in Deutschland Almosen für uns, die angeblich hungern, gesammelt. Die Faschisten versuchen ihre Agitation unter dem Mäntelchen der „Hilfe“ erfolgreich zu gestalten.
Wir Kollektivisten vom Kollektiv „Karl Liebknecht“ im Dorf Neunheim (Rayon Wannowka, Asow-Schwarzmeergau), wissen sehr gut, dass die faschistischen Machthaber diese „Brüder in Not“-Kampagne nicht organisiert haben, um uns zu helfen – was nicht notwendig ist – sondern zu dem Zweck, um Leute zum Kampf gegen das Kollektiv und gegen unsere Sowjetmacht zu gewinnen.
Wir lehnen dieses Geld ab, an dem das Blut der besten Kämpfer für die Arbeiter- und Bauernmacht in Deutschland klebt, und empfehlen den Faschisten, die Parole „Brüder in Not“ bei den deutschen Arbeitslosen in Anwendung zu bringen, die, solange das Kapital regiert, keine Hoffnung auf bessere Zeit haben. Uns Kollektivbauern aber steht eine prächtige Zukunft bevor. Von Jahr zu Jahr erstarkt unsere Wirtschaft und viele Neunheimer Kollektivisten sind schon in diesem Jahr wohlhabend geworden. Fast alle Kollektivisten haben eine Kuh, Schweine, Hühner. Im Jahre 1934 erhielten wir auf die Arbeitseinheit 6,2 kg Getreide, 1 kg. Kartoffeln, 700 gr. Zuckerrohr und ausserdem noch einige Fuhren Maisstengel für unser Vieh. Viele Kollektivisten haben von ihren Produkten noch verkaufen können.
Das uns gesandte Geld überweisen wir der MOPR zur Unterstützung der Angehörigen der Opfer des Faschismus.
Als Antwort auf die faschistische „Brüder in Not“-Provokation erklären wir, in diesem Jahre mit aller Energie für eine Rekordernte, für die weitere Entfaltung der Viehzucht, für die Bolschewisierung unseres Kollektivs und den Wohlstand aller Kollektivisten zu kämpfen. Der Unterstützung durch die Partei der Bolschewiki und unseres geliebten Stalin sind wir uns dabei sicher.
Die Faschisten mögen also wissen, dass wir nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Und wenn sie ihre Drohungen wahr machen, und unsere Sowjetheimat angreifen wollen, dann werden wir alle wie ein Mann zur Verteidigung bereitstehen.
 
Es folgen 68 Unterschriften in russischer Sprache.

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Dokument Nr. 63

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 4. Februar 1935 (mit Bezug auf Schreiben vom 15. Januar 1935, 5. Februar 1935 und 21. Mai 1935)
Verfasser: F. Müller
Empfänger: Kardinal Faulhaber
Inhalt: Der Direktor des katholischen Caritasverbandes der Erzdiözese München-Freising bittet Kardinal Faulhaber um Hilfe dabei, die Vollstreckung des Todesurteils, das ein sowjetisches Schaugericht über den Katholiken Röhrich verhängt hat, zu verhindern. Anbei Briefe von Röhrich und seiner Familie sowie Übersetzungen sowjetischer Zeitungsartikel.
Kath. Caritasverband der Erzdiözese München-Freising
München, den 4. Februar 1935
 
Hochwürdigster Herr Kardinal!
 
Euere Eminenz
 
erlaube ich mir um Ihre gütige Intervention entweder bei der Russischen Botschaft in Berlin oder direkt bei der Sowjetregierung in Moskau zugunsten eines zum Tode verurteilten Katholiken in der Deutschen Kolonie Strassburg in Südrussland zu bitten.
Wie ich aus Berlin nach einem Bericht des Deutschen Konsulates in Odessa erfuhr, wurde Herr Michael R ö h r i c h, dem am 4. Januar 1934 auf dem Torgsinwege 8.- in meinem Namen als Hilfe überwiesen und im März, April und Mai 1934 weitere Liebesgaben gesandt wurden, deshalb zum Tode verurteilt. Röhrich ist Vater von sieben Kindern. Seine Frau wurde zu 7½ Jahren Gefängnis verurteilt. Alles aus dem gleichen Grunde.
Nach Mitteilungen des Deutschen Caritasverbandes in Berlin ist eine Intervention der Deutschen Regierung zur Zeit mindestens erfolglos, dasselbe nimmt man von einem Dazwischentreten seitens des Heiligen Stuhles an. Dagegen glaubt man in Berlin, dass Eure Eminenz keinesfalls mit der derzeitigen Reichsregierung identifiziert werden, so wenig wie man Ihnen als dem Diözesanbischof des Priesters, in dessen Namen das Paket abgesandt wurde, das Recht absprechen kann, für Röhrich zu intervenieren, denn es war ja die Liebestat Ihres Diözesanpriesters, welche Röhrich in den Tod brachte. Vielleicht ist es doch möglich, den sieben Kindern ihren Vater zu erhalten, zumal ja auch gleichzeitig die Russische Regierung aus Devisengründen an der Fortsetzung der Liebesgaben interessiert ist. Das Gericht, vor welches Röhrich gestellt wurde, war ohnedies ein Schaugericht. Aus den zur Illustration beiliegenden Abschriften aus Zeitungsberichten geht der politische Charakter des Urteils klar hervor. Es wäre somit der russischen Regierung auch eine politisch begründete Begnadigung möglich.
Nach Bericht des Herrn Prälat Wienken aus Berlin ist das Auswärtige Amt an der Rettung des Herrn Röhrich durch eine ausserhalb der Regierung stehende Persönlichkeit interessiert.
 
Indem ich Eurer Eminenz diese Bitte unterbreite, erlaube ich mir zu verbleiben
Eurer Eminenz
in verehrungsvoller Hochachtung ergebener
 
F. Müller
Direktor
 
Beilagen:
  • Briefe des Herrn Röhrich
  • Bericht des Deutschen Konsulates Odessa (vertraulich)
  • Übersetzungen russischer Zeitungsmeldungen
 
[Beilagen: zwei abgetippte Bittbriefe]
 
Zwei Bittbriefe und eine Bestätigungskarte der Maria  R ö h r i c h  (Tochter des Michael Röhrich)
 
An die Katholische Mission in Perlin [Berlin].  
 
Grüss Gott.
 
Ich Maria von Michael Röhrich bin sehr Arm und Verlasen und Obtachlos weis nicht woh hin heute da und Morgen dort und keine hilfe auf keine Seite tete die Verwaltung biten um hilfe des besten dank zum voraus.
Meine Adresa.
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache.
 
 
 
Deutschland Berlin Nr. 24
 
Grüss Gott
 
Ich bin erst 15 Jahre alt mein grösstes vergnügen wär noch in der schule da aber die Zeit bei uns so schwer ist die Famile besteht aus 8 Menschen mein Vater war nicht im Stande für 8 Menschen die nedige Lebensmittel aufzubringen und von keiner seite ist keine understüzung da so musste ich nun die schule verlassen und auf die Arbeit gehen damit es dem Vater leichter wurde wir sehen aber das wir das Leben nicht durch bringen die Mutter leitet grosse Schmerzen an Reimatismuss und kann nicht Arbeiten so bin ich doch gezwungen meine bitte an die Verwaldung des genanden Hilfskommite zu rufen um mir eine kleine Hilfe zu zu schicken ich erwarde eine erfreuliche Nachricht den besten Dank zum Voraus zu richten nach folgender attressa.
Ukraine Postation Selz
Kolonie Strassburg
Maria von M. Rerich
(Selbst bin ich katolisch)
 
11/XI 33 Jahre
 
 
 
Bittbrief und Bestätigungskarte der Magdalena Iwanowna Röhrich (Frau des Michael Röhrich)
 
An die Katholische Mision in Perlin [Berlin]
Ih Margarena Pepux von Joha. bin eine Familien fon 10 Menschen bin sehr Arm und habe keine hilfe fon keiner seit so dete ich biten um eine gleiche Unterschtitzung
selbst Katolisch
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache
 
 
 
Bitt- und Dankbrief des Michel  R ö h r i c h .
 
An die Katholische Mision in Perlin [Berlin]
Ich Michael Röhrich von Matheas Geboren in Strassburg 43 Jahre Alt bin nicht Recht Gesund ich kan nicht Schwehr Arbeiten so das ich Meine Familien von 10 Menschen nicht Weis durch zu bringen So tete ich bitten um eine Kleine Unterstitzung den besten Dang zum Voraus
Meine Adresa
 
Es folgt Name und Adresse in russischer Sprache
 
 
 
An die Katholische Mission in Perlin [Berlin].
Grüs Gott.
Ich Michael Röhrich von Mathias habe erhalten 8 Mark bin sehr dank bar und tete weiter biten wen möglich.
Dorf Strasburg
Bost Selz
Michael isen Mathias Röhrich.

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Dokument Nr. 64

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Erzbischöfliches Archiv München (EAM),
Bestand: NL Faulhaber,
Signatur: 9780

Datum: 5. Februar 1935 (mit Bezug auf Schreiben vom 15. Januar 1935, 4. Februar 1935 und 21. Mai 1935)
Verfasser: Kardinal Faulhaber
Empfänger: Russische Botschaft in Berlin
Inhalt: Kardinal Faulhaber bittet in einem Telegramm an die Russische Botschaft in Berlin, sich für die Begnadigung des verurteilten Russlanddeutschen Michael Röhrich einzusetzen.
Deutsche Reichspost
Telegramm
 
Russische Botschaft, Berlin
 
Michael Röhrich Deutsche Kolonie Strassburg Südrussland zum Tod verurteilt, weil aus München Liebesgaben angenommen. Bitte Euere Exzellenz in meinem Namen Begnadigung intervenieren.
 
Kardinal Faulhaber.  
 
5. Februar, 1935
9.40 vorm. [Vormittag]

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Dokument Nr. 65

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 93r

Datum: 1. Oktober 1935
Verfasser: wohl Deutsches Konsulat in Odessa
Inhalt: Hilfspakete aus Großbritannien an katholische Geistliche in Odessa werden von der GPU zurückgehalten.
Abschrift
 
Odessa, den 1. Oktober 1935
 
An hiesige katholische Geistliche gehen Hilfssendungen aus England unter der Absenderadresse 576 Mansion House Chambers London C S 4 ein.
Diese Sendungen behält in letzter Zeit die G.P.U. ein, zumal fast alle Geistlichen verhaftet sind.
Soweit mir bekannt ist, ist der Deutsche Caritasverband in Berlin über diese Sendungen unterrichtet. Ich beehre mich, anheimzustellen, durch den genannten Verband zu veranlassen, dass diese Sendungen genau kontrolliert und gegebenenfalls eingestellt werden.
 
Unterschrift.
 

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Dokument Nr. 66

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Archiwum Akt Nowych (AAN) Warszawa [Archiv der Neuen Akten Warschau],
Zespół [Bestand]: Ministerstwo Spraw Zagranicznych (MSZ) [Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten],
Sygnatura [Signatur]: 2823,
Karta [Seiten]: 13-15

Datum: 21. März 1937
Verfasser: Polnische Botschaft in Moskau
Empfänger: Polnisches Außenministerium
Inhalt: Listen der in der UdSSR inhaftierten römisch-katholischen Priester auf den Inseln von Solovki, in anderen Konzentrationslagern und in Orten ohne Bewegungsfreiheit, für die das Polnische Rote Kreuz materielle Hilfe leistet. Mitteilung der Polnischen Botschaft in Moskau an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten in Warschau am 21. März 1937.
Ambasada R.P. w Moskwie
Wydział Konsularny
Moskwa, 21 marca [193]7
 
W sprawie księży katolickich w ZSRR.
 
 
Do Ministerstwa Spraw Zagranicznych, Wydział P. III, w Warszawie
 
Przy niniejszym przesyłam wykaz księży katolickich pozbawionych wolności przez władze sowieckie, którym udzielane są zapomogi pieniężne oraz przesyłane paczki żywnościowe i odzieżowe za pośrednictwem delegatki P.C.K. [= Polnisches Rotes Kreuz] w Moskwie.
Wykaz sporządzony został na podstawie materiałów otrzymanych od delegatki P.C.K. oraz osób zaufanych.
Wykaz ten będzie uzupełniany w miarę otrzymywania dalszych informacji.
Nadmieniam, iż w zwiaązku z likwidajcją z dn. 1.IV.r.b. Delegatury P.C.K. księża figurujący w wykazie otrzymali w m. marcu zapomogi wzmożone.
Sposób okazywania księżom opiekii pomocy w przyszłości nie został jeszcze ustalony.
Po rozpatrzeniu możliwoćci rezultaty zostaną podane do wiadomości ministerstwa.
 
      Tadeusz Błaszkiewicz
      Kierownik Wydziału Konsularnego
      Ambasady R.P. w Moskwie
 
M.S.Z.
Wydział P.I.
 do wiadomości
23 III 37
 
Wykaz
księży katolickich pozbawionych wolności przez władze sowieckie
 
 
I. Na wyspach Sołowieckich
 1.  ks.  Baranowski Piotr
 2.  ÷   Dziemian Józef
 3.  ÷    Dzikmieszkiewicz Antoni
 4.  ÷    Erk Ludwik
 5.  ÷    Krojan Stefan
 6.  ÷    Hanski Stanisław
 7.  ÷    Jarmołowicz Antoni
 8.  ÷    Jurkiewicz Bolesław
 9.  ÷    Kapusta Piotr
10.÷    Karpiński Józef
11.÷    Kobec Antoni
12.÷    Kowalski Józef
13.÷    Łukacz Jan
14.÷    Łukjanin Józef
15.÷    Madera Piotr
16.÷    Mioduszewski Józef
17.÷    Opolski Ignacy
18.÷    Puczkar-Chmielewski Adam
19.÷    Samosenko Andrzej
20.÷    Sawicki Aleksander
21.÷    Szaciłło Albin
22.÷    Szyszko-Bohusz Ryszard
23.÷    Szymański Wacław
24.÷    Turowski Maksymilian
25.÷    Wolf Michał
26.÷    Zawryd Jan
 
II. W obozach koncentracyjnych
 1.  ÷ Batmaniszwili Szio – Kuiema, Kirowska dr. żel.
 2.  ÷ Borodziula Józef – Norilsk
 3.  ÷ Cerpento Hieronim – był w więzieniu w Krasnojarsku – obecnie nie  wiadomo gdzie.
 4.  ÷ Edidzanjan Mesrab – miejsce pobytu nieustalone
 5.  ÷ Fluk Ferdynand – Buchta Nagajewo
 6.  ÷ Gorjas Adam – Miedwieżja Gora
 7.  ÷ Jachniewicz Stanisław – Buchta Nagajewo
 8.  ÷ Jodokas Michał – Pieczłag ? – ostatnie miejsce pobytu nieustalone
 9.  ÷ Jurkiewicz Grzegorz – st. Jaja
10.÷ Kaczor-Kaczorowski Mikołaj – Miedwieżja Gora
11.÷ Kasperowicz Feliks - Karaganda
12.÷ Klemczyński Zygmunt – Kotłas? – ostatnie miejsce pobytu nieustalone
13.÷ Kosiński Józef – Czibju
14.÷ Krzywicki Adolf – Czibju
15.÷ Kucharski Adolf – Miedwieżja Gora
16.÷ Łupinowicz Karol – miejsce pobytu nieustalone
17.÷ Pietkiewicz Józef – Kemʼ
18.÷ Piotrowski Leon – Mariinsk
19.÷ Roszkiewicz Bolesław – Kuziema
20.÷ Rudenko Andronik – Kemʼ
21.÷ Sobociński Mieczysław – był w Temir-Tau, obecnie miejsce pobytu nieustalone
22.÷ Szczepaniuk Mikołaj – Buchta Nagajewo
23.÷ Szenfeld Alojzy – Karaganda
24.÷ Szubert Paweł – Swirłag
25.÷ Wardize Emanuel – Karaganda
26.÷ Wierzbicki Józef – Miedwieżja Gora
27.÷ Wojno Stefan – st. Jaja
28.÷ Wołczek Paweł – Karaganda
29.÷ Wyleżyński Franciszek – Karaganda? Późniejsze miejsce pobytu nieustalone
30.÷ Zdaniewicz Jakób – Miedwieżja Gora
31.÷ Żołnierowicz Ignacy – Karaganda
32.÷ Gejt Piotr – Miedwieżja Gora
 
III. W ograniczonych miejscach pobytu
 1. ks.   Bieniecki Józef – Mariińsk
 2.  ÷ Borecki Stanisław – Archangielsk
 3.  ÷ Budziński Franciszek – Briansk
 4.  ÷ Ohomicz Paweł – po powrocie z Sołowek zamieszkał w Ufie u ks. Budrysa
 5.  ÷ Cybulewicz Stanisław – Ułła /BSRR/
 6.  ÷ Czyrski Franciszek – Karaczajew
 7.  ÷ Dunin-Wąsowicz Bronisław – Rostów n/Donem
 8.  ÷ Dworzecki Władysław – Kamieniec Podolski
 9.  ÷ Filipp Adolf – Witebsk /powrócił z Sołowek/
10.÷ Jankowski Roman – Uszomir, Kijewskaja obłastʼ
11.÷ Jędruszczak Marian – Żytomierz
12.÷ Kasprzkowski Stanisław – Karaczajew
13.÷ Kottak Franciszek – Gołowan, Odeska obłastʼ
14.÷ Kruszyński Józef – Tałgar
15.÷ Krummel Józef – Joszkar Oła
16.÷ Kuczyński Aleksander – Oreł
17.÷ Kurowski Antoni – Archangielsk
18.÷ Kwaśniewski Zygmunt – Kijów
19.÷ Lubieński Ignacy – Kursk
20.÷ Markuszewski Albin – Sieło Kiemskoje, Krasnojarskij Kraj
21.÷ Mierzwiński Władysław – Kujbyszew
22.÷ Rozenbach Jakób – Kursk
23.÷ Rejchert Cyriok – Karkalińsk
24.÷ Pritułło Aleksander – Łogajsk
25.÷ Przesiecki Witold – Human
26.÷ Puzinowski Marek – Żytomierz
27.÷ Sapariszwili Konstanty – Borżom
28.÷ Sabidziński Sebastian – Woroszyłowsk
29.÷ Słotwiński Adolf – Wolsk
30.÷ Słowiński Stanisław – Saratów
31.÷ Siwicki Kazimierz – Ałma-Ata
32.÷ Sowiński Józef – Taszkent
33.÷ Stronczyński Wiktor – Syktywkar /oblastʼ Komi/
34.÷ Strusiewicz Mikołaj -        ÷              ÷          ÷
35.÷ Szawdynis Mieczysław – uwolniony z Sołowek – obecnie w Briańsku
36.÷ Tarczyński Antoni – Orioł
37.÷ Wegedis Antoni – Rybnica Mołdawska
38.÷ Wersocki Jan – Ałma-Ata
39.÷ Woronicz Józef – Kiercz
40.÷ Ułanicki Józef – Żytomierz
41.÷ Zabuski Feliks – Archangielsk
42.÷ Żołnierowicz Władysław – Wieliż
43.÷ Żukowski Antoni –  Irkuck, aresztowany, ostatnio w Ordżonikidze, miejsce uwięzienia   nie znane
44.÷ Blechman Bolesław
45.÷  Czerwiński

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Dokument Nr. 67

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Evangelisches Zentralarchiv (EZA),
5/2732

Datum: nach 1941
Verfasser: Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
Inhalt: Bericht und Statistiken des Verbands für Evangelische Auswandererfürsorge über Paketsendungen, die zwischen 1933 und 1941 an Notleidende in der Sowjetunion geschickt wurden.
Wir konnten helfen und haben es nach Kräften getan. Über 36.000 Familien haben wir im Laufe der Jahre mit reichhaltigen Geld- und Paketsendungen unterstützen können, teils einmalig, teils zwei-, drei-, viermal und noch öfter, teils monatlich laufend. Diese Sendungen bildeten in den Jahren 1933 – 1934, in denen Millionen Menschen in Rußland verhungerten, für die von uns betreuten Deutschstämmigen oft die einzige Rettung vor dem Hungertode. Unsere Arbeit hat in den vergangenen Jahren viel[e] Wandlungen durchgemacht – angefangen von den Geld- und Torgsinsendungen in den ersten Jahren, (bis Anfang 1936 der Torgsin in Rußland aufgehoben wurde) übergehend zu den Typen- und Standardpaketen und den individuell zusammengestellten Auslands-Lebensmittelpaketen und schließlich den reichhaltigen Mischpaketen (Lebensmittel-, Wäsche-, Schuhe- und Kleidersendungen) der letzten Jahre.
[Randnotiz: Schwierigkeiten und Widerstände] In den Jahren 1933 – Juni 1934 konnten wir das Hilfswerk im großen Umfang durchführen. Im Juli 1934 traten die ersten Schwierigkeiten auf. Diese führten im August und September 1934 zu einer Sperre der Torgsin-Pakete seitens der Sowjets. Die Betreuung durch Geldsendungen konnte im Hinblick auf die innenpolitische Lage in der UdSSR von nun ab nur mit vermehrter Vorsicht unter Ausschaltung besonders gefährdeter Gegenden gehandhabt werden. Mit dem Kirow-Attentat im Dezember 1934 trat ein einschneidender Umschwung ein. Eine ungeheure Verfolgungswelle gegen alle Minderheiten setzte ein. Die Deutschstämmigen wurden davon besonders schwer betroffen. Es handelte sich dabei um eine zentral angeordnete „Säuberungsaktion bis auf den letzten Mann“:
  1. gegen Angehörige früher maßgebender Gesellschaftsschichten, einschließlich deren Kinder und Kindeskinder.
  2. gegen Personen, die mit dem Ausland und mit den ausländischen Vertretungen, insbesondere mit deutschen und polnischen, in irgendeiner Beziehung standen.
  3. gegen Anhänger der ehemaligen Opposition von Trotzki, Sinowjew, Kamenjew und unzuverlässige Parteimitglieder.
Eine Welle von neuen Verhaftungen, Verurteilungen, Verschickungen, Entziehung von Pässen und Aufenthaltserlaubnis setzte ein. Ganze Dörfer wurden ausgesiedelt. Unter den Volksdeutschen waren besonders schwer die Pfarrer, Lehrer und Küster mit ihren Familien betroffen, sowie alle Gemeindemitglieder, die sich noch zur Kirche bekannten.
Gezwungen durch diese Verhältnisse haben wir uns genötigt gesehen, in Übereinstimmung mit dem Reichsausschuß „Brüder in Not“ und dem Auswärtigen Amt das Hilfswerk Anfang 1935 offiziell einzustellen. Von da ab wurde es, wie ebenfalls schon erwähnt, zur besseren Tarnung unter dem Namen des Verbandes für Evangelische Auswandererfürsorge weitergeführt. Mit Rücksicht auf die Verhältnisse in der UdSSR konnte in den folgenden Jahren nur ein erheblich kleinerer Teil der Volksdeutschen durch unsere Hilfe erfaßt werden. Wir mußten klar in Erscheinung treten lassen, dass es sich um wirkliche Einzelhilfe handelte, die ja gestattet war. Für diese Hilfe kamen nur noch Familien in Frage, deren Schicksal besiegelt war, die nichts mehr zu verlieren hatten, da sie ohne die Hilfe hätten umkommen müssen.
So ist unsere Arbeit ein getreues Spiegelbild nicht nur der ständig wechselnden Verhältnisse in der UdSSR, sondern des Leidens, ja des Todesweges des Rußlanddeutschtums. Besonders schwer betroffen waren, wie schon erwähnt, die Pfarrer, Küster und Lehrer mit ihren Familien. Der Kampf gegen die Kirche wurde mit unerhörter Schärfe durchgeführt, waren doch die Pfarrer die Träger des kulturellen Lebens der Gemeinde und die Grundpfeiler des Deutschtums in Rußland. Pfarrer und Küster waren die Sprecher ihrer Gemeinde in allen Dingen. Kirchenfeste waren Volksfeste – und Volksfeste waren Kirchenfeste. Armen- und Altersheime, Waisen- und Krankenhäuser, Taubstummen- und Blindenanstalten wurden von der Kirche gegründet. Die Kirchengemeinde sorgte für den Unterricht der Kinder. Die Geistlichen hatten die Aufsicht. Das Deutschtum war fest verankert in der Kirche, die die Hüterin der heiligsten Volksgüter: des Glaubens, der Sprache und der Sitte war.
[Randnotiz: Kampf gegen die Kirche und Verfolgung der Geistlichen] Der Kampf gegen die Kirchen und die Religionsgemeinschaften wurde mit unerbittlicher Härte weitergeführt. Durch das Dekret vom 23.1.1918 war die Trennung der Kirche vom Staat und die Trennung der Schule von der Kirche vollzogen und das gesamte Kirchenvermögen nationalisiert. Später folgte die Auflösung der kirchlichen Oberbehörden und Konsistorien, wodurch die organisierte Kirche in religiöse Teilgruppen aufgespaltet wurde. Die Möglichkeiten zur Beschaffung der Mittel für die Aufrechterhaltung des kirchlichen Lebens wurden immer mehr eingeschränkt, während die Ausgaben für Aufrechterhaltung und Instandsetzung der nunmehr vom Staat den religiösen Gemeinschaften überlassenen Gottes- und Bethäuser sehr hohe waren, besonders durch die nun hinzugekommenen hohen Gebäude- und Grundsteuern. Der Unterhalt und die hohe Besteuerung der Geistlichen mußten gleichfalls getragen werden. Konnten die Steuern und Abgaben nicht bezahlt werden, so wurde der Gemeinschaft das Gotteshaus genommen. Die antireligiöse Propaganda des staatlich unterstützten Gottlosenbundes trat ein Übriges, um das Ansehen der Kirche und der Geistlichen in den Schmutz zu ziehen und sie lächerlich zu machen. Trotz all dieser Verordnungen und der sich daraus ergebenden Schwierigkeiten konnte das kirchliche Leben bis 1928 noch aufrecht erhalten bleiben. Im Sommer 1924 gelang es dem 1934 in Rußland verstorbenen Bischof Dr. Meyer (27.4.1934), nach Moskau einen Kirchentag für die gesamte evangelisch-lutherische Kirche Rußlands einzuberufen. Auf diesem wurde die neue Kirchenverfassung beschlossen. Im Anschluß hieran wurde in Leningrad das Predigerseminar für die evangelisch-lutherische Kirche Rußlands gegründet, dessen Leitung Bischof D. Malmgren übernahm. (Wie bekannt, ist es dem Auswärtigen Amt nach langwierigen Bemühungen im Jahre 1936 gelungen, diesen verdienstvollen Mann nach Deutschland zu verbringen. Er lebt jetzt im hohen Patriarchenalter in Mainz. Seine drei Töchter und Schwiegersöhne befinden sich noch immer unter bolschewistischer Zwangsherrschaft, z. T. in der Verbannung.)
Mit der 1929 einsetzenden Kollektivierung wurde auch die Zerstörung der Kirche und die Verfolgung der Geistlichen nunmehr mit allen zu Gebote stehenden Mitteln weitergeführt. Die Kirchen wurden zerstört oder zu Speichern, Lagerräumen, Kinos, Clubs und Thontorn [sic!] umgewandelt. Die Geistlichen waren gleichgesetzt mit der kapitalistischen Klasse, d.h. sie verloren das Wahlrecht, das jedem Bürger in der UdSSR zustand, damit auch das Wohnrecht in den nationalisierten Häusern, die Pfarrwohnungen wurden alle nationalisiert, ebenso alle übrigen Wohngebäude bis zu einer gewissen Wertgrenze, gleichzeitig gingen sie auch verlustig des Kaufrechtes von Lebensmitteln und Kleidung in den Sowjethandlungen. Ihr Schicksal war besiegelt. Sie wanderten wegen antibolschewistischer Propaganda angeklagt ins Gefängnis, wurden verschickt oder zum Tode verurteilt. In den Gefängnissen wurden sie systematisch gemartert, um von ihnen Geständnisse zu erpressen. Vor der Öffentlichkeit stützte man sich dabei auf folgende Gesetzesverordnung: [Fußnote: entnommen: P. W. Goduljanow: „Die Trennung der Kirche vom Staat, juridische Angabe des Volkskommissariats der Justiz der R.S.F.S.R. Moskau 1926.“]
„Die Verbreitung und die Propaganda bourgeoiser und anarchistischer Lehren unter religiöser Flagge, die gerichtet sind gegen die Diktatur des Proletariats, unterliegt dem Kriminalgericht auf allgemeiner Grundlage der entsprechenden Bestimmungen des Kriminalgesetzes“, und „die Ausnutzung der religiösen Vorurteile der breiten Masse mit dem Ziel des Sturzes der Herrschaft der Arbeiter- und Bauernschaft oder der Aufwiegelung gegen ihre Gesetze und Verordnungen wird bestraft mit Verlust der Freiheit und strenger Isolation auf nicht weniger als 2 Jahre, bei erschwerenden Umständen aber mit Erhöhung der Strafe bis zur Erschießung“.
Für die Schließung der Kirchen aber war größtenteils massgebend der nachstehende Erlass:
„Eine Kirche kann geschlossen werden, wenn an dem betreffenden bewohnten Ort ein Mangel vorliegt für die Unterbringung medizinisch-sanitärer, kulturell-bildender und gemeinnützlicher Einrichtungen, und wenn das betreffende gottesdienstliche Gebäude sich dazu qualifiziert und die erforderlichen Mittel dazu vorhanden sind, unter der Bedingung, dass die Mehrheit der Werktätigen dieses mit dem entsprechenden Gesuch unterstützt“.
Von den vor der Revolution von 1917 amtierenden über 200 deutschen evangelischen Geistlichen war Ende 1937 kein einziger mehr im Amt. Die bei uns vorliegenden Mitteilungen über das Schicksal der evangelischen Pfarrer geben einen erschütternden Einblick in dieses voller Treue zu Glauben und Volkstum erlittene jahrelange Martyrium.
[Randnotiz: Hilfeleistungen] Nachfolgend seien Erläuterung und Überblick über unsere Sendungen gegeben:
[Randnotiz: Torgsinsendungen] Bis Anfang 1936 bestanden in Rußland die bereits erwähnten Torgsin-Läden.
Diese Torgsin-Läden waren, wie schon erwähnt, über die gesamte UdSSR verteilt, so dass die deutsch-russischen Bauern und ebenso die reichsdeutschen Familien, denen unsere Hilfssendungen galten, ausnahmslos in der Lage waren, mit diesen Torgsin-Gutscheinen ihre Einkäufe in den Torgsin-Läden zu machen. Unsere Mark wurde zum Goldrubelwert umgerechnet. Beispielsweise erhielten die Empfänger laut hier vorliegenden Bestätigungskarten:
 
Laut Bestätigungskarte Nr. 54601 vom 30.12.33 f. RM 8.-

16

kg.

Weizenmehl

16

Kornmehl

2

l.

Sonnenblumenöl

1

kg.

Zucker

2

Hirse

 

Laut Bestätigungskarte Nr, 67856 vom 13.2.34 f. RM 8.-

26

kg

Weizenmehl

1

Zucker

1 ½

l.

Sonnenblumenöl

1

Paar

Schuhe

 

Laut Bestätigungskarte Nr. 67526 vom 6.2.34 f. RM 8.-

25

kg.

Mehl

a

8

kop

1

l.

Öl

a

40

1

kg.

Butter

a

60

1

Zucker

a

22

4

Hirse

a

9

1

St.

Seife

a

5

 

Laut Bestätigungskarte Nr. 67843 vom 27.2.34 für RM 8.-

49

kg

Mehl

a

7

kop

1

Zucker

a

20

 

Der Einkauf im Torgsin konnte nach eigenem Wunsch getätigt werden. Lebten die Empfänger in Verbannungsgebieten, die weitab vom nächsten Torgsin-Geschäft lagen, so dass es ihnen unmöglich war, dieses zu erreichen, so sandten wir statt des Geldes die sogenannten Torgsin-Pakete. Es waren Pakete, die in den Torgsin-Läden in Rußland selbst gepackt wurden und von dort zum Versand kamen. Es wurden eigens hierfür Typen-Pakete verschiedenen Inhalts und Preises zusammengestellt. Herausgegriffen sei das Paket B:

Inhalt:

10

kg.

Mehl 75%

2

Graupen

2

Reis

1

Zucker, fein

1

Sonnenrosenöl

 

Es gelang auch hier, die Preise immer günstiger zu gestalten, so dass sich der Preis von anfangs RM 18.50 auf RM 14.- und dann RM 10.50 senkte, er erhöhte sich allerdings später wieder um einige Mark.
Bei diesen Sendungen muß man berücksichtigen, dass in dem Preis die teueren Spesen und Frachtkosten vom Torgsin-Laden bis zum Empfänger inbegriffen sind und diese seinerzeit in Goldrubel berechnet wurden. Diese Pakete waren Schwankungen hinsichtlich Zusammenstellung und Preis unterworfen.
Durch die Aufhebung des Torgsins Anfang 1936 und die Stabilisierung des Rubels (ein Rubel = 48 Pf.) wurde unsere Arbeit vor vollkommen neue Tatsachen gestellt. Torgsin-Gold und -Pakete konnten nicht mehr gesandt werden. Hatten unsere Geldsendungen 1932 – Anfang 1936 Goldrubel-Wert und konnten die Empfänger sich dementsprechend im Torgsin-Geschäft für wenig Geld viel Ware kaufen, so änderte sich der Reichsmark-Wert unserer Sendungen nach der Stabilisierung des Rubels ganz gewaltig. [Randnotiz: Auslands-Pakete] Wir mußten zu der Form der sogenannten Auslands-Pakete übergehen. Das sind Pakete, die im neutralen Ausland gepackt und versandt wurden. Anfangs wurden euch hier Typenpakete herausgearbeitet, dieser Versand von Typenpaketen wurde aber mit Rücksicht auf die Empfänger, und um die Arbeit mehr und mehr zu tarnen, ab Mitte Juni 1936 bereits wieder eingestellt.

 

Nachfolgend 2 Typenpakete:

Typ I

 

Typ III

2

kg.

Reis

 

2

kg.

Reis

2

Zucker, fein

 

1

Haferflocken

1

Speck, fett

 

1

Speck, fett

1

Haferflocken

 

1

Schmalz

1

Griess

 

2

Zucker, fein

1

Trockenmilch

 

1.5

Trockenmilch

1

Makkaroni

 

-.5

Kakao

 

 

Preis RM 23.35

 

 

 

Preis RM 29.25

 

Während in den Jahren 1933 bis 1935 unsere Sendungen vornehmlich den Zweck hatten, die größte materielle Not, d.h. den Hungern zu stillen, legten wir unseren späteren Sendungen einen anderen Wert bei. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die jahrelang nur das nackte Leben fristen konnten, mit Schuhwerk und Kleidung vollkommen abgerissen sind, zudem gab es, wie aus vielen Schreiben aus Rußland hervorging, diese Dinge dort teilweise überhaupt nicht zu kaufen. So sandten wir neben Lebensmitteln auch Schuhwerk, Wäsche und Kleidung. Die Pakete wurden durch die hohen Zollgebühren entsprechend teurer, stellten aber eine wirksame Hilfe dar. So erhielten die Empfänger in Rußland für 3 m Wollstoff zum Anzug, für die wir incl. Zollgebühren RM 37.- zahlten, beim Verkauf in Rußland 700 – 1000 Rubel, für ein Paar Schuhe zum Preise von RM 17.50 incl. Zollgebühren 250 – 350 Rubel. Wir konnten also für 37.- RM, die nach offiziellen [offiziellem] Kurs (1 Rbl = 48 Pf) rund 78 Rubl. werteten, durch Übersendung von Stoff in Rußland selbst einen Rubelwert von 700 – 1000 erzielen.
Bei einem Paar Schuhe zum Preise von RM 17.50 betrug der Rubelwert, zum offiziellen Kurs gerechnet, rund 35 Rbl. Beim Verkauf der Schuhe in Rußland wurden 250 – 350 Rbl. und mehr erzielt.
Der Wert dieser Sendungen ist um so größer, wenn man den niedrigen Lebensstandard der von uns Betreuten zu Grunde legt. Besonders Schuhwaren, Kleidung und Wäsche waren schwer, in einzelnen Gegenden überhaupt nicht zu haben. Die Preise hierfür waren, wie soeben dargelegt, ungeheuer hoch und für die von uns Betreuten, Entrechtete, Ausgesiedelte und Verbannte usw. nicht zu erschwingen. Gleichzeitig bildeten diese Dinge wertvolle Tauschobjekte. Für ½ kg. Kakao konnte z.B. der gesamte Brennstoffbedarf für den Winter eingetauscht werden usw. Nur unter Zugrundelegung der Preise für die Dinge des täglichen Bedarfs in Rußland kann das Maß unserer Hilfe erst richtig gewertet werden.
Seit Ausbruch des Krieges am 1. September 1939 waren unsere Sendungen naturgemäß hinsichtlich des Inhalts und der Preise stärkeren Schwankungen unterworfen. Eine Belastung der heimischen Wirtschaft entstand im ersten Jahr nicht, da wir unsere Pakete aus Estland und Lettland bewirkten. Die Besetzung der Randstaaten durch die Russen Mitte 1940 zwang uns, neue Wege zu suchen. [Randnotiz: Paketversand aus Deutschland.] Es gelang, den Versand von Lebensmitteln aus Deutschland durchzuführen. Dank der Vermittlung des Auswärtigen Amtes stellte das Reichsernährungsministerium die hierfür notwendigen Lebensmittel zur Verfügung. Dieser neue Paketversand machte wiederum eine Umstellung des gesamten Hilfswerkes notwendig. Die Russen verlangten für jede einzelne Sendung eine vom Absender mit polizeilich beglaubigter Unterschrift versehene Vollmachtserklärung, durch die unsere Versandstelle beauftragt wurde, im Namen des Absenders ein Paket an die angegebene Anschrift abzusenden. Es durften also nur Absender in Erscheinung treten, die wirklich existierten und dabei den Empfängern in Rußland bekannt waren, und die unbedingt zuverlässig und bereit waren, Monat für Monat derartige Vollmachtserklärungen abzugeben. Es war nicht einfach, für alle Empfänger die passenden Absender ausfindig zu machen. Wir haben auch dies geschafft. Während anfangs die Sendungen nur die Versandstelle als Absender trugen, mußten schon einmal im Jahre 1934 sämtliche Sendungen Privatsender haben. Das war bei den tausenden von Sendungen, die damals monatlich rausgingen, keine leichte Aufgabe.
Trotz dieses Wechsels in der Art der Geld- oder Paketsendung sind in der Betreuung keine wesentlichen Stockungen entstanden. Es wurden stets die in den einzelnen Jahren gesammelten Erfahrungen ausgewertet.
Wir sandten unsere Pakete nicht nur in das europäische Russland, sondern auch in die entferntest gelegenen asiatischen Verbannungsgebiete. Wie erhielten für jede Sendung eine eigenhändig vom Empfänger unterschriebene Empfangsbestätigung und hatten die Möglichkeit, an der Hand des bei uns eingegangenen umfangreichen Materials und unserer ausgedehnten Beziehungen jede Unterschrift auf ihre Echtheit zu prüfen.
[Randnotiz: Materialbearbeitung] Sämtliche hier eingehenden Briefe wurden mit Hilfe der wenigen Pfarrer, denen es gelungen ist, aus der Sowjethölle zu entkommen, auch auf die Wahrheit des Inhalts überprüft und hinsichtlich der sozialen und der Familien-Verhältnisse ergänzt. Kommunistische Elemente wurden ausgeschaltet. Den Pfarrern aus Rußland sei für ihre Mithilfe an dieser Stelle nochmals herzlichst gedankt. Ferner wurde dafür Sorge getragen, dass Doppelbetreuungen durch Privatpersonen und uns oder andere Stellen vermieden wurden, um eine gerechte Verteilung zu sichern und Gefahren für die Empfänger abzuwenden.
[Randnotiz: Karteien] Das gesamte eingehende Material wurde in einer umfassenden Kartei bearbeitet. Diese baute sich auf auf [auf] direkte Schreiben der Hilfsbedürftigen, auf Angaben von Verwandten und Bekannten in Deutschland und auf Sammelsendungen von Briefen und Listen der Deutschen Konsulate in Rußland, die teilweise in Paketen von vielen hundert, ja tausend Briefen täglich eintrafen. Darüber hinaus enthält die Kartei Angaben über Absendernamen, Familienverhältnisse, Inhalt der einzelnen Sendungen usw. Eine zweite weit größere Kartei enthält die eingelaufenen Bestätigungskarten. Der Erhalt jeder Sendung wurde genau kontrolliert.
Der große Umfang dieser Kartei erklärt sich dadurch, dass sehr viele Familien, wie schon erwähnt, mehrmalig, ja monatlich laufend [,] betreut wurden. Das eingehende Material wurde ferner ausgewertet zu einer ständigen Berichterstattung an das Auswärtige Amt und das Rote Kreuz über die Verhältnisse in der UdSSR.
Orte, in denen Schwierigkeiten beim Empfang von Sendungen auftraten, mußten von der Betreuung ausgeschaltet werden, ebenso besonders gefährdete Empfänger.
[Randnotiz: Kreis der Betreuten] Der Kreis der von uns in den langen Jahren betreuten rund 36.000 Familien setzt sich zusammen aus notleidenden Reichs- und Volksdeutschen, besonders deutschstämmigen Bauernfamilien, denen umfangreich geholfen werden konnte. Die Personenzahl ist eine weit größere, da nicht nur die eigene Familie, sondern auch Verwandte und Bekannte in der Verbannung dadurch mit erfaßt und unterstützt wurden und erstreckt sich somit auf viele Hunderttausend. Pfarrer und Küster-Familien bildeten entsprechend ihrem Anteil an dem gesamten Volksdeutschtum in der UdSSR nur einen verschwindenden Prozentsatz. Sie gehörten, soweit das möglich war, zu denjenigen Familien, die bis zum Kriegsausbruch laufend betreut wurden, da sie ohne die Hilfe umgekommen wären. In den Jahren 1937 bis 1941 hat sich die Amtsbrüderliche Nothilfe aus dem Notopfer der Evangelischen Pfarrschaft Deutschlands die Hilfe für die Pfarrerfamilien mit angelegen sein lassen und uns hierfür insgesamt einen Betrag von rund RM 43.000 .- zur Verfügung gestellt.
[Randnotiz: Statistiken] Umfangreiche Statistiken, zusammengefaßt nach Monaten und Jahren, Zahl, Art und Wert der Sendungen sowie Herkunft der Mittel sind von uns aufgestellt worden. Weitere Statistiken geben einen Überblick, auf welche Gebiete der UdSSR sich der Kreis der Betreuten verteilte. Auch die Zahl der zurückgekommenen Sendungen ist genau erfaßt.
Nachfolgend nur einige zusammenfassende Daten:

 

In den Jahren 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Gold- und Paketsendungen.
(Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wort der Sendungen)

Jahr

Zahl der
Auslandspakete

Zahl der
Torgsinpakete

Zahl der
Geldsendungen

Gesamtwert
in RM

33

226

1.298

19.622

RM

255.194 .--

34

56

630

29.600

293.890 .--

35

 

100

1.949

27.814 .--

36

1346

 

7

44.932 .--

37

1565

 

 

59.016 .--

38

1057

 

 

49.235 .--

39

922

 

 

43.682 .--

40

633

 

 

26.642 .--

41

416

 

 

6.195 .--

 

6221

2.028

51.178

RM

805.800 .--

 

Insgesamt:

Auslands-Pakete

6221

 

Torgsin-Pakete

2028

 

Geldsendungen

51178

 

 

59427

RM 805.800 .--

 

Statistik der 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
unterstützten Familien nach Gebieten geordnet.

Gebiete

unterstützte Familien

Wolhynien

7660

Ukraine

10350

Krim

2390

Wolga

3650

Donbass

2290

Kaukasus

2530

Zentr. Rußland

1970

Ural

1290

Sibirien

3250

Nördl. Verbannung

740

 

36120

 

[Randnotiz: Zurückgekommene Sendungen] Interessant ist auch die Statistik über die zurückgekommenen Sendungen. Es handelt sich dabei nicht nur um Geld- oder Paketsendungen, deren Annahme aus Furcht vor erneuten Verfolgungen vom Empfänger abgelehnt wurde. Die Ursachen für das Zurückkommen sind hauptsächlich zu suchen in Änderungen der Anschrift, Todesfällen, Verhaftungen und Aussiedlungen. Der einfachste Fehler in der Anschrift hatte zur Folge, dass die Sendung zurückkam. Im Jahre 1933 kamen 6 von insgesamt 21.146 Sendungen zurück = 0.03 %. Das zeugte umsomehr für die Sorgfalt unserer Arbeit, als in diesem Jahre noch keinerlei Erfahrungen mit dem Paketversand nach der UdSSR vorlagen. 1934 kamen 476 von insgesamt 30.286 Sendungen zurück, also 1.58 %, 1935 dagegen 726 von insgesamt 2.049 Sendungen = 35.43 %. Dieser hohe Prozentsatz steht jedenfalls im Zusammenhang mit der durch die Kirow-Affäre heraufbeschworenen neuen innenpolitischen Spannung und Verfolgung aller derjenigen, die Verbindung mit dem Ausland hatten. Da das Hilfswerk Anfang 1935 offiziell eingestellt wurde, handelt es sich bei den 1935 zurückgekommenen Sendungen vornehmlich um Unterstützungen, die Ende 1934 hinausgingen. Es ergibt sich daher ein klareres Bild, wenn man die Retourenzahl von 1934 und 1935 zusammenzieht und den Prozentsatz für diese beiden Jahre errechnet. Das ergibt dann 3.61 %.
Am höchsten ist daher der Retourensatz im Jahre 1936 mit 8.27 %. Die verschärfte innenpolitische Lage in Rußland macht es äußerst schwer, genaue Nachrichten über die von uns Betreuten zu erhalten und somit die Ursachen der Rücksendung: Anschriftenwechsel, Todesfälle, Verhaftung, Verbannung, besondere Gefährdung auszuschalten, wie dies im Jahre 1937 geglückt ist, das keine Retouren aufweist. Das Jahr 1938 bleibt mit 4.42 % wesentlich hinter 1936 zurück. In den Jahren 1939 und 1940 ist der Prozentsatz fast null. Hier wirkte sich scheinbar der Freundschaftspakt mit der UdSSR aus. 1941 macht sich dann die vor Ausbruch des Krieges bestandene Spannung wieder bemerkbar.
Wenn man abschließend bedenkt, dass von den insgesamt hinausgegangenen 59.427 Geld- und Paketsendungen lediglich 1.388 = 2.33 % zurückgekommen sind, so darf dies wohl als ein Beweis bewertet werden für die vorsichtige, wohl durchdachte und umsichtige Arbeit unseres Hilfswerkes, für die sorgfältige Beachtung jeder kleinen Mitteilung aus Rußland und auch der geringsten Gefahrenmomente. Die anderen 97.67 % wurden alle bestätigt.
Hinzugefügt sei noch, dass von den zurückgekommenen Sendungen, die Geldsendungen restlos, bei Paketsendungen der Wert der noch verwendbaren Produkte uns wieder gutgebracht wurde, so dass der tatsächliche Wertverlust ein ganz geringer war. Teilweise war es auch möglich, Geld- und Paketsendungen an andere Empfänger umzuleiten.
 
Statistik der 1933 – 1941
Zurückgekommenen Sendungen in Prozenten berechnet.

Jahr

zrck. gekommene
Sendungen

Sendungen
insgesamt

Prozentsatz

 

1933

6

21.146

0.03

 

1934

476

30.286

1.58

        3.61

 

1935

726

2.049

35.43

1936

112

1.353

8.27

 

1937

0

1.565

0.00

 

1938

49

1.057

4.42

 

1939

6

922

0.65

 

1940

3

633

0.47

 

1941

10

416

2.40

 

 

1388

59.427

2.33

 

  

[Randnotiz: Herkunft der Mittel] Über die Herkunft der Mittel sei folgendes gesagt: Von den in der angeführten Statistik erwähnten RM 805.800 wurden aufgebracht:

aus eigenen Mitteln (uns war Sammelerlaubnis erteilt)

RM 351.800.--

Von der Amtsbrüderlichen Nothilfe des Reichsbundes
der Deutschen Evangelischen Pfarrervereine für die Betreuung
von Pfarrerfamilien zur Verfügung gestellt:

rund
RM 43.000.--

somit aus kirchlichen Mitteln insgesamt

RM 394.800.--

Ferner wurden uns zur Verfügung gestellt:

 

Aus öffentlichen Mitteln:

rund
RM 47.800.--

Vom Volksbund für das Deutschtum im Ausland

RM 16.000.--

Vom Reichsausschuß „Brüder in Not“ (Rotes Kreuz)
gemäß dem auf den evangelischen Teil entfallenden Quotenanteil
aus der Reichssammlung „Brüder in Not“:

RM 347.200.--

insgesamt:

RM 805.600.--

 

Zu den schon genannten von uns selbst aufgebrachten RM 351.800.--, für die Sendungen an Reichs- und Volksdeutsche in der UdSSR hinausgingen, kommen noch hinzu die Beträge für Unterstützungen evangelischer Gemeinden in Rußland bis zu deren endgültigen Vernichtung und die an zurückgekommene Pfarrer und Pfarrerfamilien sowie in Einzelfürsorgefällen gezahlten Unterstützungen, die für die letzten Jahre auf rund RM 50.000 zu veranschlagen sind. Zählt man hierzu die in den Jahren 1929 bis 1932 aufgebrachten und verwandten rund RM 200.000 für Ansiedlung und Umsiedlung rußlanddeutscher Familien, so ergibt sich ein Betrag von rund RM 600.00.-- für Hilfsmaßnahmen, Geld- und Paketsendungen, die allein durch unser evangelisches Hilfswerk selbst aufgebracht wurden. Den treuen Helfern, d.h. den evangelischen Pfarrern und Gemeinden in Deutschland, die sich um die Aufbringung der Mittel verdient gemacht und damit erneut gezeigt haben, welch großes Interesse die Heimatkirche an ihren volksdeutschen Glaubensbrüdern im Ausland nimmt, sei für ihre Mithilfe auch an dieser Stelle herzlichst gedankt.
Auch vom Ausland gingen uns Geldspenden zu, diese wurden vornehmlich aufgebracht von den deutschen evangelischen Gemeinden im Ausland. Hierin zeigt sich die enge Verbundenheit des Auslandsdeutschtums mit der Heimat und das Interesse, das die auslandsdeutschen evangelischen Gemeinden an den in Not befindlichen volksdeutschen Glaubensbrüdern in anderen Teilen der Welt nehmen. Besonders hoch zu werten sind die Spenden der Riograndenser Synode in Brasilien im Hinblick auf den damaligen schlechten Milrois-Kurs. Den Einzelspendern sowie den deutschen evangelischen Gemeinden im Ausland gebührt unser Dank für ihre Mitarbeit. Auch der Europäischen Zentralstelle für kirchliche Hilfsaktionen in Genf danken wir für die uns überwiesenen Mittel.
Zählt man zu den genannten Eigenmitteln in Höhe von RM 600.000.--  die uns von den anderen Stellen zur Verfügung gestellten RM 450.000.-- hinzu, so ergibt sich ein Betrag von über 1 Million RM, über die von unserer Stelle zugunsten notleidender evangelischer Reichs- und Volksdeutscher in und aus der UdSSR verfügt wurde. Unsere Mittel sind somit restlos verbraucht.
[Randnotiz: Ideeller Erfolg] In den letzten Jahren, in denen die Sowjetunion sich immer stärker hermetisch vom Ausland abschloß, wo fast jeder Briefverkehr nach der UdSSR stockte, boten unsere Sendungen fast die einzige Möglichkeit, die Verbindung mit einem Teil der Volksdeutschen aufrecht zu erhalten und ihnen außer der materiellen Hilfe das wertvolle seelische Moment zu bringen: „Ihr seid in der alten Heimat nicht vergessen.“ Wir haben damit zweifellos dazu beigetragen, die Grundeinstellung des volksdeutschen Bauern in der UdSSR gegen den Kommunismus ideell wie materiell zu festigen. Manche deutsche Kolonie, die jetzt von der deutschen Wehrmacht befreit worden ist, ist jahrelang von unserer Aktion erfaßt worden.
Zum Schluß ein Brief aus einer befreiten deutschen Kolonie aus dem Odessaer Gebiet. Dieser Brief traf am 14.9.1941 in Deutschland ein.
 
[Randnotiz: Brief aus einer befreiten deutschen Kolonie.]

 

Neuglückstal
Post Zebrikowo, Odessaer Kr.
 
Ach wir können nicht genug unserem Gotte u. den Deutschen u. dem Führer Hitler danken ja von Herzen danken, beten zu Gott dass er ihn uns lange erhalten möge!! Nun will ich Euch zu wissen geben ihn [in] was für Ängste [Ängsten] wir gelebt haben bis wir unter deutschem Schutze waren. Am 22. Juni wurde hier bei uns Krieg erklärt mit Deutschland, nun könnt ihr euch vorstellen mit was für Augen wir angeschaut wurden, jetzt erst wurde uns fühlbar dass wir Stiefkinder waren in Rußland, sodann hetzten die Juden die Russen gegen uns auf [.] wir sind die Uhrheber [Urheber] an dem Kriege, so dann wurden die deutsche [Deutschen] nicht zum Militär bezogen. So wurden wir zwei Monate gequält wie in der Sklaverei die Männer u. die Mädels mußten Okobi [Fußnote: Schützengräben] graben bis 70 Kilometer u. noch weiter von hier endlich konnten es sie nicht mehr aushalten sie gingen alle durch. Wir Frauen mußten auf dem Felde die Ernte herunter nehmen u. sowie es gedroschen wurde führten die Juden es fort; zuletzt wurden die Pferde u. das Zugvieh weggeführt, nun konnten wir nichts mehr machen uns stand der Tod vor Augen. Als die Juden sahen dass Sie es verspielten, wollten sie die Deutschen alle umbringen, doch es gelang ihnen nicht mehr, die Deutsche[n] waren schneller als sie, sie mußten flüchten und wir wurden am 8. August von den Deutschen und Rumänen glücklich eingenommen.
Ja glücklich sind wir nun, den[n] es war am Freitag, am Sonntag durften wir wieder das so lang entberte [entbehrte] Gotteswort zum erstenmal in der Kirche hören. Ach es war ein Stöhnen u. Seufzen u. Freudentränen so dass der Lehrer Bürkle fast nicht predigen konnte. Auch wir können mit den Engels im Himmel: „Ehre sei Gott in der Höhe u. Friede auf Erden,“ singen. Der liebe Gott möge doch helfen, dass auch die liebe[n] deutsche[n] Brüder auch singen können und Friede auf Erden!

 

Im Jahre 1933 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistunden
in Form von Geld- und Paketsendungen.
(aus eigenen Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Art, Anzahl und Wert der Sendungen

 

Jahr

Anzahl

Auslands Paket
in RM

Anzahl in RM

Torgsin Pakete,
Wert in RM

Anzahl

Geldsendungen,
Wert in RM

Gutschriften
in RM

1933

225

RM

4.248.89

920

RM

14.885.33

7016

RM

83.120.59

 

1934

56

578.05

249

3.159.24

14475

142.772.54

 

1935

 

 

72

615.13

225

5.594.--

 

1936

1346

39.034.62

 

 

7

81.50

 

1937

741

28.398.24

 

 

 

 

7.--

1938

259

10.364.21

 

 

 

 

85.48

1939

215

9.416.75

 

 

 

 

387.28

1940

228

9.882.11

 

 

 

 

1.616.80

1941

133

2.370.37

 

 

 

 

604.05

 

3202

104.293.24

1241

18.659.70

21723

231.568.63

2.700.61

Insgesamt:

 

Anzahl
der Sendungen

Wert in RM

Auslandspakete

3203

104.293.24

Torgsinpakete

1241

18.659.70

Geldsendungen

21723

231.568.63


 

26167

354.521.57


Gutschrift für Gesellschaft
f. Paketversand

 


2.700.61

 

26167

351.820.96

 

 

In den Jahren 1933 – 1937
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen
in Form von Geld- und Paketsendungen.
(Aus vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wert der Sendungen

Jahr

Anzahl

Auslands Pakete
Wert in RM

Anzahl

Torgsin Pakete
Wert in RM

Anzahl

Geldsendungen
Wert in RM

1933

1

RM

56.63

378

RM

5.612.90

12606

RM

147.305.50

1934

 

 

 

381

4.833.68

15125

141.758.35

1935

 

 

 

28

258.72

1724

21.357.99

1936

 

5.822.70

 

 

 

 

 

 

1937

560

20.236.25

 

 

 

 

 

 

 

561

26.115.58

787

10.705.30

29455

310.421.84

 

Insgesamt:

 

Anzahl d.
Sendungen

Wert in RM

Auslandspakete

561

26.115.58

Torgsinpakete

787

10.705.30

Geldsendungen

29455

310.421.84

 

30803

347.242.72

hiervon

RM

321.183.77

vom R. Kreuz lt. Kto. K.S 1 – 8

20.000.--

uns übersandt

6.058.95

aus bei uns eingegangenen Retouren aus Geldern v. R. Kreuz

347.242.72

 

 

Im Jahre 1937 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Paketsendungen.
(Aus von der Amtsbrüderlichen Nothilfe zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Art, Anzahl und Wert der Sendungen.

Jahr

Anzahl d.
Lebensmittelpakete

Anzahl der
Mischpakete

R

Gutschrift

Wert der
Paketsendungen in RM

1937

239

25

 

RM

35.83

RM

10.431.08

1938

176

73

10

88.93

12.356.45

1939

173

63

 

20.95

11.836.02

1940

99

55

1

723.81

7.798.17

1941

91

 

4

204.51

1.627.09

 

778

216

15

1.074.03

RM

44.048.81

Insgesamt:

 

Anzahl d.
Sendungen

Wert in RM

Auslandslebensmittelpakete

778

RM

44.048.81

Auslandsmischpakete
(Inhalt: Kleidung, Schuhe, Wäsche, Lebensmittel)

216

 

 

Gutschrift

994

RM

44.048.81

 

./. “

1.074.03

 

994

RM

42.974.78

Retouren 15 = 1,5 %

 

In den Jahren 1938 – 1941
vom Verband für Evangelische Auswandererfürsorge
an Deutsche in der UdSSR gewährte Hilfeleistungen in Form von Paketsendungen.
(Aus vom Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellten Mitteln)
Zusammenstellung nach Jahren, Anzahl, Art und Wert der Sendungen.

Jahr

Anzahl der
Lebensmittelpakete

Anzahl
der Mischpakete

R

Gutschrift

Wert der Paketsendungen
in RM

1938

155

69

6

RM

17.95

RM

10.687.16

1939

311

160

2

118.21

22.963.50

1940

175

76

1

38.68

11.346.86

1941

192

 

5

454.08

3.461.26

 

833

305

14

RM

628.92

RM

48.458.78

 

Insgesamt:

 

Anzahl der
Sendungen

Wert in RM

Auslandslebensmittelpakete

833

RM

48.458.78

Auslandsmischpakete
(Inhalt: Kleidung, Schuhe,
Wäsche, Lebensmittel)

305

 

 

 

1138

RM

48.458.78

Gutschrift

 

./. “

628.92

 

1138

RM

47.829.86

 

Retouren
(infolge von Umzug, Verhaftung, Todesfall Annahmeverweigerung, usw. zurückgekommene Pakete) = 14 = rund 1 ¼ %

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Dokument Nr. 68

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 4

Datum: 2. Juli 1924
Verfasser: Volkskommissar für Innere Angelegenheiten Beloborodov, stellvertretender Leiter der zentralen administrativen Verwaltung des NKVD Zajcev, zweiter Leiter der Verwaltungsabteilung Otpuščenikov
Empfänger: Alle Leiter der Gubernien und Gebiets-Abteilungen des NKVD in der Sowjetunion
Inhalt: Anordnung des NKVD an die Leiter der Gubernien und Gebiete (oblasti), in den jeweiligen Gebieten Informationen über katholische Kirchen, namentliche Angaben über Pfarrer, Pfarrgemeinderäte, über besonders aktive Geistliche, und über religiöse Zentren um Bistümer und Bischöfe zu liefern.
ВСЕМ НАЧАЛЬНИКАМ ГУБЕРНСКИХ И ОБЛАСТНЫХ АДМИНИСТРАТИВНЫХ ОТДЕЛОВ.
Копии: НКВД АВТОНОМНЫХ РЕСПУБЛИК
2. 7. 1924
 
Согласно НКВД предлагает представить не позднее 15 августа с.г. по Вашей губернии следующие сведения:
 
1. Указать местности, где находятся католические костелы;
2. Везде ли при них есть ксендзы;
3. Сколько их при каждом костеле (фамилия/имя и отчество ксендза);
4. Где имеются приходские католические сoветы и кто входит в них (фамилия, имя, отчество и социальное положение);
5. Имеются ли организационные католические центры (епископства и проч.) и кто в них состоит (фамилия, имя и отчество);
6. Краткие характеристики наиболее активных ксендзов и прихожан католиков.
 
НАРОДНЫЙ КОМИССАР ВНУТРЕННИХ ДЕЛ (Белобородов)
ЗАМ. НАЧАЛЬНИКА ЦЕНТР. АДМИН. УПРАВЛ. НКВД (Зайцев)
ПОМ. НАЧАЛЬНИКА АДМИНОТДЕЛА (Отпущеников)

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Dokument Nr. 69

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 52

Datum: 23. August 1924
Verfasser:
Grišin, Vanžula

Empfänger: NKVD, Moskau
Inhalt: Bericht über die Situation der Katholiken in Orenburg, wo es zwar eine katholische Kirche, aber keinen Pfarrer gibt. Die Gläubigen beten daher ohne Geistlichen.
23 августа 1924
С е к р е т н о
в Центральное Административное Управление НКВД  Р С Ф С Р
 
На 292/с.
 
ГАУ НКВД КССР сообщает, что в гор. Оренбурге имеется один католический костел, но ксендза при нем нет. Bерующиe молятся без ксендза. Список членов совета религиозного общества прихожан этого костела при сем прилагается.
А других католических организаций, как в гор. Оренбурге, так и во всей Оpенбургской губернии, никаких не имеется.
B Кустанайской губ. католических костелов нет. Из остальных губерний КССР сведения еще не получены. Но полученные таковые будут немедленно сообщены.
 
Вриоб. нач. ГАУ - НКВД КССР /Гришин/  [Unterschrift] Гришин
Зав. Админ. п/отделом /Ванжула/    [Unterschrift] Ванжула

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Dokument Nr. 70

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 100-100ob.

Datum: 11. September 1924
Verfasser: Verwaltungsabteilung des Exekutivkomitees des Gubernium Saratov
Empfänger: wohl NKVD, Moskau
Inhalt: Bericht zum Personalbestand der katholischen Kirche in Saratov und namentliche Aufstellung der Mitglieder des Gemeinderats neben der Erwähnung des Pfarrers Adam Desch.
Р.С.Ф.С.Р.
Админ. Отдел. Саратовского Губернск. Исполнит. Комитет. Совета
11. 9. 1924
 
Секретно
 
В ЦЕНТРАЛЬНОЕ АДМИНИСТРАТИВНОЕ УПРАВЛЕНИЕ
 
На 292/с
 
На циркуляр № 292/с Адмотдел ГИК сообщает: католический костел имеется только в гор. Саратове один и один молитвенный дом в гор. Камышине, ксендз имеется только в Сааратовском [Саратовском] костеле-фамилия его ДЕШ Адам Адамович, члены Совета:
 

1

Зайковский Людвиг Викторович

пред.

служащ.

2

Шнейдер Антон Антонович

секр.

безраб.

3

Майер Адольф Федорович

член

служащ.

4

Лелль Константин Иванов.

"

"

5

Реш Иван Яковлевич

"

"

6

Кин Георгий Иванович

"

рабочий

7

Ессе Иван Михаилович

"

"

8

Овакимьян Павел Ианов.

"

кустарь

9

Жук Иван Карлович

"

"

10

Банцевич Валериан Адамов.

"

служащ.

11

Миллер Анжела Юлиевна

"

соц. обезп.

12

Ульрих Евгения Ивановна

"

дом. хоз.

 
В гор. Камышине ксендза не имеется, есть приходский католический Совет. состав его:
  

1

Этцель Констант. Богдан.

предс.

хлебород

2

Шнейдер Иван Иванович

зам. пред.

служащ.

3

Шмыльц Егор Михаилович

член

"

4

Шнейдер Иосиф Иванович

"

грузчик

5

Бекерлет Андрей Андреев.

"

караульщ.

6

Остертах Егор Михаилов

"

сапожник

7

Мунц Иосиф Филиппов

"

учитель

8

Этцель Яков Богданович

"

служащ.

9

Галингер Адам Николевич

"

учитель

 
Епископство в Саратовской губернии в настоящее время нет.
Препровождая вышеуказанные сведения, Атмотдел ГИК сообщает, что задержка в высылке таковых об"ясняется непредставлением сведений в срок и уездов.
 
Нач. атмоидела ГИК   [Unterschrift nicht lesbar]
Нач. админ. Отдела   [Unterschrift nicht lesbar]
Зав. Стол. отд. церк. от гос.  [Unterschrift nicht lesbar]

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Dokument Nr. 71

6. Repression

Gosudarstvennyj archiv Rossijskoj Federacii (GA RF) / Государственный архив Российской Федерации (ГА РФ),
Fond R-393,
Opis’ 43a,
Delo 484,
List 132-132ob.

Datum: wohl Mitte der 1920er Jahre
Inhalt: Den sowjetischen Behörden vorliegende Aufstellung katholischer Kirchen und Priester der deutschen Wolgarepublik.
СВЕДЕНИЯ О МЕСТОНАХОЖДЕНИИ КАТОЛИЧЕСКИХ  К О С Т Е Л О В
Автономной Cоциалист. Советской Pеспублики Немцев Поволжья
 


по порядку

Местонахождение Католических костелов

Имеются-ли
при них ксендзы

Сколько их при каждом костеле
(фам.,имя и oтчест. ксендза)

Имеются-ли организационные
Католические центры
(епископство и проч.) и кто в них состоит
(фам., имя и отчество)


МАРКСШТАДСКИЙ  К А Н Т О Н

1

Церковь в городе Марксштадте

Имеется

БЕЙЕР Георгий Степанович

не имеется

2

Тоже
В селе Борегардте

"

Обслуживается [им же]
БЕЙЕР Георг. Степ.

"

3

Тоже
В селе Обермонжу

"

ГАБЕЛЬ Август Яковл.

"

4

Тоже
В селе Люцерн

"

ФАЛЬКЕНШТЕЙН Иоган Вельг

"

5

Тоже
В селе Цуг

"

ГЕРМАН Иван Яковлев

"

6

Тоже
В селе Панинское

"

РИДЕЛЬ Петр Петрович

"

7

Тоже
В селе Золотурн

"

ШУЛЬГЕР Флориан Яковлев

"


В О Л Ь С К О Й  КАНТОН

1

В селе КАЗИЦКОЕ

Имеется

ЦИММЕРМАНН Иван Андреевич,
МАССОН Адам Яковл.,
БРАУН Егор Петрович

не имеется

2

В селе БЕРЕЗОВКА

"

ДОРНГОФ Егор Егор.

"


ФЕДОРОВСКИЙ  К А Н Т О Н

1

Церковь в селе МАРИЕНБУРГЕ

Имеется

МАРСАЛЬ Маркус Иванович

Не имеется


РОВНЕНСКИЙ  К А Н Т О Н

1

В гор. Ровном.

Имеется

БАЙЛЬМАН Ив. Ив.

не имеется

2

В селе Куст-Краснорынок

Нет

Нет

"

3

В селе МАРИЕНБЕРГ

Имеется

БАЙЛЬМАН Иван Фридрихович

"

4

В селе ШТРЕКЕРАТ

"

ПАУЛЬ Иосиф Андреевич

"

5

В селе КРАСНОПОЛЬЕ

"

ДИТРИХ Рафаил Марк.

"

6

B селе КОЧЕТНОЕ

"

ГРАФ Алексей Иосифович

"


ТОНКОШУРОВСКИЙ  К А Н Т О Н

1

В с/Тонкошуровке

Имеется

ВАЙГЕЛЬ Петр Ив.

Не имеется

2

В с/Крутояровке

"

ВАЛЬТЕР Рафаил С.

"

3

В с/Pаскаты

"

ДОРНГОФ Ал-др Эрн.

"

4

В с/Суслы

Не имеется

Нет

"

5

В с/Отроговке

Имеется

БОДЕР Эман. Эпол.
ДИТЛЕР Эдуар. Хрис.

"

6

В с/Ней-Обермонжу

"

БАВ. Петр Яковл.

"

7

В с/Антоновке

Не имеется

Нет

"

8

В с/Ней-Мариенталь

Имеется

ШНЕЙДНР Ив. Петр.

"

9

В с/Либенталь

Не имеется

Нет

"


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Dokument Nr. 72

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1931),
Scat. 10,
Fasc. 66,
Fol. 39r-40r

Datum: 6. Oktober 1925
Verfasser: Vladimir Abrikosov
Empfänger: Kommission Pro Russia
Inhalt: Vladimir Abrikosov (1880-1966), Priester der katholischen Gemeinde des orientalischen Ritus in Moskau, berichtet im Oktober 1925 über 39 inhaftierte und exilierte katholische Russen – Geistliche, Nonnen und Laien. In den beiliegenden Briefen von Mons. A. Okolo-Kulak, Warschau, Einzelheiten über die Internierungsorte.
PRO MEMORIA
 
Oggetto: Liberazione e aiuto ai cattolici russi in esilio o in prigione dei sovieti
 
Alla Illustrissima Commissione degli Affari Russi presso la S. Congregazione pro Ecclesia Orientali.
Nell’inverno 1923/24 venivano arrestati a Mosca e Pietrogrado i cattolici russi di rito orientale, fra cui sacerdoti, suore e laici maschi e femmine; essi furono condannati a varie pene di prigione o d’esilio in Siberia, varianti fra un massimo di dieci anni e un minimo di tre anni.
Il numero de condannati, unitamente all’Esarca Protonotario Apostolico Mgr. Leonida Fedorov, arrestato in precedenza per l’affare Cieplak e condannato a dieci anni di detenzione, ˗ è di 39, a cui vanno aggiunte due cattoliche non russe ma coinvolte nello stesso affare. I nomi dei condannati sono elencati nell’allegato N°1; in quanto ai luoghi del loro esilio o detenzione, non è possibile di ben precisarli poiché vengono frequentemente trasferiti (All. N°1).
Si potrebbe venire in soccorso di questi martiri della Fede in due modi, come appresso:
    1. ottenendone la liberazione con diritto sia si restare entro i confini della propria patria, sia con obbligo di espatriazione.
    2. mediante invio di denaro, vestiario e altri soccorsi materiali, urgentemente necessari nelle difficili condizioni in cui si trovano.
 
OPERA SIN’ORA SVOLTA IN SOCCORSO DEI CONDANNATI.
 
1. Liberazione.
  1. Il Governo polacco, coadiuvato dal Prelato Dom. di S. S. Mgr. Antonio Okolo-Kulak, della Diocesi di Mohilev (attualmente residente a Varsavia Mazowiecke 11/31) cercando di ottenere la liberazione dei condannati, lì ha inclusi nelle liste personali di scambio di prigionieri a norma della relativa convenzione fra la Polonia ed i Soviet.  
  2. Questo tentativo fatto in estate 1924 non ebbe esito felice, essendosi i soviet categoricamente rifiutati a detto scambio, dichiarando che nessuno dei cattolici russi sarà rilasciato alla Polonia. Però, i bolscevichi fecero intendere che sarebbero disposti di rilasciarli dietro richieste della S. Sede (All. N°2). 
  3. Informato di quanto sopra, il sottoscritto presentava a S. E. il Cardinale Segretario di Stato un pro memoria relativo alla prativa (All. N°3).
  4. Sebbene Sua Eminenza Si dimostrò disposta di intraprendere dei passi opportuni, non sembra che questi abbiano dato risultato positivo, essendo i detenuti sempre in prigione e gli esiliati in esilio.
  5. Il sottoscritto, valendosi delle proprie relazioni con varie personalità, ha cercato di provocare l’interessamento e l’intervento di alcuni governi stranieri, ma sempre con esito negativo.
 
2. Aiuti materiali.
  1. certe somme di denaro sono state elargite dal Governo polacco e dalla Società di Soccorso agli affamati in Russia con sede a Varsavia e sotto la vice presidenza del sullodato Mgr. Okolo-Kulak (All. N°4).
  2. i due enti succitati, non disponendo dei mezzi necessari al proseguimento di tale opera di soccorso, il sottoscritto presentava a S. E. il Cardinale Segretario di Stato un pro memoria su questo argomento (All. N°5).
  3. il sottoscritto ha cercato di promuovere una azione di soccorso presso cari privati, ecclesiastici e laici di diverse nazionalità, che potevano sia personalmente sia per mezzo delle loro relazioni svolgere un opera utile. Ma l’esito di questi sforzi è rimasto nullo.
 
OPERA DA SVOLGERSI.
 
1.) Liberazione.
  1. Sembrerebbe che sia forse giunto il momento di rinnovare dei passi autorevoli per ottenere la liberazione dei cattolici russi detenuti o esiliati, ottenendo per loro sia il diritto di restare in Russia o, in caso d’impossibilità, di esiliarsi all’estero. Tali passi potrebbero seguire varie vie:
    1.  mediante trattative dirette della S. Sede coi soviet.
    2.  mediante una azione mediatrice di qualche potenza.
    3.  mediante la loro inclusione nelle liste di scambio dei prigionieri che l’Intesa sta per proporre.
    4.  mediante una proposta analoga da farsi al sig. Nansen.
    5.  segretamente, mediante il loro riscatto dietro pagamento, ciò che si è usato con successo per degli altri prigioniere a mezzo di alcune organizzazioni segrete o personaggi privati.
 
2.) Aiuto materiali.
Sembrerebbe necessario di istituire una azione di soccorso pecuniario permanente.
 
1. Entità dei soccorsi.
Secondo calcoli basati su informazioni di opere analoghe svolte a favore di altri prigioniere, l’assicurazione di un minimo di benessere necessita il seguenti soccorsi mensili:
  1. per i detenuti – 12,5 dollari mensili per persona.
  2. per gli esiliati – 17,5  “ “ “ “
Considerando che il numero dei prigionieri sarebbe di 8 e quello degli esiliati di 33, l’importo mensile del soccorso dovrebbe raggiungere dollari 100 per i detenuti e 577,5 per gli esiliati, ossia dollari 677,5 al mese. [Im Original als Fußnote: Non sembrerebbe fuori posto di fare menzione delle due suore dominicane che trovansi in libertà a Mosca soffrendo la più squallida miseria (All. N°6), prive di ogni mezzo di guadagno e che meriterebbero, pur esse, un soccorso di dollari mensili 17,5 ognuna, come gli esiliati, ossia dollari 35 al mese.] È evidente che non potendosi raggiungere il totale suindicato, anche una somme minore sarebbe di grande sollievo e verebbe distribuita proporzionalmente.
 
2. Mezzo di avviamento.
Il mezzo sicuro di avviamento di tali soccorsi, con certezza assoluta del loro arrivo a destinazione, sembra che sia quello di Mgr. Okolo-Kulak (Mazowiecka 11/31, Varsavia), vice-presidente della Società di Soccorso agli affamati in Russia, ˗ il quale trovasi in relazioni dirette con la Rappresentante delle Croce Rossa Polacca, Presidentessa dell’Istituto apolitico di Mosca pel soccorso ai detenuti politici; questa persona è sempre a corrente del numero e della località dei detenuti e degli esiliati. Detto Istituto, privo di ricorse proprie, rilascia delle ricevute regolari di ogni somma pervenutagli e presenta in seguito un resoconto circostanziato della distribuzione fatta conformemente alla destinazione di ogni singolo invio.
Non potendo fare qui che una esposizione sommaria della situazione, il sottoscritto è sempre a disposizione di codesta Ecc.ma Commissione per tutti quelli più ampi schiarimenti che Essa potesse desiderare.
 
Con la massima osservanza
Wladimir Abrikossoff.
 
5 via J. Luigi dei Francesi Rossa XI.
6 ottobre 1925 [Unterschrift und Adresse handschriftlich]
 
 
 
Allegato N°1 [handschriftlich]
LISTE
Des Catholiques Orientaux Russes détenus en prisons
ou exilés par les soviets.
(Hiver 1923-1924).
 
Prêtres :
 
1. Feodoroff Léonidas Protonot. Apostol., Exarque des catholiques russes, Prison de Boutyrki à Moscou
2. Alexandroff Nicolas Doyen de Moscou, Curé de l’Eglise de la Nativité de la SteVièrge, aumônier de la communauté Doménicaine de Moscou.
3. Akouloff Epifan vicaire de l’Egl. Cathol. du St. Esprit à Petrograd.
4. Deibner Jean prêtre du Petrograd.
5. Zertchaninoff Alexis Prélat de sa Sainteté, de Petrograd, en exil à Tobolsk, Sibérie.
 
Religieuses: (Doménicaines de Moscou)
1. Abrikossoff Anna, Mère Supérieure, détenue en prison à Tobolsk.
2. Vakhevitch Hélène.
3. Entkevitch Galina.
4. Serebrennikova Anna.
5. Tzvetkova Nadejda.
6. Komoarovsky Marie.
7. Selenkova Anasthasie.
8. Tomiloff Tatiana.
9. Tzibina Nadejda.
10. Spetchinsky Olga.
11. Khméleff Véra.
12. Pojarsky-Vassileny Nina.
13. Gotovzeff Catherine.
14. Davidiuk Anne.
15. Gorodetz Véra.
16. Krylevsky Raïssa.
17. Eismond Sophie.
18. Kouznetzoff Valentina.
 
Religieuses : (de l’Ordre de S. Basile à Petrograd).
1. Danzas Julie.
 
Laïques :
(hommes)
1. Novitzky Donat, de Moscou.
2. Balachoff Vladimir,      "
3. Fedoroff Boris,              "
4. Gotovtzeff Victor          "
5. Zernoff Vladimir           "
6. Kriutchkoff Dimitri de Petrograd.
 
(femmes)
7. Ivanoff Sophie, de Moscou.
8. Sapojnikoff Tamara   "
9. Posen Catherine         "
10. Fedoroff Hélène       "
11. Tirié Olga                 "
12. Nefedieva Hélène, de Petrograd.
13. Podlivakhine Capitoline    "
14. Hildebrandt Lydie              "
15. Préobrajensky Anasthasie  "
 
Total 39 catholiques Russes arrêtés ou exilés. Doivent être ajoutées à ce nombre
1.) Posséipal, Tchèque de Petrograd
2.) Joukovsky, Polonaise de Moscou, toutes deux arrêtées avec les Russes.
 
Le nombre total des prisonniers est donc de 41.
Le lieu de détention de la majorité est inconnu, ainsi que la gravité et la durée des peines infligées.
 
 
Allegato N°2
Copia.
 
Traduzione di una lettera del Prelato di S. S. Mons. Okolo-Kulak, indirizzata da Varsavia al Procuratore dell’Esarca dei Russi Cattolici P. V. Abrikossoff a Roma.
 
17. XI. 1924.
Marowicka 11/31. (Varsavia).
 
Reverendissimo Padre.
 
Mi affretto di comunicarvi una sgradevole notizia, e precisamente che i bolscevichi oppongono delle difficoltà insormontabili alla “sostituzione personale” (ossia scambio) dei cattolici orientali. Essi hanno fin’ora escluso dalla lista le suore Abrikossova Anna, Danzas Giulia, le signore Posseipol Anna (czeka) e Giukovska (polacca) coinvolte nell’affare, come pure i sacerdoti Fedorov (Esarca), Alexandrov, Akulov e Deibner. Sebbene i bolscevichi non hanno il diritto di escludere le persone entrate sulle liste (per lo scambio) in virtù della convenzione con la Polonia, essi sembrano pronti a compromettere la stessa convenzione per lo scambio, pur di non rilasciare i russi, e impostano la questione sul terreno di una “offesa allo stato russo” di rendere dei russi alla Polonia. Fin’ora io non perdevo speranza, perché il nostro funzionario del Ministero degli Esteri residente a Mosca (ottima persona munita di istruzioni da Varsavia e spinta dalle mie preghiere personali) faceva del tutto per strappare il consenso ai bolscevichi, - ma invano. Siccome questo problema sospende lo scambio di 220 altre persone (di cui i bolscevichi hanno fucilato 7 durante le trattative), la Polonia dovrà rinunziare alla liberazione di questi russi; però un ordine in questo senso non è ancora partito per Mosca.
Nel contempo UNA PERSONA BENE INFORMATA DELLA MATERIA MI HA COMMUNICATO OGGI CHE IN UNA VIOLENTE DISCUSSIONE SULL’AFFARE CON LA G.P.U. (Ceka) A MOSCA; AVVENUTA NON PIU’ TARDI DI 4 GIORNI FA PER OTTENRE LA NON ESCLUSIONE DELLE PERSONE INDICATE, LE FU FATTO INENDERE CHE I BOLSCEVICHI NON LE RILASCERANNO DIETRO UNA RICHIESTA DEL VATICANO.
Perciò tentate di ottenere che il Vaticano entri in trattative con Jurenev (ambasciatore bolscevico a Roma); forse per questa via si otterrà qualche cosa.
Vi allego una lista dei cattolici russi che si trovano in prigione, ricevuta da Mosca.
                       (f-to) Ant. Okolo-Kulak.
In quanto riguarda il Protonotario Apostolico l’Escara Fedorov, vi è poco da sperare per la sua liberazione. Egli si trova nella prigione di Butyrki (Mosca), molto isolato; il suo stato psichico è penoso, perché ha i nervi molto scossi. In quanto ai russi, per considerazioni di opportunità essi sono stati divisi all’atto della compilazione delle liste per lo scambio in due gruppi; nel primo sono entrati: i sacerdoti Fedorov, Alexandrov, Akulov e Deibner, e le suore Abrikossova Anna e Danzas Giulia. La G.P.U. (Ceka) si rifiuta di rilasciare questo gruppo.
Gli altri dovevano includersi in una seconda lista. Ma i bolscevichi avvertono che non rilasceranno alla Polonia nessuno dei russi cattolici. Stanno dunque in prigione 39 persone (russe).
                         (f-to)  O.-K.
 
 
Allegato N°3
Copia.
 
Oggetto: Liberazione dei russi cattolici detenuti dal governo dei soviet.
 
PRO MEMORIA.
 
Il Governo Polacco, coadiuvato dal Prelato Domestico di S. Santità Mons. A. Okolo-Kulak, della arcidiocesi di Mohilev, attualmente residente a Varsavia, si è interessato della sorte dei russi cattolici (sacerdoti, suore e laici) che si trovano nelle prigioni dei soviet o in esilio, ed è venuto in loro soccorso: 1) includendoli in liste personali per lo scambio a norma della relativa convenzione fra Polonia ed i soviet; 2) procurando loro dei soccorsi materiali mediante invio di denaro ed altro.
I russi cattolici compresi negli elenchi sono 39 ai quali si debbono aggiungere una signora czeka ed una signora polacca, coinvolte nello stesso affare (v. allegato N°1).
Per ciò che riguarda la loro liberazione, considerazioni di tattica hanno consigliato di dividere le vittime in due gruppi distinti. Sono inclusi nel primo gruppo i sacerdoti: Protonotario Apostolico Fedorov Leonida, Esarca dei Russi Cattolici, detenuto nella prigione di Butyrki a Mosca; Alexandrov Nicola, curato della chiesa orientale cattolica russa della Natività della B. Vergine Maria, decano del distretto di Mosca, elemosiniere della comunità delle suore Dominicane a Mosca, detenuto anch’egli in una prigione di Mosca; Akulov Epifanio vicario della chiesa cattolica orientale dello S. Spirito a Pietrogrado, pure detenuto a Mosca; Deibner Giovanni, sacerdote di Pietrogrado, detenuto nel campo di concentramento a Suzdal. Fanno parte delle stesso primo gruppo le suore: Abrikossova Anna, Superiore della congregazione regolare delle Domenicane di III Ord. a Mosca, detenuta nella casa di correzione di Tobolsk (Siberia); Danzas Giulia, Superiore della congegrazione dell’Ordine S. Basilio a Pietrograd, detenuta al campo di concentrazione a Suzdal.
Gli altri dovevano essere iscritti nel secondo gruppo, ma i soviet rifiutarono di rilasciare le persone comprese nei primo gruppo, negando pure lo scambio per le signore Posseipol (czeka di Pietrogrado) e Giukovskaia (polacca di Mosca), detenute tutte le due nelle prigioni di Kostroma, ˗ e dichiarono che nessuno dei russi cattolici sarà rilasciato alla Polonia. PERO I BOSCHEVICHI FECERO INTENDERE CHE SAREBBERO DISPOSITI DI RILASCIARLI DIETRO RICHIESTA DELLA S. SEDE.
A conferma di quanto sopra si allega alla presente copia-traduzione della lettera di Mons. A. Okolo-Kulak da Varsavia al Procuratore Generale dell’Esarca dei Russi Cattolici P. V. Abrikossoff a Roma (v. allegato N°2).
Si desidererebbe perciò di vedere se non sarebbe possibile alla S. Sede di entrare in opportune trattative col rappresentante dei soviet a Roma (Juenev) o in altro luogo che si stimasse meglio indicato, onde ottenere la liberazione delle suddette persone.
Per quanto riguarda i soccorso materiali, ˗ i relativi mezzi sono stati elargiti sin’ora dal governo placco e dalla Società di Soccorso agli affamati in Russia con sede a Varsavia, di cui Mons. A. Okolo-Kulak è vice-presedente (v. allegato N°3).
Sarebbe perciò desiderabile di vedere se non potrebbe la S. Sede provvedere all’assicurazione anche nel futuro di tali invii pecuniari ed altri sia per mezzo della suddetta Società (Mons. Okolo-Kulak) sia in altro modo.
 
25 novembre 1924.
 
 
 
Allegato N°4.
Copia.
 
Estratto-tradotto dalla lettera di Mons. Okolo-Kulak al P. V. Abrikossoff, in data 21 Settembre 1924.
 
…”I detenuti sono soccorsi materialmente; i mezzi sono concessi tanto dal governo polacco quanto dalla Società di Soccorso agli Affamati in Russia, di cui sono vice-presidente, che manda il denaro da Varsavia” …

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Dokument Nr. 73

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1924-1935),
Scat. 28,
Fasc. 181,
Fol. 31r-32r

Datum: 15. April 1929
Verfasser: Josef Neugum
Empfänger: Kommission Pro Russia
Inhalt: Bericht von Neugum aus Odessa vom 15. April 1929 über die Folgen atheistisch-staatlicher Politik und über die Verhaftungen von Geistlichen.
Copia della lettera del canonico Giuseppe  N e u g u m , parroco e decano di Odessa.
Odessa 15/IV. 1929
 
Die Zeit rückt voran, und das Rad der Verfolgung bewegt sich von Tag zu Tag heftiger. Die Atheistenzellen greifen in wilder Front wutschnaubend die Religion an, die Diener derselben in schänderhafter Weise durch die Presse, die bei uns nur eine Richtung hat, verleumdend, um die Herde zu zerstreuen, nachdem man die Hirten geschlagen hat.
Ein Glück, dass dieses Gesindel mit seiner Lügenpresse bei der breiten Masse nach Verdienst alle Verachtung erntet. Die unbeschreibliche Armut und die schreiende Not auf allen Gebieten des Lebens lassen den Hass des Volkes gegen seine Herrscher mit jedem Tage stärker heranwachsen. Der Horizont ist sehr trübe und die Atmosphäre erstickend. Die komm. [kommunistischen] Jugendzellen fassen auch schon in unseren katholischen Dörfern Fuss, so dass wir infolgedessen viele beweinenswerten Ereignisse zu verzeichnen haben. Die Unzucht in grässlichster Art ist die Folge der neuen Jugendkultur. Wer neben draussen steht [sic!], kann sich kaum in die Intensivität und die Tragweite im Verderben dieses Giftes hineindenken. Energievolles Eingreifen der Priester auf diesem Gebiete hat deren Einkerkerung zur Folge. Jeder Fall verlangt seine besondere pastorelle Klugheit. Drei junge Priester aus unserer Mitte im Süden der Diözese Tiraspol sitzen in den Gefängnissen. Ich hoffe, dass einer von diesen bald frei sein wird. P. Wardidse in Tiflis ist noch arretiert; er ist wahrscheinlich selbst schuld an seinem Schicksal, wie mir aus Tiflis berichtet wurde. Der liebe Gott wird ihm ja wieder zur Freiheit verhelfen. Wer ist ohne Fehler!
In den vergangenen Jahren hatten wir die Erlaubnis, Kinder zur ersten hl. Kommunion in Gruppen, aus drei bestehend, zu unterrichten. Heuer ist die Lösung dieser Frage mit großen Schwierigkeiten verbunden. Wie das Ende davon aussehen wird, weiss ich noch nicht. Jedenfalls werden wieder einige hineinfallen.
Die Verwaltung der Diözese im Süden ist noch in den Händen des Prl. Kruschinsky.
 
Pro Brev., Codice et aliis gratias vel maximas ago.
 
Kniegebeugt vor dem Hl. Vater küsse ich in tiefster Verehrung dessen hl. Fuss, um den Apostolischen Segen bittend.
 
Od.15/IV.1929.
 
[gez.] Can. Jos.  N e u g u m

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Dokument Nr. 74

6. Repression

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 61668

Datum: 22. Februar 1930
Verfasser: von Dirksen, Botschafter, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtige Amt
Inhalt: Bericht der Deutschen Botschaft Moskau an das Auswärtige Amt im Jahre 1930 über die durch sowjetischen Druck erzwungenen Amtsniederlegungen einiger katholischer und mennonitischer Geistlicher.
Deutsche Botschaft
An das Auswärtige Amt
 
Moskau, den 22. Februar 1930.
Inhalt: Amtsniederlegung römisch-katholischer Geistlicher.
 
3 Durchschläge
 
In der letzten Zeit werden in der Presse wieder häufiger Fälle verzeichnet, in denen Geistliche sich von ihrem Beruf lossagen, diesen selbst als gegenrevolutionär und antisozial bezeichnen und sich für die Zukunft des „sinnigen Proletarierstaat der Welt“ zur Verfügung stellen. Es ist bekannt, wie derartige Erklärungen zustandekommen: Durch Drohung mit Gefängnis, jahrelanger Verschickung oder gar der Todesstrafe, oder mit Zwangsmaßnahmen gegen die Familienangehörigen werden die Betreffenden veranlasst, ihnen vorgelegte Schriftstücke zu unterschreiben, die alsdann sofort in der Presse propagandistisch verwertet werden.
Während es sich nun in der Regel der Fälle hierbei um orthodoxe Geistliche handelt, sind in den letzten Monaten auch einige Fälle bekannt geworden, in denen römisch-katholische Geistliche solche „Erklärungen“ abgegeben haben. So teilte kürzlich der katholische Priester in Taschkent  R u t e n i s  in einer an den Bundes-S.I.K. gerichteten Erklärung mit, er habe den Entschluß gefaßt, sein Priesteramt niederzulegen, weil er zu der Überzeugung gelangt sei, daß die Religion nur den besitzenden Klassen diene, den Fortschritt hemme und der Wissenschaft widerspreche. Er wolle für die arbeitenden Massen arbeiten und bitte, ihn in die Sowjetbürgerschaft aufzunehmen, da er in das katholische Litauen nicht mehr zurückkehren wolle.
Ferner haben nach einer TASS-Meldung aus Minsk von November vor. Js. [vorigen Jahres] in den letzten Monaten in verschiedenen Pfarren Weißrußlands drei römisch-katholische Geistliche namens  S h a n o i s a k ,  W o l y n e s  und  S a k  ihrer Priesterwürde entsagt. Alle drei haben in der Presse veröffentlichte Erklärungen abgegeben, die dem üblichen Schema entsprechen und sich in den Ausdrücken der Sowjetetymologie bewegen.
Auch der römisch-katholische Pfarrer  G r a f , über dessen Prozess in Simferopol anderweitig berichtet worden ist (vgl. z. B. den von der Botschaft am 25. vor. Mts. [vorigen Monats] weitergeleiteten Bericht des Konsulats Odessa von 14. vor. Mts. [vorigen Monats] KWU 3) hat der Presse zufolge in seinem Schlußwort vor Gericht seinen Austritt aus dem geistlichen  Stand erklärt und seine geistliche Bestallung zerrissen.
In Zusammenhang hiermit sei noch erwähnt, daß, wie die deutschsprachige kommunistische Presse der Sowjetunion meldet, auch mehrere mennonitische Prediger in der letzten Zeit sich von ihrem Beruf losgesagt und die von ihnen vorgebrachte Lehre als irrig und den Interessen der werktätigen Bevölkerung zuwiderlaufend bezeichnet haben.
 
gez. v. Dirksen.

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Dokument Nr. 75

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1925-1945),
Scat. 22,
Fasc. 141,
Fol. 14r

Datum: 13. Juni 1930
Verfasser: Einwohner der Stadt Saratov
Inhalt: Katholiken aus Saratov bitten im Vatikan um Hilfe für den Priester Augustin Baumtrog, der 1930 festgenommen wurde und dessen Leben in Gefahr ist.
Della lettera dei Cattolici di Saratov
 
Giunta il 13 Giugno 1930
 
«Le 31 janvier 1930, avec toutes les personnes habitant chez lui, a été arrêté l’Administrateur Apostolique d’une partie du diocèse de Tiraspol, le Chanoine, Doyan et le Curé de l’Eglise Catholique St. Clement à Saratov, Augustin Baumtrog que vous  connaissez personnellement».
«Le Pasteur, Augustin Baumtrog, très vénéré de se ouailles, se trouve prisonnier depuis le 31 janvier jusqu’à ce jour et l’ont ne remarque aucun signe d’avancement dans son affaire. Avec tout cela il fondé de croire que sa vie se trouve en danger : sa santé s’affaiblit de jour en jour. Notre vénéré Doyen est interné dans un endroit qui l’isole, non seulement de toute communication avec les vivants, mais aussi qui le prive de toutes les conditions élémentaires d’hygiène, lui limitant même les produits, les vêtements, etc. et l’absence d’une nourriture convenable.»
… «Nous nous adressons à vous, pour la gloire et l’exaltation de l’Eglise Catholique en Russie, nous vous supplions de venir en aide….»
 

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Dokument Nr. 76

6. Repression

Evangelisches Zentralarchiv in Berlin (EZA),
5/212

Datum: 3. Juni 1931
Verfasser: von Twardowski, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Die Deutsche Botschaft in Moskau bekräftigt, dass kein Geistlicher in der Sowjetunion rein wegen seiner seelsorgerischen Tätigkeit verhaftet wird. Vielmehr werden, um insbesondere Kritik aus dem Ausland zuvorzukommen, immer Gesetzesverstöße vorgebracht.
Abschrift IV Ru 3005.
 
Deutsche Botschaft
Moskau, den 3. Juni 1931
 
Auf den Erlass vom 12. Mai d. J. – IV Ru 2135 Ang. II.
 
Zur Frage der Verhaftung von Geistlichen in Sowjetrussland darf ich noch folgendes bemerken:
Der Botschaft ist kein Fall bekannt, wo bei Inhaftierung eines Geistlichen in der Sowjetunion als Haftgrund die Ausübung der seelsorgerischen Tätigkeit gegolten hätte. Vielmehr stützt sich der Verhaftungsbefehl stets auf einen Verstoss gegen die Landesgesetze. Ich erwähne hier nur die Fälle der Pastoren Hansen und Muß, welche im Dezember 1929 in Leningrad verhaftet wurden, weil sie die Gründung einer den Gesetzen widersprechenden Jugendorganisation mit Statuten und Vereinszeichen betrieben hatten (vergl. Bericht Leningrad vom 27.12.1929, Tgb.Nr. 2947/28, Tgb. der Botschaft E/3 v. 3.1.30). Bekannt sind ferner die Anschuldigungen wegen ungesetzlicher Verbindungen mit dem Auslande, die häufig eine Rolle spielen, so in dem grossangelegten Prozess gegen den Pastor Koch, Grossliebenthal bei Odessa (vgl. Bericht Odessa, Kwu vom 23. Juni 1930, Tgb. der Botschaft E/469 vom 28.6.30) und neuerdings im Falle des Pastors Heine (vgl. Bericht Tiflis A 94 vom 5. Mai 1931, Tgb. der Botschaft E/251 vom 29. Mai 1931), oder wegen Nichtzahlung von Steuern (vgl. Bericht Charkow Tgb. Nr. 170 vom 7. Juli 1930 über das Gerichtsverfahren gegen Pastor Math, Tgb. der Botschaft E/496 vom 12. Juli 1930).
Es liegt mir daran, dies noch einmal zu unterstreichen, da meist die Meinung vertreten ist, dass der Sowjetstaat, der die Freiheit der Religionsausübung in seiner Verfassung verankert hat, sich nicht scheut, Geistliche lediglich wegen Ausübung der seelsorgerischen Tätigkeit ins Gefängnis zu werfen. So einfach liegen die Dinge nicht, vor nackter Willkür ohne einen Schein des Rechtes scheut man hier wegen der Stimmung im Auslande zurück und auch der Fall des im Frühjahr verhafteten Oberpastors Mayer in Tiflis scheint auf Verstösse gegen die Gesetze hinauszulaufen, die, wenn auch gänzlich untergeordneter Natur, doch von den Sowjetbehörden im geeigneten Moment ausgenutzt werden, um unerwünschte Elemente zu beseitigen.
gez. v. Twardowski
 
An das Auswärtige Amt Berlin.

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Dokument Nr. 77

6. Repression

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 62247

Datum: 26. November 1931
Verfasser: v. Dirksen, Botschafter, Deutsche Botschaft in Moskau
Empfänger: Auswärtiges Amt
Inhalt: Bericht der Deutschen Botschaft in Moskau, vertreten durch v. Dirksen, über die Lage der religiösen Gemeinschaften in der UdSSR vom 26. November 1931.
Deutsche Botschaft, Moskau, v. Dirksen, an Auswärtiges Amt, Berlin
 
Deutsche Botschaft
Moskau, den 26. November 1931
Durchschlag
Inhalt: Lage der religiösen Gemeinschaften in der UdSSR
 
Vertraulich
 
Die bolschewistische Revolution des Jahres 1917 traf auf eine in ihrem Bestande durch die Verschickung und Abwanderung von Reichsdeutschen während des Krieges stark geschwächte lutherische Kirche; in der russisch-orthodoxen Kirche, die durch den Sturz des Zarentums ihren starken äusseren Rückhalt verloren hatte, war nach vielen Wirren die Wiedereinführung des Patriarchentums grundsätzlich beschlossen, als der bolschewistische Umsturz eintrat. Trotz des antireligiösen Kurses der neuen Staatsleitung blieben die Kirchen aber zunächst im wesentlichen unversehrt, und erst die schweren Lebensverhältnisse, die in der grossen Hungersnot des Jahres 1921/22 einen erschütternden Ausdruck fanden, rüttelten erneut an ihren Grundfesten. Zahlreiche Pastoren und Geistliche, besonders der lutherischen Kirche, wanderten ab; zahlreiche Gemeinden lösten sich auf.
Unter der Losung, den von der Hungersnot bedrängten Volksteilen zu helfen, erliess die Sowjetregierung das Dekret zur Beschlagnahme der Kirchenschätze. Indem der Moskauer Patriarch darauf die von ihm bis dahin verfolgte Linie der Loyalität gegenüber der Regierung verliess und sich in einem Aufruf gegen die Herausgabe der Kirchenschätze wandte, schwächte er in dieser für das Volksempfinden bedeutsamen Frage die Position der Kirche, so dass der nunmehr verstärkt einsetzende Druck sich auch die innerhalb der Kirche auftretenden Gegensätze zu nutze machen konnte. Die Antikirchenbewegung erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren 1926/29, besonders als das Kollektivierungsproblem in den Mittelpunkt des innerpolitischen Geschehens trat. Die Diener der Kirche wurden jetzt als Gegner der Kollektivierung und damit als Gegner des Staates gebrandmarkt und in grosser Zahl, teilweise mit den allerschwersten Strafen, gemassregelt, zahllose Kirchengebäude wurden geschlossen und für andere Zwecke nutzbar gemacht.
Die neueste Entwicklung zeigt eine Beruhigung. Seitdem die massgebenden Stellen in der Sowjetunion die Überzeugung gewonnen haben, dass der Kirche das Rückgrat gebrochen ist, und sie daher nicht mehr als unmittelbar staatsgefährliches Element in Betracht kommt, sind die Gewaltmassnahmen durch ein System abgelöst worden, das milder in der Form ist, dem Wiederaufleben des religiösen Lebens jedoch auch weiterhin unüberwindliche Schranken setzt.
Wichtig für die Kirche ist vor allem, dass jetzt Kirchen grundsätzlich nur noch dann geschlossen werden dürfen, wenn sich die betreffende Kirchengemeinde aufgelöst hat oder ausserstande erklärt, die mehr hohen Unterhaltungskosten (Grundrente, Spesen für Gebäudereparaturen, für das vorschriftenmäßige Personal, Beheizung und Beleuchtung), zu tragen. Es genügt also nicht mehr, wie bisher, der Beschluss irgendeiner lokalen Organisation. Es erfolgt dann gewöhnlich eine Ausschreibung der Kirche, worin diese in einer bestimmten gesetzlichen Frist einer etwa neu zu bildenden Gemeinde angeboten wird. Unberücksichtigt bleiben diese Bestimmungen allerdings in den Fällen, in denen ein Kirchengebäude ein Verkehrshindernis bildet oder einer Neuplanierung der Stadt hemmend im Wege steht. Dann erfolgt meistens der Abbruch der Kirche, wobei das Kirchengerät an andere Gemeinden übergeben wird.
Die in den Direktiven des Finanzkommissariats der U.d.SSR vom 24. Februar 1931 über die Besteuerung von Kirchen und Geistlichen (vgl. Bericht B/108 vom 3. März d. J.) zum Ausdruck gelangte Milderung der finanziellen Lasten hat für die Kirche keine praktischen Folgen gehabt, da die Leistungsfähigkeit der Gläubigen inzwischen weiter rapide abgenommen hat.
 
A. Russisch-orthodoxe Kirche
Nach der Revolution des Jahres 1917 bildeten sich neben der alten Patriarchalsynode vor allem die Kirche der Reformisten (lebendige Kirche) und die sogenannte unabhängige ukrainische autokephale Kirche. Die lebendige Kirche organisierte sich hauptsächlich in den ersten Jahren der NEP und stand unter der Führung des Moskauer Metropoliten Antonin, später Wsedenski. Sie erkannte weder den Patriarchen von Moskau noch die Synode an, hatte vielmehr ein eigenes Vollzugskomitee und lag mit der orthodoxen Kirche im Kampf, wobei sie sich sehr sowjetfreundlich gebärdete und das Gebet für die Sowjetregierung in den Gottesdienst einschloss. Das Vordringen der lebendigen Kirche und deren Begünstigung durch die Sowjets war vielleicht auch einer der Gründe für den Unfall des Patriarchen Tichon, der in seiner bekannten Loyalitätserklärung zum Ausdruck kam.
Die Errichtung der ukrainischen autokephalen Kirche stellte eine Reminiszenz an die Zeit vor Alexei Michailowitsch dar, als die ukrainische Kirche noch unmittelbar unter dem orientalischen Patriarchen stand und nicht von dem Patriarchen von Moskau abhängig war. Die in der Neuerrichtung der autokephalen Kirche liegende Parallele zu der historischen Selbständigkeit der ukrainischen Kirche erklärt sich wohl in erster Linie dadurch, dass in den ersten Jahren nach der Revolution von 1917 der ukrainische Nationalismus auch von Moskau aus gefördert wurde. Da das Schwergewicht des ukrainischen Nationalismus und der gesamten sogenannten illegalen Tätigkeit während der zaristischen Zeit seinen Hauptsitz in den Priesterschulen und Lehrerseminaren hatte, war es natürlich, dass sich auch später zwischen der Geistlichkeit und der bürgerlichen Intelligenz starke politische Berührungspunkte erhielten. Hinzu kam, dass zahlreiche kommunistische und nichtkommunistische nationalukrainische Intelligenzler im Staatsapparat der Ukraine starken Einfluss gewannen. Diese Kreise wurden vom Jahre 1927 ab unter dem Einfluss Moskaus wieder zurückgedrängt und konzentrierten sich schliesslich um die Akademie der Wissenschaften in Kiew. Von hier aus sollen sie wiederholt Verbindungen mit ostgalizischen bürgerlichen Gruppen gesucht haben. Das Ende bildete der grosse ukrainische „konterrevolutionäre“ Prozess vom Jahre 1929, der auch das Schicksal der autokephalen ukrainischen Kirche besiegelte.
Im Frühjahr 1931 haben sich, ohne dass irgendein Kongress stattgefunden hätte, auch die Organisationen der lebendigen Kirche, deren Priester vom Volke nicht anerkannt wurden, und die daher ihr Hauptziel, die alte Kirche durch eine Reform zu erneuern, nicht erreichte, aufgelöst und ihre Vereinigung mit der Moskauer Synode in Form einer einfachen Erklärung vollzogen.  E s  b e s t e h t   d a h e r , von gewissen unbedeutenden Enklaven abgesehen,  i n   d e r   S o w j e t u n i o n   a l s   g r o s s e   r u s s i s c h – o r t h o d o x e   K i r c h e n o r g a n i s a t i o n   n u r   n o c h   d i e   a l t e   P a t r i a r c h a l s y n o d e   u n t e r   L e i t u n g   d e s   P a t r i a r c h a t s v e r w e s e r s   v o n   M o s k a u .
Im einzelnen verdient noch folgendes erwähnt zu werden: Die russische orthodoxe Kirche besitzt augenblicklich, wohl aus materiellen Gründen, in der Sowjetunion kaum eine einzige Kathedrale mehr. Eine Ausnahme bildet vielleicht nur die Kasanski Kathedrale in Leningrad, die aber auch nur noch zeitweise benutzt wird. Die grosse Erlöser-Kathedrale in Moskau wurde vor ihrer Schließung anderen gläubigen Gemeinden „im Sinne des Kirchengesetzes“ angeboten, nachdem sich die in der NEP-Periode zusammengetretenen „Gemeindegläubigen“ als ausserstande erklärt hatten, die Unterhaltungskosten für die Kirche weiter zu bezahlen. Aber die Priesterschule der russisch-orthodoxen Kirche in Leningrad wird fortgeführt; und nachdem die Zeitschrift „Prawoslawny Blagowestnik“ seit 1917-18 ihr Erscheinen einstellen musste, gibt das Patriarchat in Moskau seit einiger Zeit wieder eine Zeitschrift heraus, die monatlich erscheint und neben Artikeln religionspolitischen Charakters (z.B. Gegensatz zwischen Vatikan und Moskauer Patriarchat in der Frage der Kirchenverfolgung durch die Sowjets) sämtliche Verfügungen des Patriarchats und einen Kirchenkalender enthält, worin der Gottesdienst in den einzelnen Gemeinden angekündigt wird.
 
B. Evangelisch-lutherische Kirche.
Die evangelisch-lutherische Kirche in der Sowjetunion hat, - da sie vom Zarismus nicht als Werkzeug der Staatsmacht benutzt, im Gegenteil sogar angefeindet wurde, - in den Jahren nach der Revolution relativ weniger zu leiden gehabt; trotzdem ist auch ihre Organisation schwer erschüttert worden. Sie steht nur mehr auf den Persönlichkeiten der beiden Bischöfe Malmgren in Leningrad und Meyer in Moskau, und ihr Fortbestand in dem augenblicklichen Umfange ist zu einem nicht unerheblichen Teile durch die Unterstützungen bedingt, die der Kirche vom Weltbund, aus Deutschland und anderen Teilen Europas auf dem Wege über die Staatsbank der U.d.SSR zufliessen.
Während nach der alten Einteilung für das Gebiet des Russischen Reiches mindestens 110 Pastoren vorgesehen waren, - tatsächlich amtierten im Jahre 1913 sogar 193 Pastoren, - sind augenblicklich nur noch etwa 50 lutherische Pastoren in der Sowjetunion seelsorgerisch tätig. 24 Pastoren sind verhaftet, verschickt oder gemassregelt, so dass sie ihre Tätigkeit nicht ausüben können. Die Verhaftungen liegen allerdings fast sämtlich vor 1931 oder sogar vor 1930. Im laufenden Jahre haben sich Freilassungen und Verhaftungen etwa die Wage gehalten. Für die verschickten Pastoren ist insofern eine Erleichterung eingetreten, als sie sich am Verbannungsorte frei bewegen dürfen.
Unter dem Einfluss der kraftvollen Persönlichkeit des Bischofs Malmgren ist es mit Duldung der Regierung bisher gelungen, die Heranbildung eines Nachwuchses in gewissem Umfange aufrechtzuerhalten. Im Jahre 1928 sind 14 Absolventen aus dem Theologischen Seminar in Leningrad hervorgegangen. Die Arbeit in diesem Seminar hat in der letzten Zeit eine geringe Erleichterung erfahren dadurch, dass die Behörden in bezug auf die Lebensmittelversorgung ein grösseres Entgegenkommen zeigen. Gleichwohl darf kein Zweifel darüber bestehen, dass das Seminar und seine Entwicklung mit Bischof Malmgren steht und fällt.
Von den rund 2000 lutherischen Gotteshäusern in Sowjetrussland vor dem Weltkriege ist nur noch ein ganz geringer Teil an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Pastoren sind in den grossen Städten, d.h. in Leningrad, Moskau, Charkow, Riga, Odessa, vorhanden und sonst über die ganze Union verteilt. Die meisten befinden sich in den Wolga- und ukrainischen Kolonien. Hier waren Ende 1930 für etwa 150.000 Seelen 21 Pastoren tätig. Im Norden sind keine Pastoren, in Sibirien nur noch zwei. Der Anschluss der lutherischen Kirche Transkaukasiens ist auch auf der zweiten im September 1928 von Bischof Meyer nach Moskau berufenen Generalsynode nicht zustande gekommen, so dass die transkaukasische Kirche mit Ausnahme von Baku und Batum nicht dem Oberkirchenrat in Moskau untersteht. Der Tifliser Oberpastor Meyer, das Haupt der transkaukasischen Kirche, befindet sich noch in Haft.
Die Mitgliederzahl der lutherischen Gemeinden, die im Jahre 1926 auf dem ganzen Gebiet der Sowjetunion noch etwa 1 Million betrug, hat sich inzwischen stark vermindert. Über ihre augenblickliche Stärke ist man selbst in Moskau nicht genau unterrichtet, da ein Teil der zahlenden Mitglieder ihre Namen nicht in die Listen einträgt. Wie stark aber die Gemeinden zusammengeschmolzen sind, mag daraus ersehen werden, dass in einer Gemeinde die Zahl der jährlichen Konfirmanden, die vor einigen Jahren noch etwa 60 – 70 betrug, jetzt auf etwa 10 gesunden ist.
Im letzten Jahre ist die Haltung der Sowjetregierung, wohl in Zusammenhang mit den guten politischen Beziehungen zu Deutschland äusserlich der evangelischen Kirche gegenüber milder geworden. So wurden einige Entlassungsanträge von Pastoren aus der Sowjetstaatsangehörigkeit genehmigt, auch sind verschiedene Pastoren aus der Haft entlassen worden. Endlich hat die Sowjetregierung im Sommer 1931 dem Bischof Malmgren eine Reise nach Deutschland gestattet, nachdem er sich zwei Jahre lang vergeblich darum bemüht hatte. Bischof Malmgren, der inzwischen wieder in sein Amt nach Leningrad zurückgekehrt ist, hat auf Einladung des Sowjetbotschafters mit diesem eine Unterredung in Berlin gehabt, wobei er ihm die Wünsche der Kirche eingehend auseinandersetzte und die Zusage erhielt, dass diese Wünsche an zuständiger Stelle vertreten werden würden. Unter diesen Umständen hielt der Präsident des Oberkirchenrats den Augenblick für gekommen, im Oktober 1931 ein Besuch an Kalinin zu richten, worin er unter Bezugnahme auf entsprechende noch unerledigte Gesuche aus früherer Zeit um die Haftentlassung sämtlicher evangelischer Pastoren in der Sowjetunion gebeten hat.
 
C. Römisch-katholische Kirche.
Die Lage der römisch-katholischen Kirche ist aus verschiedenen Gründen schwieriger als die der übrigen Kirchen.
Unter vorwiegend aussenpolitischen Gesichtspunkten hat die Sowjetregierung die katholische Kirche von Anfang an mit der polnischen Kirche gleichgesetzt und sie mit der nationalistischen Politik Polens identifiziert. Nach dem Auftreten des Papstes gegen die Sowjetunion wurde die römisch-katholische Kirche in den Augen der Regierung ein wichtiges Glied der Antisowjetfront.
Man kann die katholische Kirche in der Sowjetunion keineswegs als rein polnisch bezeichnen, wie etwa die evangelisch-lutherische Kirche hier als deutsch, obwohl auch in ihr starke baltische und andere Minderheiten vorhanden sind. Der polnische Katholizismus ist sporadisch über ganz Sowjetrussland verstreut, deutschstämmige Katholiken befinden sich hauptsächlich in geschlossenen Siedlungen an der Wolga und in der Ukraine.
Verhaftungen katholischer Pfarrer waren auch in deutschstämmigen Kreisen sehr stark. Soweit der Botschaft bekannt ist, befinden sich augenblicklich etwa 33 deutschstämmige katholische Pfarrer in Haft oder Verbannung; zwei polnisch-katholische Pfarrer in Moskau sind noch im Jahre 1931 verhaftet worden. Dadurch, dass sich das religiöse Leben der Katholiken in besonderem Masse um den Ritus konzentriert, macht sich der Mangel an Geistlichen naturgemäss besonders fühlbar. Ausserdem tritt noch die Kollektivierung auf dem Lande als erschwerendes Moment hinzu, wodurch der Tätigkeit der Pfarrer allmählich der Boden entzogen wird. Dies ist besonders in den deutschstämmigen Kolonien an der Wolga zu bemerken.
In diesem Zusammenhange gewinnen auch die Verkehrsbeschränkungen an Bedeutung, die den Geistlichen auferlegt werden. So hat man dem apostolischen Administrator für die Krim versagt, seinen Sitz entsprechend dem Plane nach Odessa zu verlegen. Er muss in Simferopol bleiben, wo er ausserdem jeden Gang, auch für seelsorgerliche Zwecke, bei den Behörden anzumelden hat.
Auch der Versuch, in Leningrad ein Priesterseminar ins Leben zu rufen, ist bisher nicht gelungen. Die Frage des Nachwuchses bleibt daher für die katholische Kirche in der Sowjetunion seither ungelöst.
Bemerkenswert ist es, dass trotz aller dieser Schwierigkeiten bisher kein einziger katholischer Geistlicher bei der Botschaft den Antrag auf Einbürgerung gestellt hat. Mangels einer einheitlichen Oberleitung der katholischen Kirche in der Sowjetunion ist es überhaupt schwierig, authentische Nachrichten von leitender Stelle zu erlangen.
 
D. Israelitische Glaubensgemeinschaft.
Die Lage ist unverändert mit Ausnahme von Weissrussland, wo ein starker administrativer Druck seitens der Behörden ausgeübt wird. Die Gründe für diese Haltung der Regierung sollen darin zu suchen sein, dass die Rabbiner mit der Arbeiterschaft in eine den Behörden unangenehme Verbindung gekommen seien. Die sogenannten Wunderrabbis sind von den Behörden sämtlich als Betrüger verschickt worden. Auch das Verbot des Religionsunterrichts soll von den Rabbinern wiederholt durchbrochen worden sein. Schliesslich spielt auch hier vor allem der Verkehr mit polnischen Elementen eine bedeutende Rolle.
 
    1.  Z u s a m m e n f a s s e n d
kann über die augenblickliche Lage der Kirchenorganisationen in der U.d.SSR gesagt werden, dass diese trotz der in mancher Beziehung vielleicht entgegenkommenderen Haltung der Regierung mehr und mehr zerbröckeln, weil die Mittel zur Aufrechterhaltung der Kirche fehlen. Man könnte hier fast an das Wort Jakob Burckhardts denken, dass keine Kirche sich auf die Dauer halten kann, wenn der Staat unter Anwendung seiner Machtmittel gegen sie Front sucht. Charakteristisch sind die in zunehmendem Masse in den Zeitungen erscheinenden Veröffentlichungen über den „Zerfall der orthodoxen Kirche“. Es werden andauernd Listen veröffentlicht, die Namen von hohen und niederen Geistlichen enthalten, welche ihr Amt niedergelegt haben. Die Religiosität oder jedenfalls die Neigung zum Mystischen hat aber bemerkenswerterweise selbst in der hiesigen Jugend ihre Anhänger behalten. Dies zeigt sich in einem ausserordentlichen Anwachsen aller Sekten. Vor allem sind die Baptisten und Evangeliumschristen bevorzugt, die auch Geld aus Amerika erhalten und der Sowjetregierung bisher nicht besonders unbequem zu sein schienen. Noch vor zwei Jahren hat der Präsident der Evangeliumschristen ein Ausreisevisum zwecks Verhandlungen über den Fortbestand seiner Organisation erhalten. Anders steht es mit den eigentlich russischen Sekten, die schon von der Zarenregierung verfolgt wurden. Gegen sie hat die Regierung schon seit längerer Zeit scharfe Massnahmen angewandt. Trotzdem ist auch die Zahl der Anhänger dieser Sekten im Wachsen begriffen. Noch strenger ist die Haltung der Regierung gegenüber den zahlreichen neuentstehenden, den „illegalen religiösen Vereinen“. Durch eine Verordnung, die vor kurzem erschien, wird die Bildung von solchen Vereinen mit 3 Jahren Verbannung bestraft. Dass eine solche Verordnung nötig war, ist in Verbindung mit der immer stärker werdenden Pressekampagne gegen die Sekten ein Barometer für die Bewegung selbst, die sich halb unbemerkt vollzieht und wieder einmal den alten Hang der Russen zum Mystizismus stark hervortreten lässt. Wie der hieraus entstehenden Bewegung beizukommen ist, bildet offenbar den Gegenstand der Sorge der Regierung.
 
gez. v. Dirksen

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Dokument Nr. 78

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1924-1935),
Scat. 28,
Fasc. 181,
Fol. 44r-47v

Datum: 21. September 1933
Verfasser: Alexander Frison
Empfänger: Michel d’Herbigny
Inhalt: Alexander Frison berichtet Michel d’Herbigny am 21. September 1933 über die Lage der Priester in Sowjetrussland, die Verdrängung der Geistlichen aus dem öffentlichen Leben und die steigende Gefahr der Verfolgung für Priester. Frison leide keinen Hunger “dank dem H. Neffen” – ein Codewort für Neveu.
 C o p i a
Lettera di S. E. Mons. Frison a S. E. Mons. D’Herbigny del 21 sett. 1933 (L’originale fu ritenuto da Mons. D’Herbigny; la traduzione si trova nella pos. 507/ 28)
 
Laudetur Jesus Christus!
 
Reverendissime,
 
Seit längerer Zeit werden Eure Bischöfliche Gnaden von mir auf Nachricht warten; doch es ging ja nicht, wie ich gerne gewollt hätte, wie Sie das gut wissen.
Über den Stand der Verwaltung der Ap. Administratur Ihnen ein richtiges Bild zu geben, ist mir unmöglich. Die spärlichen Nachrichten, die mir Pr. Kruschinsky geben kann, lassen mich ja selbst im Unklaren. Übrigens ergeht es wohl ja jedem Priester wie mir. Man muss zu Hause sitzen und darf sich nicht zucken. Es ist mir unmöglich gemacht, auch nur einen Schritt auf die Dörfer zu machen, die zu meiner Pfarrei gehören. Nirgends darf ich hinkommen, ohne die betreffende Registration vorweisen zu können. Die Behörden chikanieren, wo sie können: ich werde von einer zur anderen gewiesen, und überall sagt man: „Das geht uns nichts an“, oder: „Das ist Sache der Gemeinde, diese müsse Sie registrieren lassen“. Nun hat man aber die Gemeinden so eingeschüchtert, dass niemand den Mut hat, seine Unterschrift auf ein betreffendes Bittgesuch zu setzen, da man beständig mit Repressalien droht. So muss ich denn hier ruhig sitzen und abwarten, bis jemand zu mir kommt. Das ist aber auch fast unmöglich gemacht. Die Kollektivwirtschaft anerkennt keine religiösen Bedürfnisse, gibt keine freien Tage in der Arbeitszeit, stellt keine Fuhrwerke zur Verfügung, um etwa eine Trauung oder Taufe vornehmen zu lassen. Die Kranken auf den Dörfern sterben alle unversehen, da ich nicht kommen darf und kann, und die Leute nicht hierher kommen können. Früher hat man hie und da noch Kranke auf dem Fuhrwerk gebracht, und ich habe manche versehen bei mir in der Wohnung, oder in der Kirche; jetzt ist das ganz weggefallen. Das ist auch das Los meines nächsten Nachbars, der auf einem kleinen Dörfchen sitzt und die umliegenden Dörfer nicht besuchen darf. Ja man macht ihm den Prozess, weil er einigemal es gewagt hat, mit Pferden zu fahren, die dem Kollektiv gehören; aber immer hat die Verwaltung sie gegeben. Er soll nun Schuld daran haben, dass  d i e  Pferde schwach wurden und nicht in die Arbeit eingestellt werden konnten, wie man es erwarten wollte. Dass aber kein Futter für die Pferde da war ausser Stroh, kommt dabei nicht in Betracht. – Wie man die Leute in die Irre führt, möge folgender Vorfall zeigen. Zu meiner Pfarrei gehört ein grosses Dorf, Kronental, mit einer schönen katholischen Kirche und auch einer lutheranischen. Nun gingen die Lehrer von Haus zu Haus mit Bittgesuchen, die den Leuten vorgelegt wurden zur Unterschrift; das eine – die Kirche zu schliessen das andere – für das Weiterbestehen. Man stellte die Forderung, eines  d e r  Schriftstücke zu unterzeichnen. Wollte jemand für das Weiterbestehen unterzeichnen, so drohte man mit Sibirien mit Ural etc., so dass die meisten so in die Enge getrieben das Bittgesuch für die Schliessung unterschrieben. Nur wenige hatten die Geistesgegenwart, um überhaupt nicht zu unterschreiben, was das Richtige gewesen wäre. Bis jetzt ist die Kirche noch nicht weggenommen, aber man lasst auch keinen Gottesdienst halten. Dasselbe wurde auch in einem anderen Dorf, Karamin, getan. So werden die Leute durch Schwindel und Trug um ihre Kirchen und schliesslich um ihren Glauben gebracht. Bei Odessa und Nikolajew ist, wie es scheint, noch etwas mehr Freiheit. Dort kommen noch bei kirchlichen Feierlichkeiten einige Priester zusammen und dürfen auch Funktionen verrichten. – Wenn unsere Gläubigen teilweise mutlos werden und sich auch zu Schritten verleiten lassen, die man nicht gutheissen kann, so ist das nicht zum Verwundern. Die Not ist groß der Druck stark der Spott grenzenlos. Viele wurden schon verschickt, und ein großer Teil von ihnen ist schon zu Grunde gegangen. Die Briefe vom Ural, von Archangelsk, von Sibirien  s i n d  herzzerreissend und schauerlich, so dass der Gedanke allein, dorthin verschickt zu werden, die armen Leute zu allem bereit macht, was ihnen nur vorgelegt wird. Die Not war in diesem Jahre sehr gross. Monatelang haben sich die Leute durchgeschlagen ohne ein Stückchen Brot, ohne ein Gramm Fett. Es gab auch Fälle, wo Leute verhungert sind, doch nicht sehr viele. In der Ukraine war es aber schrecklich. In Speier waren bis zum 6. August (vom 1. Jan.) 226 Tote, in Sulz 205, in Karlsruhe 108, in Landau 91, während früher kaum 10% von diesen waren. Das machte der Hunger und seine Folgen. Bei uns haben sich im Frühling die Brotlosen fast ausschliesslich von Gemüse und vom Grün genährt. Viele, die aufs Feld gezwungen wurden, haben sich Körbchen Akazienblüten mitgenommen und damit das Leben gefristet und dabei gearbeitet. Das waren nicht vereinzelte Fälle. Später kam dann Salat und Sauerampfer, darauf Kohl und Gurken. Das konnte natürlich keine Kraft geben, erhielt aber das Leben. Die Armen sahen auch danach aus. Ich hatte öfter Gelegenheit, einen oder den anderen zu sehen, wenn sie in die Stadt kamen. Sie waren kaum zu erkennen, wandernde Skelette, Haut und Knochen; man muss sich nur wundern wie sie überhaupt noch arbeiten konnten. Und das mussten sie, wollten sie nicht ganz zugrundegehen. Als es mal Aehren gab, wurden die Felder streng bewacht, damit es niemand wage, Aehren zu pflücken, es war unter schwerer Strafe verboten. Ebenso durfte beim Dreschen niemand was nehmen. „Non ligabis os bovis terentis in area“ heisst es in der hl. Schrift. Hier waren die Menschen schlimmer daran. Und dann sagt man noch, man wolle die Menschen glücklich machen, die Kollektivmitglieder sollen wohlhabend werden. Das sieht nicht danach aus! Ährenlesen ist strenge verboten. Dafür müssen die Schulkinder aufs Feld und müssen die Ähren zusammenlesen, aber wieder für den Kollektiv. Die Ernte war ziemlich gut hier, doch bekommen viele Dörfer keinen Weizen; bis die Norm ausgefüllt ist bleibt nichts mehr. Meistens bleibt den Leuten Gerste und Mais. Und alle sagen: „Gott sei Dank, wir werden wenigstens nicht hungern“. Ein solcher Boden ist auch nicht mehr so geeignet für das religiöse Leben. Die Armen gehen ganz im Kampf für ihr Leben auf. Dazu kommt die Agitation von allen Seiten. Es ist zum Staunen, was da geleistet wird. Ich glaube, keine Partei auf der Welt arbeitet so für ihren Zweck wie diese. Vom Kinde angefangen bis zum Greis, vom Morgen bis Abend, in der Schule, in der Fabrik, auf dem Felde, auf der Strasse, auf der Eisenbahn, im Hause, mit einem Worte überall setzt die Agitation ein gegen Gott, gegen Kirche, gegen Sittengesetzte, gegen Privateigentum, gegen Geistlichkeit, gegen Familienleben, nur für sich, für  d e n  Staat und die Partei. Und der Erfolg ist nicht zu unterschätzen: die Schule ist ganz in ihrem Fahrwasser, die Sittlichkeit fällt zusehends, das Familienleben wird schon meistens auf ihre Prinzipien eingestellt. Es ist fast unglaublich, wie das 7. Gebot aus der Beobachtung geschwunden ist: in allen Kreisen wird gestohlen, dass man nur staunen kann. Man findet das ganz natürlich, man ist nur besorgt sich nicht fangen zu lassen. Auch unter dem gläubigen Volke hat sich die Überzeugung festgesetzt, dass man  d e m  Staat, dem Collektiv gegenüber das 7. Gebot nicht mehr beobachten braucht. Und man kann ihm nicht ganz unrecht geben. Es gibt ja auch ein Gebot, den verdienten Lohn nicht vorzuenthalten. Der Sonntag ist ja bekanntlich aus dem Kalender gestrichen. Es gibt nur mehr Ruhetage, immer der 6. Tag. Leider musste ich schon viele ganz gute Gläubige treffen, die nichts mehr wissen von den Wochentagen, speciell vom Sonntage, besonders die Männer, die man fast nie in der Kirche sieht, auch wenn der Ruhetag auf den Sonntag fällt.
Von mir persönlich kann ich mitteilen, dass es mir ganz gut geht. Meine Gesundheit ist in gutem Stand, und dank dem H. Neffen leide ich keinen Hunger. Ereignisse gibt es immer wieder, die auf die Nerven wirken und auch ihre Spuren zurücklassen. So wurde mir am I. Juli die Wohnung gekündet [gekündigt] und nur eine Frist von Tagen gegeben. Da aber eine Wohnung unmöglich zu finden war, musste ich in einer Holzscheune vorlieb nehmen und gerade zur Regenzeit, so dass das Wasser von oben und unten und von den Seiten kam. So vergingen drei Wochen, und ich kann noch von Glück sprechen, dass ich eine Wohnung fand, die sogar viel besser ist als die frühere, und die Wirte viel anständigere Leute sind, als jene. Der hl. Antonius von Padua hat geholfen, ich habe fleißig zu ihm gebetet. Es war schwer, besonders weil gleich viel zu zahlen war. Es ist ein bisschen weit zur Kirche, etwa Minuten, halb auf der Trambahn. – Unsere Kirche wurde uns ja auch weggenommen. Früher waren wir zu nahe bei dem Regierungsgebäude, und das Kreuz wirkt ja auf gewisse Kreise, wie das rote Tuch auf gewisse Tiere. So wurde uns nahegelegt, in eine jüdische Synagoge, die schon früher geschlossen war, und in einem obscuren Winkel der Stadt liegt, überzusiedeln. Am 2. Januar hielt ich zum letzten Male hl. Messe in der alten Kirche und schloss mit „Grosser Gott, wir loben dich“, am 3. Januar celebrierte ich schon in der Synagoge. Wir sind aber jetzt ganz zufrieden, denn wir sind ganz allein im Hof und niemand stört uns. Es ist nur ein bisschen auf der Seite, und die Gläubigen, die von auswärts kommen, finden uns schlecht. Am I. November 1932 brachte eine Mutter ihren Knaben von 7 Jahren in die Kirche und bat ihn zum Messedienen zuzulassen. Ich schickte ihn an den Katafalk nach den Kerzen zu sehen. Aus diesem wurde später ein Lärm erhoben. Im Mai dieses Jahres stand ich vor dem Untersuchungsrichter, und man beschuldigte mich alles möglichen: ich teile Semel [Semmel] aus und Geld  a n  die Knaben, werbe Knaben zum Messedienen, habe noch andere Knaben in der Kirche; das sei strafbar nach par. I22 des Kriminalgesetzbuches, der lautet Religionsunterricht in den Schulen oder Staatlichen Anstalten wird mit Zwangsarbeiten bis zu einem Jahre bestraft. Als ich die Bemerkung machte, der par. [Paragraf] passe nicht für mein Vergehen, wurde mir gesagt: „Wir haben keinen anderen, wir werden diesen schon zu deuten wissen“. Am II. Juli sollte das Gericht sein, ein öffentliches, demonstratives, nicht im Gerichtssaal sondern im Klub; wurde verlegt auf den 14. Juli, dann wurde es dem Obergericht übergeben. Man wollte aus der Sache eine antireligiöse Demonstration machen, besann sich aber eines Besseren, denn es war gar nichts da. Am 26. August kam die Sache zum Verhör beim Volksgericht, und das Urteil lautete: „Da keine Beweise vorliegen, bleibt die Sache ohne Folgen“. Aber eine Warnung wurde mir gegeben, nicht wieder Semel [Semmeln] und Geld auszuteilen. Logik ist ja keine, man kann auch nicht verlangt werden, da mein Richter ein Mädchen von 23-25 Jahren war und ganz ungebildet zu sein scheint. Wie viele Aufregungen und Nerven hat es gekostet und schliesslich auch Ausgaben, da ich mir einen Verteidiger nehmen musste!  S o  wird uns das Leben bitter gemacht, nicht nur mir, sondern jedem anderen auch. Im Norden bei Saratow hat z.B. P. Herman eine offizielles Schreiben erhalten: „Wittmann den 30/V.33. Der Dorfrat von Witmann schreibt dir vor, du musst im Verlauf von 2 Stunden, dass du das Dorf reimen muhst, witrickensfalls mir adminsdradive Masregel ergreifa. Vorsitzender des Collectiv. Sekreder.“ In der Saratower Administratur sind 5 Priester aus der Verbannung zurückgekehrt, wurden aber aus der sogenannten Deutschen Republik ausgewiesen, so dass sie in verschiedenen Städten herumsitzen, auch bei uns leider nicht angestellt werden können. Es ist überhaupt fast unmöglich, jemanden auf eine andere Pfarrei zu versetzen. Bei uns ist Canonicus Neugum aus Odessa zurückgekommen. Er wollte seinerzeit über die Grenze fliehen, wurde aber ertappt und verschickt. Im Juli kam er wieder zurück und durfte wieder nach Odessa an seine frühere Stelle, was fast nie geschieht. Er hat kein Wort geschrieben oder angefragt weder bei mir noch Prälat Kruschinsky und auch jetzt versteht er es als selbstverständlich, kein Wort zu verlieren, sondern an seine Stelle zurückzukommen und den Kollegen, der ihn ersetzte, zu verdrängen. Ich bitte, seinen Berichten etwas skeptisch gegenüber zu stehen. Mit dem 8. Gebote steht er in keinen freundschaftlichen Beziehungen. – In letzter Zeit sind von zwei Priestern Anfragen ergangen, ob sie nicht auswandern dürften. Sie hatten einen Modus im Auge. Ich habe abschlägige Antwort gegeben. Im Zusammenhang damit möchte ich anfragen, wie ich mich bei solchen Gesuchen verhalten soll. Darf ich eine solche Erlaubnis erteilen, oder ist dem Gesuche abzusagen auch von solchen Priestern, die voraussichtlich nicht mehr angestellt werden können? Sollen  s i e  besser im Lande bleiben? Ich möchte auch bitten um die Vollmacht, im Falle der Not nur im Superpelicium ohne Kerzen, ohne Portatile, ohne Kelch Messe lesen zu dürfen, diese auch anderen erteilen zu dürfen. – Bitte um die Vollmacht, die Erlaubnis geben zu dürfen, für mehrere Stipendien eine hl. Messe zu lesen, bis zu 15 Rubel, da unser Rubel keinen Wert hat. – Bemerken möchte ich noch, dass der General-Konsul von Italien in Odessa hier am nötigen Ort vorsprach und es wurde mir die Erlaubnis erteilt, nach Kertsch zu fahren periodisch um die Italiener daselbst zu betreuen. – Haben Revendissimus die Ehesache erhalten die ich am 20 August auf die Post gegeben habe?
Ich bitte den Heiligen Vater um den Segen in diesem heiligen Jahre, das bei uns grösstenteils verkündigt ist, für mich, für alle Geistlichkeit und alle Gläubigen. Wir sind im Geiste vereint mit den vielen Rompilgern und knien mit ihnen zu seinen Füssen.
 
In aller Ehrfurcht zeichnet Eueren [Euern] Bischöflichen Gnaden gehorsamster und ergebener
(unterzeichn.) Alexander Frison
 
21 September 1933
Lymirensis

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Dokument Nr. 79

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1935)
Pos. 664 II P.O.,
Fasc. 65,
Fol. 5r-5v

Datum: 20. Juli 1935
Verfasser: Päpstliche Kommission Pro Russia
Inhalt: Interner Vermerk: Die sowjetische Polizei hat im April und Mai 1935 zehn katholische Priester der Diözese Odessa verhaftet (deutsche Namen in italienischer Entsprechung). Weitere vier befinden sich seit 1933 in Haft. Alle wurden zu sieben, acht oder zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Die zwei noch freien Geistlichen Neugum und Reickert warten auf ihre Verhaftung.
A P P U N T O
 
La Polizia Sovietica ha di recente tratto in arresto i seguenti sacerdoti Cattolici della diocesi di Odessa officianti in villaggi circonvicini:
 
1) Monsignor Giuseppe Kruschkins in Speyer 25 aprile 1935
2) Don Teobaldo Kehler “  “ 20 aprile 1935
3) Don Raffaele Loran Sulz 20 aprile 1935
4) Don Antonio Hoffman Landau 20 aprile 1935
5) Don Giovanni Tauberger Karlsruhe 20 aprile 1935
6) Don Giuseppe Wolff Saltz maggio 1935
7) Don Giovanni Albert Kandel maggio 1935
8) Don Filippo Jaufmann Josefthal maggio 1935
9) Don Valentino Pechler Klein Libenthal maggio 1935
10) Don Kopp Strasburg maggio 1935
 
Già erano stati tratti in arresto nella diocesi di Odessa:
1)Don Cristiano Liskoin Nikolajevsettembre 1933
2)Don Schubert Parroco in Odessadicembre 1933
3)Don Giorgio Oborowskyin Wolkovdicembre 1933
4)Don Nicodemo Illyin Jeromejkadicembre 1933
 
In Odessa non vi sono più che due sacerdoti officianti: i Reverendi Giuseppe Neugum e Giovanni Reickert. Entrambi [si] attendono l’arresto.
Tutti i sacerdoti sopra elencati sono stati condannati a sette, otto e persino dieci anni di deportazioni ed inviati nei campi di concentramento del Nord. Se la Ghepeu [GPU] procedesse all’arresto degli ultimi sacerdoti superstiti le due chiese cattoliche di Odessa, ancora aperte al pubblico, dovrebbero essere chiuse.
Don Neugum, Parroco di Odessa ha espresso il desiderio che di quanto sopra le Autorità Ecclesiastiche Romane possano essere informate poiché i suddetti sacerdoti sperano che le Autorità stesse abbiano modo di venire in loro aiuto. Il loro arresto e la loro deportazioni sono stati effettuati da parte della polizia con la consueta brutalità.
 
Roma, 20 luglio 1935 – XIII

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Dokument Nr. 80

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935)
Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 95r

Datum: 24. September 1935
Verfasser: möglicherweise deutsches Konsulat Odessa
Empfänger: möglicherweise Auswärtiges Amt
Inhalt: In den deutschen Dörfern Baden und Sulz wurden die Kirchen geschlossen, nachdem die übermäßig hohen Geldauflagen von den katholischen Gläubigen nicht beglichen werden konnten (1935).
Abschrift
 
Odessa, den 24. September 1935.
 
In den katholischen deutschen Kolonien Baden und Sulz sind die Kirchen geschlossen worden. Hierbei ist nicht, wie in ähnlichen Fällen der letzten Zeit, ein entsprechender Beschluss der Bevölkerung erpresst, sondern das früher übliche Verfahren übermässiger Geldauflagen, und zwar in Höhe von 20–30.000.- Rubeln für angeblich nötige Reparaturen angewandt worden. Da die Gemeinden diese Beiträge natürlich nicht aufbringen können, sind die Kirchen geschlossen worden. Die Geistlichen, die sich noch in beiden Dörfern befinden, dürfen keine Amtshandlungen vornehmen.

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Dokument Nr. 81

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 97r

Datum: 12. September 1935
Verfasser: Deutsche Botschaft Moskau
Empfänger: möglicherweise Auswärtiges Amt
Inhalt: Die katholische Kathedrale in Saratov wird 1935 der dortigen Gemeinde entzogen.
Abschrift
Deutsche Botschaft
Moskau, den 12. September 1935
 
Geheim!
 
Wie die Botschaft vertraulich erfahren hat, scheint das Schicksal der katholischen Kathedrale in Saratow nun doch endgültig besiegelt zu sein. Die katholische Kirchengemeinde in Saratow, die unter Leitung des sehr rührigen deutschstämmigen Geistlichen  H e r m a n n  steht, hat von der Stadtverwaltung in Saratow die Nachricht erhalten, dass die Kathedrale zur Vergrösserung einer, unmittelbar neben ihr befindlichen Brotfabrik herangezogen werden müsse; gleichzeitig wurde der Gemeinde ein grösseres Privathaus zur Abhaltung der Gottesdienste angeboten. Die Gemeinde hat zwar gegen die beabsichtigte Schliessung der Kirche Beschwerde beim ZIK [Central'nyj ispolnitel'nyj komitet SSSR, Zentrales Exekutivkomitee der UdSSR] in Moskau eingelegt, verspricht sich jedoch von diesem Schritt keinen praktischen Erfolg, sodass sie gezwungen sein wird, auf das Angebot der Stadtverwaltung einzugehen. Die Benutzung des zur Verfügung gestellten Hauses setzt jedoch die Vornahme grosser Reparaturen voraus, die voraussichtlich etwa 7-10 000 Rubel kosten werden. Da die Gemeinde zur Aufbringung dieses Betrages ausserstande ist, hat sie durch einen vertrauenswürdigen Mittelmann die Botschaft um einen Zuschuss zu den Kosten der Reparaturen gebeten.
Die Botschaft beabsichtigt der Kirchengemeinde einen Teil des vom Caritasverband für die Erhaltung der Kathedrale in Saratow gestifteten Betrages von 1.000.- Mk. für die Reparatur des neuen Hauses zur Verfügung zu stellen.
Den deutschstämmigen Personen Staub, Fraas und Model sind durch Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes je 33.- Reichsmark überwiesen worden.

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Dokument Nr. 82

6. Repression

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1927-1941),
Scat. 48,
Fasc. 286,
Fol. 35r-36r

Datum: 9. März 1938
Verfasser: Leopold Braun
Empfänger: Filippo Giobbe
Inhalt: Leopold Braun berichtet Filippo Giobbe im März 1938 über die anhaltenden Verfolgungen der Gläubigen im Sowjetrussland, über die Verhaftung orthodoxer Metropoliten in der Ukraine und die Vertreibung Schweizer Familien. In Saratov wurde die große katholische Kirche trotz der von den Gläubigen aufgewendeten Summen für ihren Bestand im Dezember 1937 geschlossen. Der im Juni 1937 verhaftete Kurat dieser Kirche, Hermann, sitzt weiter im Gefängnis der Stadt. Auch keine protestantische Kirche ist dort mehr offen. Nur mehr eine Moschee und eine einzige orthodoxe Kirche sind geöffnet.
Monsignore Filippo Giobbe
243 Via Nazionale, Roma, Italia.
 
Le 9 mars 1938
Révérendissime et cher Seigneur,
En fait de nouvelles locales, il ne se présente rien de particulièrement notable, à part bien entendu, le procès monstre que vous pouvez suivre au moins en partie dans les journaux. Seulement tout n’est pas publié même dans la presse soviétique. Ainsi hier, aux assises de la matinée, Yagoda a catégoriquement nié toute sa déposition écrite, mais aucun journal de ce matin n’en a fait mention. Le fait de la non reconnaissance de la déposition écrite m’a été communiqué par un personnage que j’ai rencontré fortuitement et qui rentrait du procès. Certaines personnes accréditées, des ambassades assistant au procès et sachant parfaitement le russe, disent que le rapportage se fait incomplètement.
Pendant ce temps, nombre de meetings sont organisés dans tout le pays, où naturellement la peine de mort est votée à l’umanité [humanité]. On connait le procédé. Le pauvre peuple est conduit par le bout du nez comme un troupeau de moutons. Il est très notable et évident que malgré cet soi-disant unanimité „nationale“, le peuple vit sous l’emprise d’une épouvantable terreur. Les arrestations se poursuivent de la manière la plus acharnée. J’ai la grande peine de vous annoncer que l’une d’elles, nous touche d’assez près à l’église, dans la personne du mari de celle qui s’en occupe. Il ne s’agit pas, selon les pauvres intéressés, d’une arrestation pour cause religieuse. La pauvre famille, l’épouse et une fille, très dévouées toutes deux à la paroisse, est plongée dans l’angoisse la plus terrible, ne pouvant obtenir absolument aucun renseignement sur celui que l’on vient de prendre en pleine rue, comme cela se pratique beaucoup en ce moment. Bon nombre de mes intentions de messe sont consacrées de cette manière. On n’entend parler que d’arrestations ou de disparitions subites, sans que l’on sache comment ni pourquoi!!
De plus en plus, je ressens mon isolement et constate sans peine, la peur et le tremblement des fidèles de nationalité soviétique, qui osent encore s’approcher de moi. La haine de l’étranger se manifeste sous les formes imaginables. Il y a jusqu’aux envois de colis destinés aux ambassades et arrivant par les valises diplomatiques (sacs non officiels) qui subissent de rigoureux examens à la douane. Cette administration vient de recevoir de sévères instructions pour confisquer toute littérature jugée préjudiciable à l’U.R.S.S. et ceci, indépendamment du destinataire, qu’il soit ambassadeur ou pas!! Ce renseignement m’a été fourni par un personnage et déjà on en a vu le résultat.
J’ai vu apprendre tout récemment par la bouche d’un paysan de Saratov, que la grande église catholique de cet endroit est maintenant fermée depuis décembre. Et cela en dépit des quêtes faites parmi les fidèles et des sommes versées pour la maintenir ouverte! Le cher abbé Hermann, curé de cette église, arrêté en juin dernier, est toujours gardé en prison dans cette ville. Plus aucune église luthérienne ou protestante n’est restée ouverte! Seules la mosquée et une église orthodoxe peuvent encore être fréquentées par les croyants de Saratov.
On m’avait signalé, il y a une huitaine, qu’à Rostov, l’église catholique était restée ouverte et avait encore un prêtre pour la desservir. Or ce matin même on m’apprend que l’abbé Dunnine-Vansowicz, libéré il y a un peu plus d’un an de Solowki et qui avait réussi à se faire inscrire dans les environs de Rostov où il se rendait pour son ministère, a été de nouveau arrêté le 31 janv. 37 en même temps que l’abbé  B A B A I  de rite chaldéen, résidant lui aussi à Rostov. J’ai appris cette triste nouvelle au moment où une autre personne était venue chercher les saintes huiles et un calendrier en plus de quelques intentions de messe!
Le 24 février on m’a annoncé comme étant certaines, les arrestations des métropolites Théophane (Novgorodski) et Séraphime (Smolenski), en plus de tout le haut clergé d’Ukraine, y compris 7 ou 8 archevêques. Tout récemment ici, à 15 kilomètres de M. on vient d’arrêter d’un seul coup, trois popes, après fermeture de l’église du village.
La xénophobie se traduit par de fréquentes et continuelles expulsions. 50 familles suisses viennent ainsi d’être forcées à partir sans compter d’innombrables expulsions individuelles, intéressant absolument toutes les nationalités étrangères.
Pour mon compte personnel, m’excusant de vous parler de ma pauvre personne, vous savez Monseigneur, que les dernières démarches pour la prolongation de mon permis de séjour, ont été entreprises directement par l’ambassade des Etats-Unis. Les autorités m’ayant accordé trois mois (23. déc. – 23 mars) mon consul a estimé qu’il ne valait pas la peine de se déranger pour aller réclamer mes papiers restés à la section administrative des visas, département totalement indépendant du Ministère des Aff. Etrangères. Peut-être que ce seul fait leur a mis la puce à l’oreille. Toujours est-il que pour ne pas se trouver dans une situation désavantageuse à l’expiration de mon permis, le Minis. des Aff. Etran. a pris sur lui d’envoyer tous mes documents à l’ambassade des E.U.! Je devrai donc recommencer cette interminable comédie et remplir à nouveau des enquêtes qui n’en finissent pas. L’ambassade me promet son appui et entretemps une dépêche établissant la misérable situation de votre serviteur, a été adressée au „Departement of State“ de Washington. Avec cela je termine Monsigneur, en vous offrant l’expression de mon plus religieux respect.
 
gez. Leopoldo

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Dokument Nr. 83

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1925-1945),
Pos. Scat. 22,
Fasc. 141,
Fol. 72r-72v

Datum: 9. August 1929
Verfasser: Alexander Frison
Empfänger: Michel d’Herbigny
Inhalt: Auszug aus einem Brief Frisons in italienischer Übersetzung über die ihm von den sowjetischen Behörden auferlegten Beschränkungen seines Wirkungskreises.
9 agosto 1929
 
Da una lettera spedita da Mgr[.] Alessandro Frison, Vescovo tit. di Limira, Amm[inistrato]re Ap[osto]lico di Tiraspol Meridionale. Scritta a Simpheropol il 13 giugno 1929 a Mgr[.] D’Herbigny, Relatore.
 
Annunzia che il 12 giugno 1929 ha preso il possesso del suo ufficio di Amm[inistrato]re Ap[osto]lico della parte meridionale della diocesi di Tiraspol, ufficio che fin quì [qui] aveva ritenuto il Prelato Mgr[.] Kruschinsky, residente in Nokolajew. Fa presenti alla Santa Sede le sue preoccupazioni:
1) E’ molto lontano dai centri della vita cattolica qualcuno a circa 1000 kilom.
2) Per disposizione di legge è chiuso in casa e non può visitare nemmeno i più vicini villaggi che appartengono alla sua parrocchia. Questa situazione dura dall’aprile 1928.
3) La corrispondenza è severamente vigilata così da rendere difficilissimo lo scambio di lettera.
4) I sacerdoti poi non possono personalmente avere rapporti con lui per l’enorme costo dei viaggi e per le grandi distanze.
5) E’ solo senza avere chi possa dargli un consiglio.
6) Si tenta di inutilizzarmi anche moralmente e non è escluso il caso che la diffamazione che si macchina contro di lui venga in dominio della pubblica stampa. Egli teme sempre da un momento all’altro che conosciutasi la sua nomina sia costretto ad andarsene in esilio o sia privato della libertà personale. E per tale eventualità egli ha designato come suo sostituto Mgr[.] Giuseppe Kruschinsky e in suo luogo, se mai, il Rev. Can. Neugum. Egli ha suddelegato per le dispense matrimoniali ed altre i Decani per facilitare le cose, data la difficoltà del traffico postale. Benchè l’autorità civile lo sappia bene che egli ê Vescovo, tuttavia egli evita ogni segno esteriore per non attirare troppo l’attenzione su di sè [sé]. Ed anche Mgr[.] Kruschinsky quando gli scrive non mette questa sua qualità sugli indirizzi.
 
Firmato: Alessandro Frison, Ep. Limirensis

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Dokument Nr. 84

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1937),
Pos. 664 II P.O.,
Fasc. 67,
Fol. 4r-5r

Datum: 4. Oktober 1929
Verfasser: Italienisches Generalkonsulat Odessa
Inhalt: Am 27. August 1929 wurde Alexander Frison aus unbekanntem Grund verhaftet. Die sowjetischen Behörden verfolgen in Odessa den Geistlichen Schubert und trieben ihn aus seiner Wohnung. Zeitweise musste er in seiner Sakristei wohnen. Auch orthodoxe Geistliche wurden verhaftet; der evangelische Pastor erlebt Belästigungen jeder Art.
CONSOLATO GENERALE D’ITALIA
Odessa, 4 Ottobre 1929
 
Il 27 agosto c.a. in Sinferopoli è stato arrestato Monsignor Alessandro Frison che è tuttora detenuto. Non ho potuto conoscere il motivo, almeno apparente del suo arresto.
In Odessa le autorità esercitano una vera e propria persecuzioni contro il Rev. Schubert, parroco della Cattedrale Cattolica.
L’anno scorso fu costretto a cedere una parte dell’alloggio ed a ridursi in due stanze la cui prigione gli fu portata ad 80 rubli mensili.
Quest’anno hanno preteso per quelle due stanze l’enorme somma di 700 rubli mensili e poiché il Parroco ha dichiarato di non poterli pagare, il Tribunale ha intimato lo sfratto.
Poiché nelle remore del giudizio di Rev. Schubert ha continuato ad alloggiare nella casa in questione, è stato condannato a pagare anche per quel tempo l’affitto in ragione di 700 rubli mensili.
Egli risulta così debitore di 2000 rubli. Han posto il sequestro su tutti i mobili e perfino sugli abiti.
Messo fuori dell’ [dall’] alloggio, il Rev. Schubert si è allogato provvisoriamente nella sagrestia, ma anche di lì hanno voluto che sgombrasse. Ora egli vive in un modesto alberghetto.
Egli si è rivolto a me per consiglio. Io ho espresso l’avviso che non si debba pagar nulla al fine di evitare l’anno venturo una imposizione doppia. È necessario far capire che esiste un limite alle possibilità delle [della] Comunità Cattolica per non indurli nelle convinzioni di aver trovato una miniera d’oro.
La somma che sarà dato [data] [per] poter raccogliere nella Comunità aggiunta ai duecento rubli che ho promesso di dare (V. E. sa che l’On.le Meriano ha creduto di affidare a me i fondi ad hoc), potrà essere piuttosto impiegata a riacquistare per interposta persona gli oggetti che saranno posti all’incanto.
Il Rev. Schubert, che mi è parso convinto, mi ha detto che voleva seguire il mio consiglio.
La situazione delle altre chiese non è più rosea: il Vescovo ed il capitolo della Cattedrale ortodossa vivente, sono stati recentemente imprigionati in massa ed il pastore evangelico subisce noie d’ogni specie.

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Dokument Nr. 85

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1937),
Pos. 664 II P.O.,
Fasc. 67,
Fol. 6r

Datum: 23. November 1929
Verfasser: Eugenio Sacchi
Empfänger: Kardinal Pietro Gasparri
Inhalt: Frison wurde im November verhaftet und unter dem Vorwurf, er sei heimlich zum Bischof geweiht worden, an einen unbekannten Ort deportiert. Der Apostolische Nuntius in Berlin, Eugenio Sacchi, zieht in Erwägung, Generalkonsul Schlesinger oder den deutschen Botschafter in Moskau, von Dirksen, um Hilfe zu bitten, da der neue Außenminister Curtius der katholischen Kirche gegenüber wenig geneigt sei.
Berlino, 23 Novembre 1929
NUNZIATURA APOSTOLICA GERMANIA
 
A Sua Eminenza Reverendissima
Il Signor Cardinale Pietro Gasparri
Segretario di Stato di Sua Santità
 
Arresto e deportazione del Vescovo russo, Mons. Alessandro Frison
 
Eminenza Reverendissima,
 
Il Rev.mo, Prof. Dr. Pietro Pal di Jassy in Romania con lettera del 15 corrente ha comunicato al Rev.mo Mons. Kaas, Capo del Centro e deputato al Reichstag, avergli il Rev.mo Mons. Can. Mario Glaser narrato che il loro antico compagno di studi nel Collegio Germanico-Ungarico, Mons. Alessandro Frison, verso il principio di questo mese è stato arrestato dai Soviety [sovietici] e deportato in luogo finora sconosciuto, sotto pretesto che fu consacrato segretamente Vescovo.
Il sullodato Mons. Kaas ritiene inutile di rivolgersi direttamente ed ufficialmente al nuovo Ministro degli Esteri, Sig. Dr. Curtius, perché ancora meno benevolo verso la Chiesa cattolica che il suo predecessore Dr. Stresemann (liberale e framassone); pensa quindi di scrivere piuttosto al Console generale, Sig. Schlesinger,
- il quale a motivo delle trattative commerciali colla [con la] Russia ha frequenti contatti colle [con le] Autorità soviettiche
- salvo a mettersi quindi in rapporto a tale caritatevole scopo altresì coll’Ambasciatore di Germania in Mosca, Sig. von Dirksen. Siccome qui questi è cognato dell’Ambasciatore presso la S. Sede, Sig. von Bergen, sarebbe forse a mio subordinato avviso, opportuno di raccomandare anche a lui di interessare personalmente alla cosa il menzionato Sig. von Dirksen.
 
Chinato umilmente al bacio della Sacra Porpora, con sensi di profondissimo ossequio ho l’onore di confermarmi
Dell’Eminenza Vostra Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
 
Eugenio Sacchi Arcivescovo di Sardi
Nunzio apostolico

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Dokument Nr. 86

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA),
R 61668

Datum: 7. Januar 1930
Verfasser: Roth, Deutsches Konsulat Odessa
Empfänger: Deutsche Botschaft Moskau
Inhalt: Auskunft des Deutschen Konsulats in Odessa an die Deutsche Botschaft Moskau vom 7. Januar 1930 über Frison. Es wird vermutet, dass er von d’Herbigny geheim zum Bischof konsekriert worden ist.
Deutsches Konsulat Odessa.
Odessa, den 7. Januar 1930.
An die Deutsche Botschaft Moskau
 
Geheim!
 
Betrifft: Den katholischen Geistlichen  F r i s o n .
 
Pfarrer Frison ist in Selz am Dnjestr geboren. Er besuchte das geistliche Seminar in Saratow, studierte u.a. in Rom und galt schon vor dem Kriege für einen der gebildetsten katholischen Geistlichen in Rußland. Vor dem Kriege war er zuletzt der persönliche Mitarbeiter des Bischofs Kessler in Saratow. Später wurde er nach der Krim versetzt. Anscheinend nach Kertsch.
Es scheint, daß der Pfarrer Frison zu denjenigen katholischen Geistlichen gehört, die Monsignore d’Herbigny bei seiner Reise durch die Sowjetunion ohne Wissen der Sowjetbehörden zu Bischöfen geweiht hat. Jedenfalls sollte Pfarrer Frison vor einem oder zwei Jahren die Diözese übernehmen, zu der Odessa gehört. Eine Wohnung war für ihn hier bereits vorbereitet. Frison wurde jedoch verhaftet und die betreffende Wohnung Eisenbahnarbeitern zugewiesen. Später soll Frison ein zweites Mal verhaftet, aber ebenso wie das erste Mal wieder freigelassen worden sein. Gegenwärtig scheint er sich auf freiem Fuß zu befinden. Wenigstens ist von einer Verhaftung hier nichts bekannt. Auch wird er in dem Prozeß gegen Pater Graf in Simferopol als Zeuge aufgeführt.
 
gez. Roth

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Dokument Nr. 87

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Russia (1922-1937),
Pos. 664 II P.O.,
Fasc. 67,
Fol. 19r-19v

Datum: 5. März 1930
Verfasser: Bergen, deutscher Botschafter im Vatikan
Empfänger: Kardinal-Staatssekretär Eugenio Pacelli
Inhalt: Nachdem Frison nach seiner Weihe zum Bischof zunächst in Haft genommen worden war, befindet er sich nun wieder auf freiem Fuß. Botschafter von Dirksen versucht, weitere Einzelheiten zum Schicksals Frisons in Erfahrung zu bringen.
Roma, li [il] 5 Marzo 1930
 
Deutsche Botschaft beim Päpstlichen Stuhle
 
Sua Eminenza Reverendissima
Il Signor Cardinale Eugenio Pacelli
Segretario di Stato di Sua Santità
Palazzo Vaticano
 
Signor cardinale Segretario di Stato,
 
In seguito alla mia lettera No. 63 del 27 Gennaio a. corr. Sono lieto di poter comunicare a Vostra Eminenza che secondo le informazioni avuto dall’Ambasciata di Germania a Mosca, Monsignor Frison pare trovarsi fortunatamente in libertà.
Secondo le ricerche fatte si è venuti a sapere, che Monsignor Frison veramente fu arrestato, appena divulgata la notizia della sua consacrazione come vescovo ad Odessa, ove doveva risiedere come amministratore di cotesta [codesta] diocesi. L’appartamento a lui destinato da parte delle Autorità Soviettiche [Sovietiche] fu assegnato a degli operai ferroviari. Poco dopo l’arresto Monsignor Frison fu rimesso in libertà. Inoltre risulta dalle informazioni, che Monsignor Frison fu chiamato testimonio nel processo contro il Padre Graf a Sinferopol.
Il Signor Ambasciatore von Dirksen [h]a dato delle istruzioni per rintracciare nuovi particolari in riguardo della sorte del Monsignor Frison. Al dato tempo mi permetterò di darLe ulteriori notizie.
Colgo con piacere l’occasione per rinnovarLe, Signor Cardinale Segretario di Stato, i sensi della mia più alta considerazione.
 
gez. Bergen

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Dokument Nr. 88

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1925-1945),
Pos. Scat. 22,
Fasc. 143,
Fol. 33r-34r

Datum: 15. Januar 1933
Verfasser: Michel d’Herbigny
Inhalt: Alois Kappes entzog sich in Odessa 1930 der Verhaftung durch die GPU mit einem Sprung aus dem Fenster. Geschützt zunächst von vertrauten Personen in Odessa, floh er dann nach Novorossijsk, wo er unter einem Decknamen von einer Frau versteckt wurde. Nach einem Monat wechselte er nach Krasnodar und wurde hier von Verwandten von Pietro Alagiagian aufgenommen. Weil er um deren Schicksal fürchtete, machte sich Kappes auf den Weg nach Charkov. Dort wurde er verhaftet. Seine Helfer Gregorio und Alessandro Alagiagian wurden wegen Komplizenschaft für drei Jahre nach Sibirien deportiert.
Num. Prot.: 189/29
 
[handschriftlich:] Informazioni scritte dal sig. Abdenigo Spacco
il 15 gennaio 1933
 
PADRE ALOISIO KAPPES, PARRCO DELLE COLONIE TEDESCHE NEL CIRCONDARIO DI ODESSA UKRAINA [UCRAINA]
 
Conobbi nel 1929 in Odessa padre Aloisio  K a p p e s  per mezzo di Padre Alisiei di rito orientale. Padre Aloisio Kappes era munito di un passaporto della Città del Vaticano di nazionalità tedesca. Piccolo e basso di statura affabile retto ed amato delle colonie tedesche. Fu accusato di essere in relazione di spionaggio con il paese confinante della Bessarabia, di favorire i fuggiaschi della Russia, di spionaggio militare, di esportazione di valuta russa, ricevendo in cambio dollari.
Nell’aprile del 1930, mentre la GPU, era andata nella sua abitazione per arrestarlo riuscì saltando da una finestra del secondo piano fuggire per la campagna dell’Ukraina [Ucraina], riparare da persone fidate in Odessa, poi raggiunse Novorossisk, e fu ospitato in casa della Signora Kiciscian Agnese. Seppi da lui che volevano fucilarlo, si era fatto crescere la barba, si faceva chiamare Ivano Ivanovic. A Novorossisk si trattenne per quasi un mese, poi dietro consiglio di Monsignor Rott fu accompagnato da persona fidata in Krasnodar in casa dei parenti di don Pietro Alagiagian. Partito Don Pietro da Krasnodar per intimazione dell’Ispolkom locale, il Kappes non si sentì più sicuro di essere in Krasnodar, inoltre anche per il fatto di non compromettere i fratelli di don Pietro.
Riparò in Karkoff, ove avvenne il suo arresto nella fine ne del mese di luglio 1930 dietro tradimento del suo organista Giuseppe.
Sembra che il fatto dell’ospitalità del Kappes, nella famiglia degli Alagiagian Gregorio ed Alessandro Alagiagian siano stati accusati di complicità e per questo confinati per tre anni in Siberia. Seppi pure che il povero Padre Alisiei vecchio di quasi ottantanni [ottant’anni] sia stato messo in prigione in Odessa e morto nelle stesse nel principio del 1931. Era titolare della piccola chiesa di San Pietro, ove officiava in rito slavo.

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Dokument Nr. 89

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA AA),
Botschaft Moskau 373

Datum: 10. August 1934
Verfasser: Hilger, Deutsche Botschaft Moskau
Empfänger: Deutsches Konsulat Odessa
Inhalt: Abgleich einer Liste katholischer Geistlicher durch die Deutsche Botschaft in Moskau.
[Deutsche Botschaft] Moskau, den 10. August 1934
An das Deutsche Konsulat Odessa
 
Bei der Vergleichung der mit dem angezogenen Bericht eingesandten Liste katholischer Geistlicher mit dem hier vorliegenden Material sind nachstehende Verschiedenheiten festgestellt worden:
K ö h l e r , Michael – seit wann verhaftet?
H o f f m a n n  – nach hiesiger Liste „Anton“, nach dortiger „Jakob“ mit Vornamen.
Z y s k a , Christian – soll tot sein.
N e u g u m , Josef – hiesige Anschrift lautet: Odessa, Frunse Str. 233.
B e c k l e r  – hier Böchler.
W o l f , Josef – Pfarrer in Selz erhält vom Roten Kreuz Unterstützung unter der Anschrift Jakob Wolf und quittiert J. Wolf
I h l y  – Anschrift: Station Woshega, Sewernoj shel. dorogi, Sewkrai, uliza Kooperatiwnaja 8.
B a c k  – Anschrift: Dorf Bogunskoje, Post Janowka, Odessaer Gebiet.
K u h n  – nach hiesigen Angaben verhaftet; Anschrift unbekannt.
S k w i r e c k i  – ist bisher in den hiesigen Listen nicht aufgeführt. Deutschstämmig?
 
Es darf ergebenst gebeten werden, entsprechende Feststellungen zu treffen und über das Ergebnis zu berichten.
 
Im Auftrag,
gez. Hilger

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Dokument Nr. 90

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1924-1935),
Pos. Scat. 28,
Fasc. 185,
Fol. 56r-59r

Datum: 7. September 1934
Verfasser: Heinrich Wienken, Direktor Deutscher Caritasverband Berlin
Empfänger: Päpstliche Kommission für Russland
Inhalt: Der Deutsche Caritasverband, Berlin, übersendet der Päpstlichen Kommission für Russland einen Bericht über die Lage der deutschen katholischen Geistlichen im Wolgagebiet, verfasst vom deutschen Außenministerium am 13. Juli 1934; (dieses Schreiben befindet sich im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes unter: Botschaft Moskau 373)
Deutscher Caritasverband
Hauptvertretung
 
Berlin, den 7. September 1934
 
Päpstliches Hilfswerk für die Russen in Deutschland
 
An die
Päpstliche Kommission für Russland
R o m  – Vatikan
 
Auf dem Wege über das Aussenministerium erhielten wir beiliegenden Bericht über die Lage der deutschstämmigen katholischen Geistlichen im Wolgagebiet.
Da wir annehmen, dass der Inhalt des Berichtes auch das Interesse der verehrlichen Päpstlichen Kommission finden wird, so erlauben wir uns, denselben zur vertraulichen Kenntnisnahme zu übersenden.
 
In ehrfurchtsvoller Ergebenheit!
 
gez. Wienken
Direktor.
 
1 Anlage.
 
Abschrift
Die Lage der deutschstämmigen katholischen Geistlichen im Wolgagebiet.
I. Seelenzahl und Gotteshäuser.
Die Seelenzahl der deutsch sprechenden Katholiken im Wolgagebiet wird auf 60 bis 61 Tausend geschätzt. In Saratow sind etwa l000 Seelen.
Seit dem Jahre 1930 sind in der Republik der Wolgadeutschen allein 24 Kirchen geschlossen worden. Zerstört wurden bisher nur die Kirche in Streckerau, eine Kapelle in Engels (früher Pokrowsk) und jetzt die Kirche in Seelmann. Die Kirche in Preuss ist in neuerer Zeit auch weggenommen und in einen Kulturpalast umgewandelt worden. Ähnlich ist es in Marienthal. Die Kirchen und die Geistlichen werden mit Steuern stark belastet. Die katholische Kirche in Saratow, die zugleich Kathedralkirche des Bistums Tiraspol ist, hat für rückständige Steuern noch rund 3400.- Rubel aufzubringen. Der Geistliche ist mit 1500.- Rbl. besteuert worden. Ausserdem ist die Kirche zu Reparaturen aufgefordert worden, deren Kosten amtlich auf 12 400.- Rbl. festgesetzt worden sind. Die Kirche hatte sich bereit erklärt, Reparaturen in Höhe von etwa l000.- Rubel durchzuführen.
 
II. Geistliche.
Im Wolgagebiet befinden sich zur Zeit folgende deutschstämmige katholische Geistliche:
P. H e r m a n n Johannes in Saratow
P. B r u n g a r d Michael in Hildmann, Kanton Kamenka
P. D i e t r i c h Rafael in Preuss, Kanton Seelmann
P.  D e s c h  Adam in Astrachan.
Letzterer war verhaftet, befindet sich aber jetzt auf freiem Fuss. Seine Kirche ist geschlossen, er hält zu Hause Gottesdienst.
Diese Geistlichen sind amtlich registriert und daher auch zur Vornahme geistlicher Handlungen befugt.
Ausserdem befinden sich im Wolgagebiet noch:
P. S c h ö n h e i t e r, Clemens, in Hildmann, bei P. Brungardt,
ferner P.  B a i e r , Georg in Marxstadt.
Diese beiden sind jedoch nicht registriert.
P.  B a d e r , Emmanuel, früher in Louis, Deutsche Wolga-Republik, hat seinen Pfarrbezirk aufgeben müssen. Er war im letzten Jahr verhaftet und sollte für Agentendienste gewonnen werden. Er hat sich jedoch geweigert. Nach seiner Freilassung hat er sich, da ein gedeihliches Arbeiten nicht mehr möglich war, zurückgezogen. Er lebt bei seiner Schwester in der Ukraine.
In Saratow ist auch noch ein polnischer Geistlicher, der vom Roten Kreuz unterstützt wird, und, wie bereits früher bekannt, ein römisch-unierter Geistlicher. Er erhält auch Unterstützung. Den Sowjetbehörden gegenüber hat er bestritten, dass er Geistlicher ist, da die unierten Geistlichen besonderen Verfolgungen ausgesetzt sind.
Den Geistlichen wird bei ihren Fahrten in die Dörfer die Ausübung des Gottesdienstes nicht grundsätzlich verweigert. Mit Rücksicht auf die Feldarbeit wird ihnen aber für den Gottesdienst nur die Zeit bis morgens 7 Uhr und die Mittagspause freigegeben.
Die persönliche Lage der Geistlichen ist nach wie vor sehr schwierig. Aus den Gemeinden beziehen sie so gut wie keine Einnahmen. Es wurde wiederholt nachdrücklich versichert, dass die Geistlichen sich lediglich dank den Unterstützungen durch das Rote Kreuz haben am Leben halten können. Die Unterstützungen sind im Laufe der letzten 1 ½ Jahre von schlechthin entscheidender Bedeutung geworden.
Gegenüber einem Geistlichen hat der Vertreter einer Sowjetbehörde durchblicken lassen, man wisse, dass Rom seine Geistlichen nicht einfach umkommen lassen wolle und ihnen deshalb durch das Rote Kreuz Unterstützungen zukommen lasse. Dagegen habe man auch nichts einzuwenden. Anders sei es mit den Unterstützungen, die auf anderem Wege aus dem Auslande kämen. Damit war offenbar die Sammlung „Brüder in Not“ gemeint.
 
III. Allgemeine Lebensbedingungen.
Die allgemeinen Lebensbedingungen sind etwas besser als im letzten Jahr. Es wird aber immer noch gehungert und die Bevölkerung befürchtet, da das Getreide nicht gut steht, wieder eine böse Hungerzeit. Sehr gross ist der Viehmangel. In Gemeinden, wo vor 4 Jahren noch etwa 2 bis 3 000 Pferde vorhanden waren, sind jetzt überhaupt keine Pferde mehr zu finden.
 
IV. Das religiöse Leben
Das religiöse Leben leidet allmählich unter dem unaufhörlichen Druck der Gottlosen-Propaganda und der behördlichen Massnahmen. Der Jugend kann ein gründlicher Reli­gionsunterricht nicht mehr vermittelt werden. Was sie im Elternhaus an religiöser Bildung auf nimmt, hält in der religionslosen oder religionsfeindlichen Umgebung nicht lange stand. Die Aussichten für die Zukunft sind trübe.
Je mehr Kirchen im Wolgagebiet geschlossen werden, umsomehr wird die Kathedralkirche in Saratow der Mittelpunkt des religiösen Lebens. Es wäre ein harter Schlag für die deutschstämmige katholische Kirche, wenn die Sowjetbehörden durch steuerliche Massnahmen die Schliessung der Kirche erreichen würden.
 
Moskau, den 13. Juli 1934.

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Dokument Nr. 91

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 89r

Datum: 4. Juni 1935
Inhalt: Die katholischen Priester Jaufmann und Böchler wurden in Odessa zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Weiter Druck auf die Priester Schneider und Kopp sowie auf die Wirtschafterin von Letzterem.
Abschrift
 
Odessa, den 4. Juni 1935
 
Vor einigen Tagen sind der katholische Priester  J a u f m a n n  in Josefstal zu 8 Jahren und der gleichfalls vor einiger Zeit verhaftete Priester  B ö c h l e r  in Klein-Liebenthal zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Prozess dauerte mehrere Tage und fand in Odessa unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Empfang und die Vermittlung von Hilfssendungen aus Deutschland soll auch in diesem Gerichtsverfahren die Hauptrolle gespielt haben.
Die in Gross-Liebenthal erscheinende parteiamtliche Zeitung „Für bolschewistische Kollektive“ bringt bezeichnenderweise nichts über den Prozess und über die tatsächlichen Beschuldigungen der beiden Priester, zeigt aber ausserordentlich starke antiklerikale Bestrebungen auf.
Mit der Verhaftung und Verurteilung der beiden genannten Priester sind auch im Rayon Grossliebenthal (Spartakisten-Rayon) nunmehr fast alle Priester beseitigt. Die katholischen Kirchen in Josefstal, Franzfeld, Klein-Liebenthal und Neuburg sind geschlossen und die Glocken sämtlicher – auch der noch bestehenden – Kirchen des erwähnten Rayons abgenommen worden.
Der katholische Priester  S c h n e i d e r  in der Kolonie Strassburg und die Wirtschafterin des Priester Kopp in Strassburg befinden sich wieder auf freiem Fuss; dagegen wurde der Priester  K o p p  selbst, ohne verhaftet zu sein, in den letzten Tagen einem täglichen Verhör unterzogen, das noch nicht abgeschlossen sein soll.

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Dokument Nr. 92

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 81r

Datum: 19. Juni 1935
Inhalt: Dem Heiligen Stuhl 1935 vorliegende Informationen offenbar des Auswärtigen Amtes über die Verhaftung des katholischen Geistlichen Theobald Kopp. Der katholische Pfarrer Fix wurde gezwungen, seine Gemeinde im Rajon Selz zu verlassen. Zwei engagierte Katholikinnen, eine Wirtschafterin und eine Verwandte des verstorbenen Bischofs Zerr wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Abschrift
 
[ohne Ort] den 19. Juni 1935.
 
Am 7. ds. Mts. [diesen Monats] ist der katholische Pfarrer Theobald  K o p p  in der Kolonie Strassburg, Rayon Selz, verhaftet und am l0. ds. Mts. [diesen Monats] in das Odessaer Untersuchungsgefängnis eingeliefert worden. Ihm wird Briefverkehr mit dem Ausland, insbesondere mit Rumänien, woher er stammt, zur Last gelegt.
Ferner ist vor einigen Tagen dem katholischen Pfarrer Johannes  F i x  in der benachbarten Kolonie Baden, Rayon Selz, von den örtlichen Behörden nahegelegt worden, das Dorf zu verlassen. Pfarrer Fix, der etwa 80 Jahre alt ist und noch amtierte, hat sich darauf entschlossen, dieser Aufforderung nachzukommen. Der letzte Gottesdienst ist ihm für den 21. d. Mts. [diesen Monats] gestattet worden. Damit sind auch die kirchlichen Gemeinden des deutschen Rayons Selz nunmehr ohne Geistliche.
Weiter ist bekannt geworden: die Wirtschafterin des vor einigen Jahren verstorbenen Bischofs Zerr in Kandel ist zu 5 Jahren und eine Verwandte des Bischofs Zerr, Margarete Brendel in Selz, zu 4 Jahren Freiheitsentziehung verurteilt worden. Letztere ist ein Krüppel und hinterlässt in Selz ihren 92-jährigen Vater und ihre 87-jährige Mutter. Die beiden verurteilten Frauen sollen sehr um die Erhaltung der Kirchen und des kirchlichen Lebens in ihrem Bezirk bemüht gewesen sein.

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Dokument Nr. 93

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 80r

Datum: 9. Juli 1935
Inhalt: Dem Heiligen Stuhl vorliegende Informationen offenbar des Auswärtigen Amtes über die Haft von elf deutschen katholischen Geistlichen in Odessa 1935 und über die Verurteilung von drei Geistlichen zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe.
Abschrift
 
[ohne Ort] den 9. Juli 1935
 
Im Gefängnis in Odessa befinden sich zur Zeit 11 deutschstämmige katholische Priester aus dem hiesigen Bezirk, darunter auch solche, die bereits vor Monaten verurteilt worden sind, worüber jeweils berichtet worden ist.
Die Namen der 11 Priester sind:
Prälat  K r u s c h i n s k y  (Speyer),
Anton  H o f f m a n n  (Landau),
T h a u b e r g e r  (Karlsruhe),
Josef  W o l f  (Selz),
A l b e r t  (Kandel),
J a u f m a n n  (Josefstal),
L o r a n  (Sulz),
K o p p  (Strassburg),
B ö c h l e r  (Klein-Liebental),
N o l d  (Marienthal),
K ö h l e r  (Speyer).
Die Geistlichen  A l b e r t ,  K ö h l e r  und  W o l f  sind zu je 10 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

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Dokument Nr. 94

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 110r-111r

Datum: 14. November 1935
Verfasser: aus dem Umfeld der italienischen Botschaft
Empfänger: Kommission Pro Russia
Inhalt: Nach Mitteilung der italienischen Botschaft gibt es in Odessa, in Tiflis und Kiew keine katholischen Priester mehr. Frison, der 1933 wegen seiner Italienisch-Kenntnisse die Erlaubnis erhalten hatte, die italienische Gemeinde in Kerč geistlich zu unterstützen, wurde nun von den sowjetischen Behörden untersagt, sich von Simferopol’ wegzubewegen.
A P P U N T O
 
Dall’Appunto della R. Ambasciata d’Italia in data 30 Ottobre 1935-XIV risulta che oggi ad Odessa i cattolici sono – purtroppo – privi di qualsiasi assistenza religiosa, per l’assoluta mancanza di sacerdoti.
Poiché, in casi e circostanze simili, la vigile attenzione dei Rappresentanti diplomatici e consolari d’Italia è giù felicemente riuscita ad ottenere le continuazione delle pratiche del culto; è lecito sperare che anche questa volta un eventuale interessamento del R. Console Generale di Odessa sarebbe efficace.
Anche la Colonia italiana di Kersc da qualche tempo è priva di assistenza religiosa, perché Mgr. Frison, che, mercé il vivo interessamento del R. Ambasciatore d’Italia in [a] Mosca e del R. Console Generale di Odessa, dal gennaio 1933 aveva ottenuto il permesso – per la sua conoscenza della lingua italiana – di assistere anche gli Italiani di Kersc, ora è impedito dalle autorità sovietiche di muoversi da Sinferopoli.
Per di più gli italiani di Kersc sono stati falsamente accusati del furto sacrilego commesso nella Chiesa di Kersc probabilmente dagli stessi comunisti (altre volte si sono avuti casi analoghi) e perciò sono stati sottoposti a forte ammenda: non potendola essi pagare, per la loro povertà, è prevedibile che si arriverà definitivamente alla chiusura della chiesa, unica nel luogo.
Infine da altre località – Tiflis, Kiew etc. – viene oggi segnalata la mancanza assoluta di sacerdoti.
È certo che finora l’azione prudente ed abile dei RR. Ambasciatori e Consoli d’Italia nell’U.R.S.S. ha assai giovato alla religione cattolica e la loro presenza alle funzioni religiose nella Chiesa Cattolica ha destato sempre nel popolo russo sentimenti di simpatia ed ammirazione verso l’Italia. Sicché si può nutrire fiducia che anche nei dolorosissimi casi odierni un provvido intervento presso le autorità sovietiche non soltanto in difesa della libertà di coscienze dei cattolici italiani residenti in Russia, ma altresì a tutela della libertà degli stessi Rappresentanti italiani perché sia loro possibile, quando vogliano, assistere alle funzioni religiose del culto cattolico, potrà raggiungere l’effetto desiderato.
 
14 Novembre 1935.

Auswahl
Dokument Nr. 95

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1941),
Pos. Scat. 46,
Fasc. 267,
Fol. 43r-43v

Datum: 29. März 1936
Verfasser: Maryetta J.M.M.
Empfänger: Päpstliche Kommission Pro Russia
Inhalt: Die Franziskanerin Maryetta bittet um Hilfe für Josef Neugum, der im Februar 1936 zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde.
Très Révérend et très cher Père,
P.C.C.
 
Je suis bien heureuse de pouvoir Vous écrire profitant de l’occasion, et Vous remercier du fond du cœur pour tout ce que Vous avez fait pour nous dans cette malheureuse Russie. – Merci du soin que vous avez pris de nous et de notre si chère petite Eglise, qui a été prise par les Bolchéviques aussitôt après Votre départ. Merci aussi pour les secours matériels, si fréquents, Dieu vous le rende.
Je me sens aussi en devoir de Vous transmettre une demande dont on m’a chargée. Mr. le Doyen Joseph Nejgum m’a supplié de transmettre son ardente prière. Comme il disait il ne sagit [s’agit] plus ici de lui personnellement, mais du bien de l’Eglise en Russie en vue duquel il serait très utile si la Pologne pouvait le libérer par voie d’échange. Il désirait beaucoup que sa supplique puisse parvenir jusqu’au Saint Père. Ce que les autorités Bolchéviques exigent de lui, il ne peut le décider lui-même. Il aurait désiré pouvoir parler avec quelque théologien ou Jésuite, pour savoir quelle est dans ces cas l’opinion du Saint Père. Tout ce que le Saint Père décidera à son égard, il le recevra toujours avec une filiale soumission.
Depuis octobre pendant un demi mois il allait 2 fois par jour au G.P.U. pour y être interrogé. Le 16 novembre 1935 il fut arrêté et vers la fin de février 1936 condamné à 10 ans de prison, et d’exil. Nous ne savons encore où il a été envoyé.
J’écris ceci avec l’espoir que Vous saurez Mon Très Révérend Père le mieux quel usage en faire. Je suis sûre que si cela Vous est seulement possible Vous ne laisserez pas le malheureux prisonnier sans secours.
Je baise Vos mains Mon Très Révérend et bien cher Père, au nom des Sœurs qui sont revenues, et de celles qui sont encore en Russie en demandant Votre bénédiction et Vos prières pour toutes
 
   reconnaissantes toujours en J.M.J.N.D.ST.FR.
 
gez. Maryetta F.M.M.
 
Varsovie 29 Mars 1936

Auswahl
Dokument Nr. 96

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1941),
Pos. Scat. 46,
Fasc. 268,
Fol. 21r-24r

Datum: 14. Mai 1937
Verfasser: Polnisches Rotes Kreuz
Inhalt: Liste katholischer Geistlicher, die im Mai 1937 in der UdSSR auf Solovki, in anderen Lagern in Haft waren und bestimmte Orte nicht verlassen durften, darunter auch Deutsche [Namensformen in polnischer Schreibweise].
Rome, le 14 Mai 1937
Strictement secret.
 
Notice sur les prêtres catholiques en l’U.R.S.S. D’après des nouvelles qui datent de Moscou du 22 mars cour. Il y a en l’U.R.S.S. les prêtres catholiques, emprisonnés ou confinés dont la liste suit:
 
1. Dans les îles de Solowietzk:

1)

Mr. l’Abbé

Baranowski Piotr,

2)

"

Dziemian Jozef,

3)

"

Dziemieszkiewicz Antoni,

4)

"

Erk Ludwik,

5)

"

Krojan Stefan,

6)

"

Hanski Stanisław,

7)

"

Jarmołowicz Antoni,

8)

"

Jurewicz Bolesław,

9)

"

Kapusta Piotr,

10)

"

Karpinski Jozef,

11)

"

Kobec Antoni,

12)

"

Kowalski Jozef,

13)

"

Łukacz Jan,

14)

"

Łukjanin Jozef,

15)

"

Madera Piotr,

16)

"

Mioduszewski Jozef,

17)

"

Opolski Ignacy,

18)

"

Puczkar-Chmielewski Adam,

19)

"

Samosenko Andrzej,

20)

"

Sawicki Aleksandr,

21)

"

Szaciłło Albin,

22)

"

Szyszko-Bohusz,

23)

"

Szymanski Wacław,

24)

"

Turowski Maksymilian,

25)

"

Wolf Michał

26)

"

Zawryt Jan

 
II. Dans les camps de concentration:

1)

Mr. l’Abbé

Batmaniszwili Szyio, Kuziema, Kierowska D.Z.

2)

"

Borodilla Jòzef,

3)

"

Certento Hieronim, (il a été en prison à Krasnojarsk, séjour actuel inconnu),

4)

"

Edidzanjan Mesrab, séjour inconnu,

5)

"

Fluch Ferdynand, Buchta Nagajewo,

6)

"

Gorajs Adam, Miedwiezja Gora,

7)

"

Jachniewicz Stanisław, Buchta Nagajewo,

8)

"

Jodokas Michał, il a été à Tiecz Łag, séjour actuel inconnu.

9)

"

Jurkiewicz Grzegorz, St. Jaja,

10)

"

Kaczor Kaczorowski Mikołaj, Miedwiezja Gora,

11)

"

Kasperowicz Feliks, Karaganda,

12)

"

Klemczewski Zygmunt, Kot. Łag.? séjour actuel inconnu.

13)

"

Kosinski Jozef, Czibju,

14)

"

Krzywicki Adolf, Czibju,

15)

"

Kucharski Adolf, Niedwiezia Gora

16)

"

Łupinowicz Karol, séjour inconnu.

17)

"

Pietkiewicz Jòzef, Kem,

18)

"

Piotrowski Leon, Mariinsk,

19)

"

Roszkiewicz Bolesław, Kuziema,

20)

"

Rudenko Andronik, Kiem,

21)

"

Sobocinski Mieczysław, Temir? séjour inconnu.

22)

"

Szczepaniuk Mikołaj, Buchta Nagajewo,

23)

"

Szenfeld Aloizy, Karaganda,

24)

"

Szubert Paweł, Swirłag,

25)

"

Wardidze Emanuel, Karaganda,

26)

"

Wierzbocki Jòzef, Miedwiezia Gora,

27)

"

Wojno Stefan, St. Jaja.

28)

"

Wołczak Paweł, Karaganda.

29)

"

Wylezynski Franciszek, séjour inconnu Karaganda?

30)

"

Zdaniewicz Jakòb, Miedwiezia Gora,

31)

"

Zołnierowicz Ignacy, Karaganda.

32)

"

Gejt Piotr, Miedwiezia Gora.

 
III. Confinés sans droit de s’éloigner:

1)

Mr. l’Abbé

Bieniecki Jòzef, Mariinsk,

2)

"

Borecki Stanisław, Archangielsk,

3)

"

Budzinski Franciszek, Bransk,

4)

"

Chomicz Paweł, Aufa, de retour de Solowetzk, chez Mr. l’Abbé Budrys.

5)

"

Cybulewicz Stanisław, Ułła,

6)

"

Czyrski Franciszek, Karaczajew,

7)

"

Dunin Wąsowicz Bronisław, Rostow s. Don,

8)

"

Dworzecki Władysław, Kamieniec Podolski,

9)

"

Filip Adolf, Witebsk, (rev. de Solowietz),

10)

"

Jankowski Roman, Uszomir,

11)

"

Jędruszczak Marian, Zytomierz,

12)

"

Kasprzykowski Stanisław, Karaczajew,

13)

"

Kottak Franciszek, Gołowan p.Odessa,

14)

"

Kruszynski Jòzef, Tałgar,

15)

"

Krummel Jòzef, Joszkar Oła,

16)

"

Kuczynski Aleksander, Oreł,

17)

"

Kurowski Antoni, Archangielsk,

18)

"

Kwasniewski Zygmunt, Kiew,

19)

"

Łubienski Ignacy, Kursk,

20)

"

Markuszewski Albon, Sieło Kiemskoie, Krasnojarsk,

21)

"

Mierzwinski Władysław, Kujbyszew,

22)

"

Rosenbach Jakòb, Kursk

23)

"

Rajchert Cyriak, Karakalinsk

24)

"

Przytułło Aleksander, Łochojosk

25)

"

Przysiecki Witold, Human.

26)

"

Kuzynowski Marek, Zytomierz,

27)

"

Sapariszwili Konstanty, Borzom,

28)

"

Salwidzinski Sebastian, Woroszyłowsk

29)

"

Słotwinski Adolf, Wolsk,

30)

"

Słowinski Stanisław, Saratow,

31)

"

Siwicki Kazimierz, Ałma-Ata

32)

"

Sowinski Józef, Taszkant,

33)

"

Stronczynski Wiktor, Syktywar pr.Kom.

34)

"

Strusiewicz Mikołaj,        

35)

"

Szawdynis Mieczysław, actuel. à Bransk

36)

"

Traczynski Antoni, Orioł,

37)

"

Wegedis Antoni, Rybnica Moldawska

38)

"

Wersocki Jan, Alma-Ata

39)

"

Woronicz Jozef – Kiercz

40)

"

Unicki Jozef, Zytomierz

41)

"

Zabuski Feliks, Archangielsk

42)

"

Zolnierowicz Wladyslaw, Wieliz

43)

"

Zukowski Antoni, Irkuck

44)

"

Blechman Bolesław dernièrement arrêté à Ordzonikidze (Wladkaukaz [Wlakaukaz]) lieu d’arrestation inconnu

45)

"

Czerwinski

 
D’après des nouvelles plus récentes encore, datées du 5. IV de l’an. c. Mr. l’Abbé Albin Markuszewski se trouve à Kazaczynskoie, région de Krasnoiarsk, et Mr. l’Abbé Joseph Ulanicki qui a été à Zytomierz est mort.
On apprend aussi que la délégation de la Croix Rouge polonaise qui jusqu’ici s’occupait de l’aide à ces prêtres, a été supprimée depuis le 1 avril cour. Les prêtres indiqués sur la liste on reçu au mois de Mars des subventions augmentées, et l’on espère de trouver bientôt une autre forme pour leur venir en aide.

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Dokument Nr. 97

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1927-1941),
Pos. Scat. 48,
Fasc. 286,
Fol. 18r-20r

Datum: 20. Januar 1938
Verfasser: Leopold Braun
Empfänger: Filippo Giobbe
Inhalt: Leopold Braun berichtet der Päpstlichen Kommission Pro Russia über die Beschränkungen für die religiösen Gemeinden, über den Tod des deutschen Priesters Johannes Baumtrog auf Solovki und über den Tod des deutschen Priesters Michael Hatzenböller im Gefängnis von Mariupol. Dieser war auf der rechten Seite gelähmt gewesen und hatte die Heilige Messe nur mit einem Arm gesprochen.
Le 20 janvier 1938
 
Monsignore Filippo Giobbe
243 Via Nazionale, Roma.
 
Révérendissime Seigneur,
 
Le 13 de ce mois a été reçu votre honorée lettre du 30 décembre, pour laquelle je vous remercie ainsi que pour les salutations de Domenico à qui j’ose vous prier de bien vouloir faire parvenir le pli ci-joint. Malgré mon grand désir, il m’a été impossible de lui écrire avant maintenant. Grand merci Monseigneur pour ce dérangement que je m’excuse de vous imposer.
Le 14 courant, Sante m’a remis dix séries pour lesquelles je vous dis toute ma reconnaissance en mon nom des malheureux qui bénéficient de votre sollicitude. Naturellement la discrétion interdit d’en faire connaître la source mais la gratitude n’est pas moindre pour cela.
Quant au 8 décembre, le jour même où vous me faisiez l’honneur de m’écrire, le comité exécutif de la casa fut mandé par le Mossoviet où on lui dit tout simplement ceci: „Vous n’avez pas de prêtre et vous n’en aurez pas. Que faites vous avec ce grand édifice? Vous feriez bien de nous signer un papier comme quoi vous rendez l’édifice au Mossoviet.“ !!! Le procédé est simple comme vous le constatez Monsigneur. Heureusement que malgré la peur et la terreur que règnent ici et partout ailleurs, le comité n’en fait rien.
J’essayai immédiatement d’alerter le Ministre de Lithuanie [Lituanie] qui malheureusement était parti en congé à l’étranger. Finalement je pus le voir le 13 et lui proposai le moyen suivant dans une dernière tentative de conserver ce lieu: Je le priai de faire une démarche auprès des autorités, sollicitant l’autorisation pour votre serviteur de dire au moins la messe de façon à ce que lui le Ministre et le personnel de sa Légation puissent continuer à pratiquer leur religion dans cet édifice. J’insistai pour que la demande soit présentée comme venant de lui-même et non de moi, ce à quoi du reste le Ministre souscrivit de tout cœur car il tient beaucoup à ce que cette casa reste ouverte. Je revis le Ministre fortuitement le 15 et il me dit alors que son entrevue avec Litvinov ou Potemkine devait avoir lieu le lendemain, dimanche 16 janvier. Je n’ai plus de nouvelles à ce sujet et me demande si cela est signe d’un refus. Naturellement j’ai prié le Ministre dans l’éventualité d’une réponse affirmative de m’obtenir une autorisation nominale et formelle écrite pour être à l’abri de toute supercherie malicieuse. Comme les choses se décident avec grande lenteur par ici, on peut toujours espérer. Incidemment le Ministre, lors de la conversation du 13 janvier, m’a confié qu’il n’avait pas abandonné tout espoir d’obtenir un chapelain pour sa Légation, avec autorisation de faire du ministère publique. Il ajouta que les pourparlers à ce sujet étaient déjà entamés à Kauvnas par son Ministère. Personnellement, je ne crois pas que cette chose soit accordée dans les circonstances actuelles. On peut toujours espérer.
Tout ce qui a pu être fait avec la discrétion et l’effacement nécessaire de votre serviteur, a été fait pour encourager la „dvatsatka“ à tenir ferme. Les assurances viennent d’être payées, la moitié de la somme ayant été versée par le trust de légumes occupant le sous-sol. Bientôt ce seront les impôts et le Ministre à qui j’en ai dit un mot, a dit qu’il espérait obtenir un secours.
Il faudra se débattre sérieusement car on sait positivement qu’une organisation veut s’emparer de cet édifice pour en faire un club!
Toutes les églises restées encore ouvertes au culte ici dans cette ville, viennent de recevoir une circulaire de l’administration des cultes demandant une copie et vérification de l’inventaire. Pour nous c’est déjà chose faite et tout est en ordre à St. Louis, où le dévouement d’une dame assisté [assistée] de sa fille, est responsable pour la bonne tenue de l’édifice.
Il n’en est pas de même pour le 8 déc. qui a reçu la même sommation. Par malheur tous les papiers légaux étaient aux mains, du curé. Lors de sa dernière arrestation, tout, absolument tout a été confisqué par le G.P.U. Rien qu’à ce seul point de vue, de grosses difficultés sont à carindre. Légalement on a le droit d’aller réclamer ces documents et je l’ai dit plusieurs fois aux intéressés. J’espère que leur courage sera à la hauteur de la situation.
Voici maintenant Monseigneur d’autres tristes nouvelles. Le 11 janvier j’ai appris le décès survenu aux prisons de Solowki de l’abbé Johannes  B A U M T R O G. Tout ce que l’on sait est que le triste évènement s’est produit en mars 1937. La nouvelle m’a été communiquée par un paysan de la Volga qui lui l’a su par une lettre d’un beau-frère habitant Tiflis!
De même source j’apprends le décès à la prison de Mariupol (Crimée) de l’abbé Michael  H A T Z E N B U L E R  mort en octobre de 1937. Il était paralysé du côté droit et disait la messe avec un bras!
J’ai célébré ce matin même pour le repos de l’âme de l’abbé Baumtrog et le ferai sous peu pour l’autre abbé, deux martyrs.
Selon les nouvelles que je reçois par bribes des voyageurs arrivant de lointaines régions, il y aurait une concentration générale de prêtres surtout d’origine polonaise dans le Kasakstan et à Karaganda en particulier. On me signale de source absolument certaine la présence à cet endroit des abbés Kroushinsky, Bardidze, Klemtchinski, Dimoura (récement arrivé de Baku) Verbitsky (autrefois à Voronezh) et finalement Tratchinski aussi de Voronezh.
Les conditions de leur incarcération sont épouvantables à entendre. La faim et la nudité sont générales. L’interdiction de correspondre est sévèrement surveillée, aucune correspondance, aucuns paquets. L’abbé Vardidze (Emmanuel Pavlovitch) était autrefois à Tiflis, ce qui porte à croire que les arrestations si nombreuses et conclusives de l’été dernier se sont faites ressentir jusqu’au Caucase où le 22 août exactement, on me signalait l’activité encore existante à cette date d’une dizaine de prêtres catholiques. L’impossibilité des communications sures et régulières nous empêche de nous renseigner avec précision.
Au point de vue diplomatique, une véritable bombe vient d’éclater il y a quelques jours, par où le gouvernement soviétique vient de notifier les gouvernements de Grande Bretagne, Suéde [Suède], Létonie [L’Etonie], Iran et Turkie que tous leurs consulats à l’exception de ceux de Moscou, doivent être fermés dans un délai de deux mois! L’Angleterre a un consulat général à Léningrad de grande importance; la Suède et la Léttonie également ont des établissements de ce genre. Les Turcs et les Persans à eux deux en ont une dizaine répartis un peu partout. Tous doivent fermer pour les deux mois à venir. Naturellement cela a jeté l’émoi dans le corps diplomatique. La vague de xénophobie comme vous le voyez n’a pas fini de déferler sur ce pays. Je me permets de signaler le Moscow Daily News du 18 janvier ainsi que les autres journaux soviétiques où un discours de Jdanov [Ždanov] prononcé à la session parlementaire, jette un peu de lumière sur cette décision. Les Soviets demandent ces fermetures sur la base de parité mais tous ces messieurs sont d’accord pour dire que c’est un moyen outre pour restreindre encore davantage l’activité étrangère en U.R.S.S. Les Anglais considèrent la demande comme une grosse imprudence. Les Persans au contraire, disent-ils par-ce que cela dimunera l’activité communiste dans leur pays, où elle est très active alors que leurs propres consulats persans sont loin d’être débordés. Ne resteront à Léningrad vraisemblablement, qu’un consulat finlandais, un polonais (peut-être) et un norwégien. Le fait est que l’on ne sait trop rien de précis pour l’instant. Cependant l’ordre existe déjà et les Soviets en attendent l’exécution. Il est à noter que ces notifications officielles ont été communiquées aux pays respectifs longtemps avant l’explosion de Jdanov [Ždanov] au parlement.
Pour terminer je vous parle de ma pauvre personne rien que pour vous dire que les agneaux ici m’ont accordé trois mois de séjour en leur paradis i.e. jusqu’au 10 mars je crois. Dans tous les cas mon brave et excellent consul estime que ce n’est pas la peine de se déranger pour aller chercher mes documents à la section administrative des passeports. Tout ceci n’est pas très rassurant bien que mon ambassade soit prête à m’appuyer dans toute la mesure du possible.
Le relevé des dépenses est prêt Monsigneur mais je ne puis trouver le temps nécessaire pour le mettre au propre car je dois encore préparer les journaux et partir porter ceci chez Sante. La besogne ne manque certainement pas et je suis content de pouvoir faire mon petit possible, vous remerciant à nouveau pour vos bons encouragements. Je vous redis tout mon profond respect et mon filial attachement en Notre-Seigneur.
 
gez. Leopoldo

Auswahl
Dokument Nr. 98

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1941),
Pos. Scat. 46,
Fasc. 268,
Fol. 35r

Datum: 28. Juni 1938
Inhalt: Liste katholischer, vor allem deutscher Geistlicher, die zwischen 1936 und 1937 in Gefangenschaft oder im Gefängnis gestorben sind [Namen teils in französischer Schreibweise].
Liste incomplète de noms de prêtres décédés en prison ou en captivité, durant les années 1936-1937.
 
*******************************
Monseigneur Alexandre Frison (mai-juin? – 1937) fusillé.
Hatzenboller Michel – mort en oct. 1937 en prison à Mariupol-Crimée.
Bach Johannes
Wolf Laurentius
Klöpfer Waldemar
Nold Johannes? Joseph? (On ne sait lequel des deux)
Zysko Christian
Avglo Peter – mort en prison à Mohilev vers oct. 1937.
Schultz Florian – mort en travaillant au Volgastroi 1935 (nouvelle communiquée le 17-XI ’37)
Baumtrog Johannes – mort en mars 1937 à Solowki.
Roushkiéwicz Boleslaw – mort a Solowki en mai 1937.
Oulianitski Joseph – mort le 29 juin 1935 à Zhitomir.
Gelnierowicz Ignatius – très probablement fusillé en août 1937 à Dolniki, 40 kil. De Karaganda.
 
********************************
R.I.P.
 
N.B. On vient de me signaler le décès de l’abbé Michel Promgart arrêté pour la seconde fois en novembre 1937. Lors de sa première arrestation en 1937, il avait été relâché à cause d’une sévère maladie.
Le 28 juin 1938.

Auswahl
Dokument Nr. 99

7. Leben bis zum Tod: Frison und andere deutsche Geistliche in den Mühlen des Terrors

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1921-1941),
Pos. Scat. 46,
Fasc. 268,
Fol. 59r-61r

Datum: 3. August 1938
Inhalt: Vom 3. August 1938 und 19. August 1938 datierte Listen mit umgekommenen, im Lager in Karaganda inhaftierten Geistlichen, und mit Priestern, die in der zweiten Hälfte des Jahres 1937 gefangengenommen wurden, darunter eine Reihe Deutscher [Namensformen teils in französischer Entsprechung].
Rome, le 3 Août 1938
 
Liste des prêtres morts en URSS.
 
1) Awgło Piotr, ancien curé de Smolensk, mort en prison à Mohylew en novembre 1937.
2) Gaszynski Leonard, anc. chapelain de Marin, curé de Charkof [Charkow], mort en prison à Charkow vers la fin de 1937.
3) Kottak François, fils de Dominique, anc. curé de Szurawka en Podolie, mort au mois d’Août 1937. Probablement à Roskojna, district d’Odessa.
4) Roszkiewicz Boleslas, fils de Stanislas, mort à Kuziema en mai 1937 (anc. curé de Nowokonstantynòw).
5) Wolf Michel, anc. curé d’Odessa, mort à Solowietzk. Date inconnue.
6) Wegedis Antoine, fils de Jean, mort à Rybnica en Moldavie. Date inconnue.
7) Zolnierowicz Ignace, fils de François, anc. curé à Smolensk, mort à Dolinskoje, Karaganda en août 1937. (fusillé?)
8) Pach Jean – lieu et date inconnus.
9) Baumtrag [Baumtrog] Jean, mort en mars 1937 à Solowietzk.
10) Mgr. Alexandre Frison (? Prison?) – fusillé en juin 1937.
11) Hatzenboller Michel, mort en Octobre 1937 dans la prison de Mariupol.
12) Klöper Waldemar – lieu et date de la mort inconnus.
13) Nold Jean (ou Joseph) –      "
14) Szulc Florian – mort en 1935 aux travaux de Wolgostroj.
15) Wolf Laurent (Michel) – date et lieu de mort inconnus.
16) Zysko Christian –               "
 
Liste des prêtres qui se trouvent dans le camp de concentration à Karaganda.
 
1) Wierzbicki Joseph, Fils de Thomas. (transféré du camp de Kirock)
2) Dimura Stefan, armenien.
3) Kelsch Joseph, allemand.
4) Wart Jakob,      "
5) Behcler [Bechler] Walentin,      "
6) Hofferman Antoine,      "
7) Jaufman Philip,      "
8) Keller Michel,      "
9) Kopp Theobald,      "
10) Neugum Joseph,      "
11) Reickert Cyriac,      "
12) Stille Michel,      "
13) Thauberger Jean,      "
 
Rome, le 19 Août 1938. –
 
Liste des prêtres qui ont été probablement arrêtés dans la seconde moitié de 1937 et qui sont signalés comme „étant partis en direction inconnue“.
 
1) Bieniecki Joseph, fils de Vincent.
2) Czyrski François, fils de Thomas.
3) Kruszynski Joszph, fils de Pierre.
4) Kurowski Antoine, fils de Marcel.
5) Łubienski Ignace, fils d’Adolf.
6) Mierzwinski Wladyslaw, fils d’Adolf.
7) Rosenbach Janus, fils de Joseph.
8) Prytułło [Przytuło] Alexandre, fils de François.
9) Przesiecki Witold, fils de Dominique.
10) Puzynowski Mark, fils de Stefan.
11) Sowinski Joseph, fils de Boleslas.
12) Słowinski Stanislas, fils de Jean.
13) Stronczynski Wiktor, fils de Constantin.
14) Strusiewicz Nicolas, fils de Constantin.
15) Sabudzinski Sebastien, fils de Sebastien.

Auswahl
Dokument Nr. 100

5. Hilfsdiplomatie, Kommunikationswege und Vermittler

Segreteria di Stato, Sezione per i Rapporti con gli Stati, Archivio Storico (S.RR.SS.),
Congregazione degli Affari Ecclesiastici Straordinari (AA.EE.SS.),
Pro Russia (1932-1935),
Pos. Scat. 11,
Fasc. 77,
Fol. 67r

Datum: 21. Mai 1935
Inhalt: Dem Heiligen Stuhl vorliegende Informationen offenbar des Auswärtigen Amtes über die Hinrichtung des Deutschen Michael Röhrich aus der Kolonie Katharinental 1935. Die Tochter des Erschossenen hatte sich seinerzeit um Hilfe an kirchliche Kreise in Deutschland gewandt.
[ohne Ort] … den 21. Mai 1935
 
Maria Röhrich, die Tochter des seinerzeit zum Tode verurteilten Michael Röhrich aus der Kolonie Strassburg, hat heute hier mitgeteilt, dass das gegen ihren Vater ausgesprochene Urteil dieser Tage vollstreckt worden ist. Der Tag der Erschiessung ist ihr weder von der Staatsanwaltschaft noch von ihrem Rechtsbeistand bekanntgegeben worden. Die letzte Lebensmittelübergabe fand am 11. ds. Mts. [diesen Monats] statt.
Mit Röhrich zusammen sollen, nach den Angaben der Maria Röhrich, noch vier weitere Verhaftete, darunter Simon Klein aus der Kolonie Katharinental, erschossen worden sein, der vor einiger Zeit zu 7 Jahren Gefängnis begnadigt worden ist. Eine Bestätigung dieser Meldung war jedoch bisher nicht zu erhalten.

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